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Gorter, Simon Henri Nicolaas

geb. am 25. Juni 1885 in Hoorn, gestorben am 2. August 1967 in Utrecht, Niederlande; Taufgesinnter Prediger, unter anderem bekannt durch seine vielfältigen Veröffentlichungen und Radiovorträge.

Simon Gorter entstammte mehreren Generationen taufgesinnter Gemeindevorsteher. Sein Urgroßvater war Simon Gorter (1778–1862), Prediger in Joure, Hindelopen und Molkwerum und in Zijldijk. Von dessen Söhnen war Douwe Simons Gorter (1811–1876), der Großvater Simon Henri Nicolaas Gorters, Prediger in Warns, Staveren und in Balk; Klaas Simons Gorter (1822–1901) war Prediger in Den Ilp/Landsmeer und auf Ameland in Hollum/Ballum. Zwei Söhne von Douwe Simons Gorters wurden ebenfalls Prediger: Simon Gorter (1838–1871), Prediger in Aalsmeer und Wormerveer-Zuid, und Klaas Gorter (1849–1889), Vater von Simon Henri Nicolaas, Prediger in Borne, in Zijpe und Hoorn.

Simon Henri Nicolaas Gorter studierte Theologie an der Universität Amsterdam und am Taufgesinntenseminar. Am 21. 6. 1910 wurde er Hilfsprediger, und noch in demselben Jahr erfolgte seine Anstellung als Gemeindevorsteher bzw. Prediger in Zijldijk, wo er bis 1912 blieb. Danach folgten Anstellungen in Twist/Abbekerk (1912–1914) und in Sappemeer (1914–1916). Am 4. Januar 1915 schloss Gorter in Apeldoorn die Ehe mit Margarethe Henriette Schimmel (geboren 1891 in Amsterdam). Sie bekamen mehrere Kinder, die nach Worten Gorters, von der Mutter im pazifistischen Sinne erzogen wurden. 1916 zog die Familie nach Rotterdam um, wo Gorter über den erstaunlichen Zeitraum von dreißig Jahren Prediger war (von 1916 bis 1946) und in diesen wechselvollen Jahren (Wirtschaftskrise, →Zweiter Weltkrieg) der Gemeinde seinen Stempel deutlich aufdrückte. Einiges davon ist in den von ihm veröffentlichten Predigten anlässlich von Jubiläen und vergleichbaren Ereignissen zu erkennen. Seine letzte Gemeinde war die Gemeinde Apeldoorn (1946–1951), wo er in den Ruhestand trat. Danach wohnte er in Beekbergen und verstarb im Alter von 82 Jahren in einem Diakonissenheim in Utrecht.

Gorter war ein äußerst aktiver Prediger, sowohl innerhalb als außerhalb der Gemeinschaft der Mennoniten. Obwohl er Jahre lang als Gemeindevorsteher gewirkt hatte und einem Predigergeschlecht entstammte, wurde er dennoch nicht als der „typische Prediger“ wahrgenommen, wohl aber als ein „Seelsorger mit großer Strahlkraft“. Er nahm an vielen internationalen Kongressen teil, darunter den →Mennonitischen Weltkonferenzen in Basel (1925), Danzig (1930) und Amsterdam (1936). Außerdem war er schon in den zwanziger Jahren in der Barchembewegung aktiv, eine Zeit lang war er Vorsitzender der →Algemene Doopsgezinde Societeit. Schon lange vor dem Zweiten Weltkrieg setzte er sich für mennonitische Flüchtlinge stark ein, vor allem jenen aus der Sowjetunion. In Veröffentlichungen und Radiovorträgen, die er regelmäßig hielt, lenkte er schon in den zwanziger Jahren die Aufmerksamkeit auf diese Flüchtlingsfrage, die zur damaligen Zeit unter der Herrschaft Josef Stalins in Russland sehr prekär war. Obwohl Gorter dem Glauben und Denken der Russlandmennoniten fernstand, setzte er sich für sie ein. Zusammen mit C. S. Altmann gründete er 1924 das Hollandsch Doopsgezinde Emigrantenbureau, das sich um die Auswanderungswilligen kümmerte, sie finanziell unterstützte und ihnen auch anderweitig Hilfe bot. So konnten hunderte heimatlose Mennoniten eine neue Existenz in Nord- und Südamerika aufbauen.

Auch als Publizist war Gorter außerordentlich aktiv und beschäftigte sich intensiv mit dem neuen Medium Radio. So hielt er von den zwanziger bis in die fünfziger Jahre hinein zahlreiche Radiovorträge, unter anderem für den Vrijzinnig Protestantse Radio Omroep (V.P.R.O.), einen progressiven und liberal-christlichen Rundfunksender in den Niederlanden. Einige dieser Rundfunkreden wurden später gesammelt und unter den Titeln Voor de oude dag und Tegen de avond herausgegeben. Gorter war außerdem lange Jahre zusammen mit seinem Freund und Kollegen, Pastor der Remonstranten, C. E. Hooykaas, Herausgeber des allgemeinen (nicht spezifisch mennonitischen) Wochenblattes De stroom. Von 1932 bis zum Erscheinungsverbot 1943 war er Herausgeber des Doopsgezind Jaarboekje. Schließlich war er einer der Gründer des Algemeen Doopsgezind Weekblad und von 1946 bis 1955 dessen erster Chefredakteur. Unter dem Pseudonym Van den Bosch schrieb er viele Jahre lang in diesem Wochenblatt ein Journal. Gepriesen wird von den Chronisten das gleichbleibend hohe Niveau der von ihm geschriebenen Beiträge – ausgefeilt und dennoch schlicht.

Anlässlich seines Ablebens wurden seine „moderne Frömmigkeit, große soziale Anteilnahme, literarischen Fähigkeiten, sein politisches Engagement und treue pastorale Seelsorge“ gepriesen. Diese Aufzählung verdeutlicht, dass Gorter breit gefächerte Interessen hatte und ein typisch modern-liberaler Prediger des frühen zwanzigsten Jahrhunderts war: „eher ein Humanist als ein Christ, eher ein Journalist als ein Prediger“, wie sein Biograph A. J. Snaayer bemerkte.

Werke (Auswahl)

Waarom zijn wij nog doopsgezind?, Rotterdam 1921. - Na honderdvijftig jaar: gedenkschrift bij het 150 jarig bestaan van het kerkgebouw der Doopsgezinde Gemeente te Rotterdam, Rotterdam [1925]. - Doopsgezinde emigratie; radiotoespraak, Rotterdam 1934. - Langs de vloedlijn, Zeist 1941. - Tegen d´avond; tweeenfivjftig overdenkingen, Lochem 1957.

Literatur

Art. in: Mennonite Encyclopedia II, 545–546. - A. J. Snaayer, Simon Henri Nicolaas Goerter, 25 juni 1885 – 2 augustus 1967, in: Doopsgezind Jaarboekje, 1968, 9–11. - R. de Zeeuw, In memoriam ds. S. H. N. Gorter, 1885–1967, in: Algemeen Doopsgezind Weekblad, vom 12. 8. 1966/7, 22, 32. - J. van Woerden Surink, Emigranten bureau 1924–1940, o. O. 1990. - Archivalien im Doopsgezind Documentatie Centrum, in der Doopsgezinde Bibliotheek, Universiteitsbibliotheek Amsterdam.

Jelle Bosma

 
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