Koeiemans, Anthoon Johan

geb. am 20. April 1903 in Rotterdam, Niederlande, gest. am 14. Juni 1982 in Trier, Deutschland; Pazifist, Kommunist, Buchhändler und in seinen späteren Jahren aktives Mitglied der Doopsgezinde Broederschap.

Anthoon Johan Koeiemans war der Sohn eines Berufsmilitärs (später Postbeamter) und einer Hebamme. Er heiratete Sophie Willemina Schäffer, das Ehepaar bekam zwei Töchter. Koeiemans entstammte einer nicht sehr aktiven niederländisch-reformierten Familie.

Als er im Jahre 1919 Hilfssekretär bei der Niederländischen Staatsbahn in Zutphen wurde, geriet er in den Bann des freisinnigen, sehr sozial engagierten links-politischen Pastors Dr. H. W. Ph. E. van den Bergh van Eysinga und nahm an einem seiner katechetischen Kurse teil. Koeiemans blieb vom Christentum fasziniert, wenn auch mit Zwischenphasen. In Zutphen wurde er im Alter von siebzehn Jahren Sekretär der örtlichen kommunistischen Partei in den Niederlanden (CPN). Auch nach seiner Rückkehr nach Rotterdam, und danach in Amsterdam, war er sehr aktiv in der CPN tätig. In Amsterdam bekam er eine Anstellung als Redakteur des Parteiblattes De Tribune. Verschiedene Spaltungen innerhalb der kommunistischen Bewegung führten im Jahre 1930 zu seiner Entlassung, doch er arbeitete später erneut für De Tribune und deren Fortsetzung als Het Volksdagblad. Außerdem war er Korrespondent für einige internationale kommunistische Blätter und übersetzte Bücher u. a. von russischen Autoren. Im Jahre 1933 besuchte er die Sowjetunion. 1940 wurde er erneut entlassen und lebte von einer kleinen Buchhandlung. Doch 1943 wurde er gebeten, die illegale Parteiwochenzeitung De Waarheid zu leiten. Er verfasste auch einige illegale Broschüren. Vom Mai 1945 bis zum Herbst 1947 war er Chefredakteur der damals kommunistischen Tageszeitung De Waarheid und zusätzlich vom November 1945 bis Februar 1948 Mitglied der Ersten Kammer der Generalstaaten der Niederlande. Während eines Besuches gemeinsam mit anderen nicht-kommunistischen Journalisten in den Vereinigten Staaten im Jahre 1946 wurde er von den Gefahren der Atombombe stark beunruhigt. Außerdem führte er 1947 im Concertgebouw Amsterdam ein Streitgespräch mit dem pazifistischen Pastor J. J. Buskes, das als Broschüre unter dem Titel Christentum und Pazifismus veröffentlicht wurde. Darin vertrat Koeiemans die Auffassung, dass das Ziel des Kommunismus, d. h. „die Umgestaltung der Gesellschaft zu einer sozialistischen Menschengemeinschaft“, nie im Widerstreit zur biblischen Botschaft stehen könne. Doch erst zehn Jahre später sollte er dem Evangelium den Vorrang geben.

Auch mit anderen sozialdemokratisch eingestellten Predigern, wie Krijn Strijd, Klijs Kroon, Ad van Biemen und Frits →Kuiper, unterhielt er in den Nachkriegsjahren Kontakte. Aus De Waarheid versuchte er eine Zeitung zu machen, die für kulturelle und gesellschaftliche Themen offen war. Dieses stand aber im Gegensatz zur harten, offiziellen Linie der Partei, und so wurde Koeiemans Ende 1947 aufs Abstellgleis geschoben. Einige Jahre arbeitete er noch für den Pegasus Verlag, und im Auftrag der Parteiführung schrieb er eine allgemeine Geschichte des Sozialismus, die allerdings von der CPN niemals veröffentlicht wurde (Typoskript im Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis, Amsterdam). Doch diese Darstellung brachte Koeiemans in Berührung mit der frühen Geschichte des Christentums und auch mit der radikalen Strömung der Täufer (Thomas Münzer, Melchior Hoffman und Jan van Leyden). Im Jahre 1953 verlor er endgültig seine Funktionen innerhalb der CPN. Zwei Jahre später kündigte er seine Mitgliedschaft auf, im übrigen ohne die Ideale der sozialistischen Revolution zu leugnen. Allerdings sah er schärfer als zuvor, wie die stalinistische Revolution zu einer Pseudoreligion verkommen war, mit der Partei als Gott, Stalins Werke als Heiligem Buch und Stalin selbst als Hohem Priester. Erneut wurde er zum Buchhändler, und mehr und mehr erwies sich ihm das Christentum als idealistische Glaubensalternative. Schließlich wurde Koeiemans im Jahre 1958 in der Vereinigten Mennonitischen Gemeinde Amsterdam (VDGA) von Frits Kuiper auf sein Glaubensbekenntnis hin getauft. Der Text seines Glaubensbekenntnisses findet sich in Van „Ja“ tot „Amen" (1961), einer Schrift, in der Koeiemans seinen Lebensweg beschreibt. Von diesem Zeitpunkt an wurde er zu einem aktiven Mitglied der Gemeinde. Zusammen mit F. Kuiper, |J. →Oosterbaan und anderen übernahm er die Schriftleitung der neuen Zeitschrift der VDGA: In dit Amsterdam (1961–1968). Von 1960 bis 1966 war er Mitglied des Kirchenrates in dieser Gemeinde. Zudem hielt er viele Vorträge für (Theologie)studenten und kirchliche Gruppen. In der Doopsgezinde Broedershap war er nach seinem Umzug nach Bergen op Zoom einige Jahre Mitglied des Ausschusses für Veröffentlichungen (1976–1978). Eine Anzahl von Vorträgen wurde zusammen mit Artikeln aus In dit Amsterdam, Algemeen Doopsgezind Weekblad und anderen Zeitschriften in Doperse Ketterijen (1965) veröffentlicht. Dort und auch andernorts zeigt sich seine ungebrochene und manchmal zu unkritische Zuneigung zum Kommunismus. Frühe Spuren dorthin fand er unter anderem in dem Münster des Jan van Leyden, den er positiv einschätzte. Den Dialog zwischen Christentum und Kommunismus hatte er zuvor schon in Jesus in Magnitogorsk (1964) beschrieben. 1967 veröffentlichte Koeiemans eine noch immer gut lesbare Biographie des 1941 verstorbenen jüdischen Vordenkers David Wijnkoop, zu dessen manchmal konträrem Denken er immer eine starke Verwandtschaft gespürt hatte.

Veröffentlichungen (Auswahl)

Van „Ja“ tot „Amen“, Amsterdam 1961/1964 (Autobiographie). - Jesus in Magnitogorsk, een bijdrage tussen bijbels geloof en communisme, Amsterdam 1964. - Doperse ketterijen, Amsterdam 1965. - Mennist…Merkwaardig?!, Kollum 1976. - David Wijnkoop, Een mens in de strijd voor het socialisme, Amsterdam 1967. - Een Doopsgezinde patriot in West-Brabant en de geboorte van de eerste Nederlandse grondwet, in: Doopsgezind Jaarboekje 77, 1983, 26–35.

Literatur

Johanna M. Welcker, Koeiemans, in: Biografisch Woordenboek van het Socialisme en de Arbeidersbeweging in Nederland IV, 1990, 107–111, wo ein fast vollständiger Überblick seiner Veröffentlichungen und Literatur zu finden ist. - Dies., Art. Koeiemans, in: Mennonite Encyclopedia V, 495. - A. A. De Jonge, Art. Koeiemans, in: Biografisch Woordenboek van Nederland III, 340.

Nachrufe

H. Bremer, Algemeen Doopsgezind Weekblad vom 3. 7. 1982. - J. A.Oosterbaan, in: Doopsgezind Jaarboekje 77, 1983, 12–14. - www.parlement.com, außerdem Archiv „Koeiemans“ und Archiv der CPN im Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis in Amsterdam.

Alle G. Hoekema

 
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