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Braun, Abraham J.

geb. am 10. Mai 1882 in Alexanderwohl (Kolonie Molotschna), Ukraine, gest. am 12. Oktober 1970 in Ibersheim (Rheinhessen), Deutschland; Prediger, Vorsitzender der Vereinigung der Deutschen Mennonitengemeinden und Repräsentant zahlreicher anderer mennonitischer Organisationen.

Nach seinem zweijährigen Militärersatzdienst (Forsteidienst) studierte er zwei Jahre an der Bibelschule der Evangelischen Allianz in Berlin. 1912 bis 1915 unterrichtete er an dieser Schule und an einer Handelsschule. 1916 heiratete er Paula Sievers.

1920 trat Braun eine Stelle als Missionssekretär des neu gegründeten Missionsbundes „Licht im Osten“ in Wernigerode/Harz an. Drei Jahre später wechselte er zur ebenfalls neu gegründeten Mennonitischen Flüchtlingsfürsorge (später Deutsche Mennonitenhilfe, DMH) nach Oberursel im Taunus über. Die Deutsche Mennonitenhilfe betreute zunächst mennonitische Flüchtlinge aus Russland. 1928 übernahm Braun die Predigerstelle der Mennonitengemeinden →Ibersheim (bei Worms), Eppstein (bei Frankenthal) und Ludwigshafen am Rhein, die er bis zu seinem Ruhestand 1957 innehatte.

Nebenher stellte er sich für viele ehrenamtliche Aufgaben zur Verfügung. So redigierte er von 1933 bis zu dessen behördlich verfügter Einstellung 1941 den Christlichen Gemeindekalender der Konferenz süddeutscher Mennoniten, einen Vorläufer des späteren Mennonitischen Gemeindekalenders bzw. des Mennonitischen Jahrbuches. 1935 wurde er in den Vorstand der →Vereinigung der Deutschen Mennonitengemeinden gewählt und mit der Kassen- und Geschäftsführung beauftragt. Diese Funktion übte er bis 1952 aus.

Ebenfalls 1935 wurde er in das Komitee der Konferenz süddeutscher Mennoniten gewählt, dessen Vorsitz er 1948 übernahm. Diese Konferenz war ein wichtiges Bindeglied zwischen den stärker pietistisch geprägten Gemeinden des →Verbandes deutscher Mennonitengemeinden (Bayern, Baden, Württemberg) und den eher liberal geprägten Gemeinden in der Vereinigung der Deutschen Mennonitengemeinden (von der Pfalz über den Norden Deutschlands bis nach Ost- und Westpreußen). Diese Mittelstellung entsprach der gemäßigt pietistischen Einstellung Brauns, der sich als Brückenbauer verstand und dem die Einheit des Mennonitentums wichtig war.

1942 bis 1950 leitete er die →Mennonitische Hilfskasse und wurde 1946 Geschäftsführer des →Hilfswerkes der Vereinigung der Deutschen Mennonitengemeinden. Hinzu kam der Vorsitz der Konferenz pfälzisch-hessischer Mennonitengemeinden, die Mitarbeit im Ausschuss für das Mennonitische Lexikon, im Deutschen Mennonitischen Missionskomitee und im sog. Mennonitischen Zentralausschuss, der die Zusammenarbeit zwischen dem nordamerikanischen Hilfswerk, dem →Mennonite Central Committee, und dem deutschen Hilfswerk koordinierte.

Nach 1945 hatte Braun persönliche Kontakte zu den Mennoniten in der Schweiz, im Elsass und in den Niederlanden geknüpft. Die durch den Zweiten Weltkrieg entstandene tiefe Kluft zwischen deutschen und anderen europäischen Mennoniten bewegte ihn. Vor allem, dass die Niederländer die Hand zur Versöhnung reichten, beeindruckte ihn tief. Er pflegte die Verbindungen und setzte sich für eine europäische Zusammenarbeit im Rahmen der Mission ein. An der Vorbereitung der 5. →Mennonitischen Weltkonferenz 1952 in Basel war er aktiv beteiligt. In den 50er Jahren musste er sich aus gesundheitlichen Gründen aus vielen Gremien zurückziehen.

1958 wurde ihm noch der Vorsitz der Vereinigung der Deutschen Mennonitengemeinden übertragen, den er bis zuletzt innehatte. In dieser Funktion war es ihm gelungen, sich eine Vertrauensbasis in der Gremienarbeit zu schaffen und seine langjährigen Erfahrungen in zahlreichen mennonitischen Organisationen zum Wohl der Gemeinden einzusetzen.

Literatur

Irmgard Hörner-Braun, Abraham Braun – von der Molotschna an den Rhein, in: Mennonitisches Jahrbuch 1998, Karlsruhe 1997, 83 ff. - Paul Schowalter, Abraham Braun zum 70. Geburtstag, in: Mennonitische Geschichtsblätter 1953, 45 ff. - Gerhard Hein, Abraham Braun, in: Der Mennonit, 12/1970, 188 f. - Heinrich B. Unruh, Fügungen und Führungen. Benjamin Heinrich Unruh 1881-1959, Detmold 2009 (s. Register). Akten der Vereinigung der Deutschen Mennonitengemeinden befinden sich in der Mennonitischen Forschungsstelle Bolanden-Weierhof.

Rainer W. Burkart

 
www.mennlex.de - MennLex V :: art/braun_abraham_j.1588954388.txt.gz · Zuletzt geändert: 2020/05/08 18:13 von bw     Nach oben
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