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Krémer, Emile

geb. am 23. November 1895 in Hommarting (Moselle département), Frankreich, gest. am 23. August 1990 in Colmar (Haut-Rhin), Frankreich, Prediger und Ältester.

Emile Krémer stammte aus einer Bauernfamilie, besuchte aber die höhere Schule. Als Siebzehnjähriger meldete er sich zum Militär und diente als Offizier im Ersten Weltkrieg. Nach dem Krieg führte er sein Studium an der Ecole Nationale des Eaux et Forêts (staatlichen Schule für das Forstwesen) fort und wurde Forstmeister im staatlichen Forstamt in Colmar.

Kurz nach seiner Heirat mit Marthe Peterschmitt am 25. April 1922, nach einem „weltlichen Leben“, erlebte er eine radikale Bekehrung. 1923 bezeugte er: „Ich weihe Gott mein Leben, um ihm zu dienen, wie und wo er es wünscht.“ 1924 wurde er Prediger und 1927 Ältester der Mennonitengemeinde Colmar und der Mennonitengemeinde Sarrebourg. Dieses Amt übte er bis 1990 aus.

Im Zweiten Weltkrieg wurde er nach dem Anschluss des Elsass durch die deutsche Wehrmacht am 1. November 1942 von der Gestapo verhaftet, weil er sich dem nationalsozialistischen Regime verweigerte. Dasselbe Schicksal widerfuhr auch seinem Sohn Jean-Paul. Er hatte sich geweigert, den Treueeid vor den deutschen Offizieren zu leisten, und wurde zuerst ins Konzentrationslager von Struthof im Elsass, dann in Weimar-Buchenwald eingeliefert. 1943 kam Emile Krémer in eine psychiatrische Anstalt, aus der es ihm im September 1944 zu fliehen gelang.

Ende November kehrte er nach Hause zurück und nahm seine Arbeit im Forstamt wieder auf. Im Zentrum Frankreichs gründete er 1960 mit seinen zwei Söhnen bei Tours die „Mission Foi et Evangile“ (Mission Glaube und Evangelium). Er gehörte zu den Predigern und Ältesten, die sich sowohl für die rechtliche Anerkennung der Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen als auch für die Wiederentdeckung und Belebung des täuferischen Geistes innerhalb der Mennonitengemeinden einsetzten. „Wir sind nicht die Mennoniten der Geschichte“, pflegte er zu sagen, sondern „der Gegenwart“. Jungen Menschen empfahl er, in der Landwirtschaft zu bleiben oder ein Handwerk, das ihnen Unabhängigkeit und Freiheit gewährte, zu erlernen.

In den Mennonitengemeinden Frankreichs und Süddeutschlands stand Krémer für den Anfang der „pfingstlerischen Krise“, wie Jean →Séguy es nannte. Davor hatte zwischen 1927 und 1930 in den französischen Mennonitengemeinden eine Erweckung (Réveil) u. a. unter dem Einfluss von Pierre →Sommer (1874–1952) stattgefunden. So entstanden in einigen Gemeinden pfingstlerische Zellen unter dem Einfluss von schweizerischen Pfingstlergruppen. Krémer bot „Heiligungsversammlungen“ an. In Sarrebourg, Colmar und in vielen anderen Gemeinden und Gemeinschaften predigte er über Themen wie Reue, Buße, göttliche Heilung, Trennung von der „Welt“ und die bevorstehende Wiederkunft Jesu Christi. Jungen Menschen riet er von jeglichem Studium ab und empfahl, kein anderes Buch als nur die Bibel zu lesen. Energisch bekämpfte er den Okkultismus und den Aberglauben (vgl. sein mehrmals aufgelegtes Buch  Les yeux ouverts sur les ruses de Satan et la victoire par la croix/ Geöffnete Augen über die List Satans und die völlige Erlösung am Kreuz. Verlegt wurde es in Frankreich, in Deutschland und in der Schweiz.

Krémer glaubte an die Notwendigkeit, die Sünden der Väter zu bekennen, um die Erlösung der kommenden Generationen erleben zu können. Er selbst hatte öffentlich Buße getan: Übertrieben hat er den Glauben an die göttliche Heilung, besonders in den Fällen, wo Kranke sich auf seinen Rat weigerten, einen Arzt aufzusuchen. Die Gemeinden, in denen Krémer diente, hatten später große Mühe, nicht auseinander zu fallen. Bis ins hohe Alter hatte Krémer ein rückhaltloses Vertrauen auf Gott und die Nachfolge in echter Heiligung gepredigt.

Schriften

Les yeux ouverts sur les ruses de Satan et la victoire par la croix, 9. Aufl., Colmar 1982 (frühere Auflagen o. J.). - Geöffnete Augen über die List Satans und die völlige Erlösung am Kreuz, Stuttgart und Oberglatt, o. J. - Kurt Ruegger, Tout est possible. L´Evangile pour tous, Tours 1990. - Emile Krémer und P. Schertz, Erklärung zu der Angelegenheit P. Schertz, Hessenmühle bei Sarrebourg und E. Krémer, Colmar, in: Gemeindeblatt der Mennoniten, Karlsruhe, 3, 1935, 14.

Literatur

Jean Séguy, Les Assamblées Anabaptistes mennonites de France, Paris und Den Haag 1978, 589–591.

André Nussbaumer

 
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