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Muller, Joseph

geb. am 15. Dezember 1889 in Diane Capelle (Moselle), gest. am 9. November 1984 in Toul, Frankreich; Prediger und Ältester.

Nach den Pflichtschuljahren übernahm er den väterlichen Hof in Bois-le-Comte (Meurthe-et-Moselle), auf welchem er fast sein ganzes Leben verbrachte. Obwohl ihn geistliche Fragen und Themen wenig interessierten, wurde er 1913 als Prediger und 1921 als Ältester in der kleinen Mennonitengemeinde Toul eingesetzt. 1921 erlebte er eine sowohl plötzliche wie auch unerwartete pietistische Bekehrung.

Seine Umgebung war dieser Erfahrung gegenüber kritisch eingestellt, trotzdem begann er 1925 eine fruchtbare und vielfältige Evangelisationsarbeit. Durch die vielen Bekehrungen wurde die Gemeinde Toul schnell ein attraktives spirituelles Zentrum. Seine einfachen, direkten und fröhlichen Predigten zogen viele an. Er war ein beliebter Redner, wohin er auch ging: Verdun (1933–1940), Commercy (1933–1940), Pont-à-Mousson (1938–1955), Lunéville, Vaucouleurs, Metz und auch nach Belgien, Luxemburg und in die Schweiz.

Ab 1927 organisierte Muller große Jugendtreffen auf den mennonitischen Höfen (Bois-le-Comte, Boucq, Gibercy) nach dem Schema: öffentliches Bekenntnis des Glaubens an Jesus Christus und Lehre des christlichen Lebens.

Seine Frau, Marie Eugénie Muller, geb. Miller (1889–1960) war für ihre großzügige Gastfreundlichkeit bekannt. Joseph Muller war ein Überzeugungsmensch, der seine Ideen gut verteidigen konnte. Sein offener Geist öffnete ihm die Türen zu vielen Konfessionen, freikirchlichen, pfingstlerischen, evangelischen und katholischen. Er predigte regelmäßig in den reformierten Kirchen (Ban-de-la-Roche, Longwy) und war Mitglied des Rats des Bibel-Instituts in Nogent-sur-Marne (Département, Val-de-Marne).

Auf sozialer Ebene war er ein Pionier. Ab 1932 begann er mit der Wiedereingliederung von Alkoholikern in das normale Leben. Er nahm sie auf seinem Hof auf und trug dazu bei, Gruppen des „Blauen Kreuzes“ in Pompey, Nancy und Toul zu gründen. Von 1940 bis 1962 beauftragte ihn die reformierte Kirche als Gefängnisseelsorger in zwei Gefängnissen (Centre d'Ecrouves, Centrale de Ney).

Mit seinem Freund Pierre →Sommer spielte er eine wichtige Rolle in der Erweckung der Mennonitengemeinden in Frankreich. Von 1933 bis 1945 war er Reiseprediger in den französisch sprechenden Gemeinden. Im Zweiten Weltkrieg versuchte er, die Kommunikation unter die Mennoniten aufrecht zu halten, und von 1957 bis 1969 war er Ältester der Mennonitengemeinde im Pays de Gex (Département de l'Ain). In Toul, seiner Heimatgemeinde, arbeitete er mit seinem Cousin Jean-Baptiste →Muller zusammen. Im Alter gelang es ihm, jüngere Nachfolger zu finden, denen er das Predigen lehrte. Drei seiner Söhne wurden Pastoren, zwei davon in der Französischen Reformierten Kirche (Eglise Réformée de France). Anläßlich seines Todes sagte Pierre →Widmer von ihm, er sei „aus dem Volk und ohne Bildung, aber von allen als Nachfolger Jesu anerkannt“ gewesen.

Veröffentlichung

Histoire du Réveil à Toul, in: Almanach mennonite du cinquantenaire, 1901–1951, Christ Seul (Spezialausgabe), Januar 1951, 51–53.

Literatur

Jean Séguy, Les assemblées anabaptistes-mennonites de France, Mouton-La Haye 1977. - Joël Stroudinsky, L'anabaptisme toulois, Genf 1986. - En souvenir de Joseph Muller, in: Christ Seul, 1, 1985, 1–8.

Luc Nussbaumer

 
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