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Kopper, Bernhard

geb. am 18. Dezember 1879 in Obergruppe, Westpreußen, gest. am 7. Oktober 1968 in Enkenbach, Pfalz, Deutschland; Landwirt und Ältester.

Bernhard Kopper entstammte einer Familie, die oberdeutscher Herkunft war. Sie war in die Weichselniederung eingewandert und hatte schon in früheren Jahren einige Älteste hervorgebracht. 1903 heiratete Kopper Elisabeth Goertz aus Dragass; aus der Ehe gingen vier Kinder hervor. Kopper war auf seinem Hof in Dragass bei Graudenz als Pferde- und Rindviehzüchter bekannt, und hatte sich dazu auf den Anbau von Gemüse spezialisiert. Die Lage der Mennonitengemeinde Montau-Gruppe hatte sich inzwischen verschlechtert. Das Geld, das für die Anstellung eines hauptamtlichen Predigers in der großen Gemeinde angespart worden war, ging durch die Inflation verloren. Darüber hinaus gab es gemeindliche Probleme, die schon seit Ende des 19. Jahrhunderts wegen der unterschiedlichen Haltung zur →Wehrlosigkeit und der preußischen Kabinettsordre von 1868 schwelten. Es ging um die Frage, ob man den Dienst beim Train oder den Sanitätern bzw. in einer Schreibstube akzeptieren sollte - ein Entgegenkommen der Preußischen Regierung gegenüber den Mennoniten - oder nicht. Dazu kamen 1919 die Probleme, die sich durch den Versailler Vertrag ergaben, der den Korridor und damit auch das Gebiet um Graudenz vom Reich abtrennte, wodurch die Gemeinden Montau und Gruppe mit zusammen 550 Gemeindegliedern 75 Mitglieder durch Abwanderung verloren. Gerade in dieser Zeit, als niemand die schwere Aufgabe eines Ältesten in dieser Doppelgemeinde übernehmen wollte, stellte sich Bernhard Kopper für den kirchlichen Dienst zur Verfügung und wurde 1924 zum Prediger und 1934 zum Ältesten gewählt. Um diese Zeit und danach sind auch noch jüngere Brüder zum Dienst dazu gewählt worden. Sie hatten sich um zwei Gotteshäuser, eines im Montau (Neubau 1898) und ein anderes in Gruppe (Neubau seit 1899), dazu auch um ein Armenhospital zu kümmern.

Die Gemeinde Montau-Gruppe gehörte zum Ost- und Westpreußischen Konferenzverband, und so besuchte Kopper als Prediger und Ältester dessen Versammlungen, die zumeist in Kalthof bei Marienburg - noch im Freistaat Danzig - stattfanden. Dabei wurden die Gemeinden auch für verschiedene Dienste eingeteilt, was bedeutete, dass der Älteste oder die Prediger von Montau-Gruppe für den Besuchsdienst 1933 z. B. der Gemeinden in Fürstenwerder und Heubuden eingeteilt wurden, und andersherum, dass die Gemeinde Orlofferfelde für brüderliche Gastpredigten oder das jährliche Missionsfest in Heubuden, Montau-Gruppe und Tiegenhagen zuständig war. Dabei waren die Gemeinden in Polen, wie Dt. Kazun bei Warschau, Obernessau, Dt. Wymysle, unabhängig von der Grenzziehung, mit in diese Dienste einbezogen worden. Den Plan dazu hatte Ältester Bruno Ewert, Grünhagen, aus der Gemeinde Heubuden, aufgestellt. Für Kopper bedeutete das eine zusätzliche Aufgabe.

Die Landwirte hatten es im polnischen Teil Westpreußens oder Pommerellens nach 1918 besonders schwer. Die polnische Politik arbeitete auf eine Polnisierung, die Schließung der deutschen Schulen und Enteignung durch das Grenzlandgesetz hin. Kurz vor Kriegsausbruch kam noch das Verbot des Deutschen Raiffeisenverbandes hinzu. Aus dieser Zeit, die das Gemeindeleben schwer belastete, hat Kopper in den 20ger und 30ger Jahren häufig in den Mennonitischen Blättern berichtet. Es folgten ab 1. September 1939 der Polenfeldzug und die Ereignisse, die unter dem Namen des „Bromberger Blutsonntags" (3. September 1939) in die Geschichte eingingen. Drei Amtsbrüder wurden verschleppt, einer ermordet, einer schwer verletzt und acht weitere Mitglieder der Gemeinde ebenfalls verschleppt. Ferner hatten deutsche Bomber am 2. September Gehöfte beschossen, in denen polnische Truppen vermutet wurden, und fünf Personen aus der Gemeinde getötet, zwei Personen wurden schwer verletzt, und das Gehöft eines Gemeindegliedes ging in Flammen auf. Einige junge Leute aus der Gemeinde, die in der polnischen Armee standen, waren bis Dezember 1939 wieder entlassen worden. Es war eine schwierige Zeit, in der Bernhard Kopper seinen Dienst für die Gemeinde versah.

Mitte Januar 1945 begann die große Flucht. Bernhard Kopper war zunächst zum Volkssturm einberufen worden, während seine Familie und Verwandte nach Westen treckten. Deren Flucht endete bei einem Familienmitglied in der Uckermark. Bernhard Kopper traf dort etwa zwei Wochen später ein. Nach Aussagen des Ältesten Albert Bartel, Prediger seit 1939, Ältester seit 1940, hat Kopper das Kirchenbuch in den Westen mitgenommen. Die Familie Kopper gelangte dann bis in die Gegend von Ludwigslust am östlichen Unterlauf der Elbe (Ostzone), wurde von der britischen Besatzungsmacht aber nicht in deren Zone gelassen. Kopper versuchte es dann über Berlin und gelangte bis in die Lüneburger Heide. Von der Gemeinde hatten etwa ein Drittel der Mitglieder ihr Leben auf der Flucht verloren.

Nach Kriegsende half Kopper beim Predigt- und Besuchsdienst für die zerstreuten Mitglieder in Niedersachsen. In Nienburg an der Weser lebten er und Albert Bartel nahe beieinander und verrichteten von dort aus den mühsamen Besuchsdienst für die Mennoniten in der Zerstreuung, bis Kopper nach Enkenbach in der Pfalz zog. Mit Mitteln aus dem Lastenausgleich erwarb er zusammen mit seiner Frau einen Anteil an einer Doppelhaushälfte in der Mennoniten-Siedlung. Kopper hat dann in der Flüchtlingsgemeinde Enkenbach bei der Durchführung von Gottesdiensten geholfen. Schließlich zogen er und seine Frau in das Mennonitische Altenheim in Enkenbach.

Literatur

Hans-Harald Kopper, Drei Stammbäume der Familie Kopper (Williamsburg, Virginia, USA).- Martha Händiges, Zum 25jährigen Ältesten - Jubiläum von Bernhard Kopper, in: Der Mennonit, 1959, 60 f. - Interview mit Doris Kopper, Schwiegertochter von Bernhard Kopper, in Enkenbach mit Dr. Horst Gerlach am 16. 12. 2009. Erlebnisbericht von Emil Balzer, (Mitglied der Gemeinde Montau- Gruppe), in: Mennonitische Blätter 1940, 6. - Adalbert Goertz, Die Ältesten der Mennonitengemeinde Montau-Gruppe bei Graudenz seit der Teilung Polens 1772, in: Mennonitischer Gemeindekalender 1969, Karlsruhe 1969, 52-58.

Horst Gerlach

 
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