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Rempel, David Gerhard

geb. am 17. November 1899 (ns. 30. 11.) in Nieder Chortitza/Ukraine, Russland; gest. am 27. Juni 1992 in Palo Alto, California, USA; Historiker.

David Rempel emigrierte 1923 im Anschluss an die Revolution und den Bürgerkrieg aus der Sowjetunion nach Kanada. Seine Eltern und ein Bruder starben an Krankheiten, sein Bruder Johann G. Rempel und eine verheiratete Schwester wanderten ebenfalls aus. Mit Unterstützung kanadischer Mennoniten, die sich Rempels Mitarbeit unter den neuen Immigranten in Kanada sichern wollten, besuchte er das Bluffton College in Ohio und erwarb dort einen akademischen Grad. Doch er kehrte niemals mehr nach Kanada zurück, sondern schloss seine Magisterarbeit in Politischer Wissenschaft an der University of Wisconson ab und erwarb den Doktorgrad (PhD) 1933 an der Stanford University mit einer Dissertation über die Geschichte der Mennoniten in Russland. Trotz der Großen Depression erhielt er einen Lehrauftrag am San Mateo Junior College (später College of San Mateo). Im Zweiten Weltkrieg diente er in der Historischen Abteilung der US Strategic Air Force und war später daran beteiligt, die offizielle Geschichte des Krieges zu schreiben.

Zwischen 1930 und 1940 veröffentlichte Rempel einige Zeitschriftenartikel, zur Erforschung der russischen Mennonitengeschichte (→Russland) kehrte er aber erst wieder nach seiner beruflichen Tätigkeit am Mateo College und seinem Eintritt in den Ruhestand 1964 zurück. 1962 erhielt er Zugang zu den Archiven in Leningrad und Moskau und entdeckte dort wichtiges Material über die Mennoniten, das er in Mikrofilmen nach Nordamerika mitbrachte. Er hoffte zurückzukehren und weitere Nachforschungen anzustellen, doch das wurde ihm von den sowjetischen Behörden versagt. So fuhr er fort, zusätzliches Material aus nordamerikanischen Archiven und Bibliotheken, sowie von zahlreichen älteren kanadischen Mennoniten zusammen zu tragen, die aus Russland stammten und zu denen er in engem Kontakt stand. Zu Lebzeiten veröffentlichte Rempel nur einige Forschungsberichte, er schrieb aber zahlreiche polemische Artikel, in die seine historischen Einsichten eingeflossen waren. Diese Artikel erschienen meistens in deutschsprachigen Zeitungen der Mennoniten zwischen 1970 und seinem Todesjahr. Er arbeitete besonders die Bedeutung der Chortitza-Kolonie, in der er geboren wurde, für die Entwicklung des mennonitischen Lebens in Russland heraus und korrigierte den Eindruck, der von herkömmlichen Berichten über die Kolonie Molotschnaja entstanden war.

Rempel begrüßte das Interesse an der Geschichte der russischen Mennoniten, das unter mennonitischen und nichtmennonitischen Historikern erneut erwacht war, und unterstützte deren Arbeit auf beträchtliche Weise. Er förderte auch die Entwicklung solcher Forschungen in mennonitischen Colleges und wurde 1983 dafür mit der Verleihung der Doktorwürde von der University of Waterloo (Kanada) geehrt. Nach seinem Tod wurden seine Bibliothek und sein Nachlass dem Conrad Grebel University College an der University of Waterloo hinterlassen. 1996 wurde sein Nachlass an die Thomas Fisher Rare Books Library der University of Toronto übergeleitet, wo er noch gegenwärtig aufbewahrt wird. Kopien seiner Mikrofilme von Archivmaterial aus der Sowjetunion sind jedoch an zahlreichen mennonitischen Forschungszentren verfügbar.

Mit seinen Forschungen, der Hilfe und dem Rat, den er jungen Forschern gewährte, und mit den Spenden, mit denen er mennonitische Forschungszentren bedachte, förderte Rempel die wissenschaftlichen Studien zur Geschichte der russischen Mennoniten. In seinen letzten Jahren erarbeitete er einen ausführlichen Bericht über die Vergangenheit seiner Familie und ordnete diese Geschichte in den allgemeinen historischen Kontext ein. Eine gekürzte Fassung wurde nach seinem Tod von seiner Tochter herausgegeben. Dieses Buch ist eine wichtige Quelle zu Chortitza und zum mennonitischen Leben vor der Revolution und während des Bürgerkriegs in Russland.

Literatur

David G. Rempel und Cornelia Rempel Carlson, A Mennonite family in Tsarist Russia and the Soviet Union 1789 – 1923, Toronto 2004. - James Urry, In Memoriam: David G. Rempel (November 17 (ns. 30), 1899 – June 27, 1992), in: Journal of Mennonite Studies 11, 1993, 225–235 (mit AuswahlBibliografie). - James Urry, David Rempel: an early academic Mennonite historian, in: Harry Loewen (Hg.), Shepherds, Servants and Prophets: Leadership among the Russian Mennonites (ca. 1880 – 1960), Kitchener, On. and Scottdale, Pa. 2003, 337–347.

James Urry

 
www.mennlex.de - MennLex V :: art/rempel_david_gerhard.txt · Zuletzt geändert: 2020/05/22 23:12 von bw     Nach oben
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