Wenger, John Christian

geb. am 25. Dezember 1910 in der Nähe von Honey Brook, Pennsylvania, USA, gest. am 26. März 1995 in Goshen, Indiana, USA; Seminarprofessor und Mitarbeiter in überregionalen kirchlichen Gremien.

John C. Wenger war ein angesehener Kirchenmann, Ältester, Autor, Seminarprofessor und ein lebenslanges Mitglied der Mennonite Church, der größten nordamerikanischen mennonitischen Konferenz während seiner Lebenszeit. Nach seinem Tod vereinigte sich diese Konferenz mit der General Conference Mennonite Church zur Mennonite Church USA. J. C., wie er gern genannt werden wollte, bewahrte den Glauben, den seine Eltern ihn lehrten und der von der Rockhill Gemeinde geprägt wurde, wohin die Familie 1923 gezogen war. Er besuchte das Eastern Mennonite College (heute Eastern Mennonite University) und erwarb 1934 den Bachelor of Arts am Goshen College. Danach setzte er das Studium bei J. Gersham Machen am Westminster Theological Seminary in Philadelphia, Pennsylvania, USA, fort und studierte bei so berühmten Theologen wie Karl →Barth in Basel, Emil Brunner und Fritz →Blanke in Zürich, wo er 1938 die Würde eines Doktors der Theologie erwarb. In späteren Jahren erwarb er noch den Titel eines Magister artium in Philosophie an der University of Michigan.

Neben seinen Lehrtätigkeiten am Goshen College und am Goshen Biblical Seminary (jetzt in das Associated Biblical Seminary in Elkhart, Indiana, eingegliedert) erfüllte er zahlreiche Aufgaben im überregionalen Kirchendienst. Als der „beliebte J. C.“ reiste er in späteren Jahren regelmäßig durch die Gemeinden der Mennonite Church und hielt dort Vorträge. Als ein profilierter Autor gab er sechs Bücher heraus und schrieb selbst ungefähr zwanzig Bücher und ebenso viele Broschüren sowie zahlreiche volkstümliche Artikel und wissenschaftliche Aufsätze. Zu seinen wichtigeren Veröffentlichungen gehören History of the Mennonites of the Franconia Conference (1938, einst seine Dissertation), Glimpses of Mennonite History and Doctrine (1947), Separated Unto God (1951), Introduction to Theology (1954), und Even Unto Death (1961) und auf Deutsch als Die dritte Reformation (1963). Tief befriedigt hat ihn seine Mitgliedschaft im Committee on Bible Translation, hier zeichnete er für die New International Version verantwortlich, eine Übersetzung, die von evangelikalen und konservativen Christen in den USA am meisten genutzt wird.

Als Kirchenmann hat er mit seinem irenischen Geist viel dazu beigetragen, auseinanderstrebende Gruppen der Kirche zusammenzuhalten. Wenger war ein Schützling Harold S. →Benders, der ihn dazu brachte, die geplante Berufslaufbahn als Mediziner gegen den Beruf eines Predigers, Gemeindeleiters und eines Lehrers der Heiligen Schrift einzutauschen. Unterdessen wurde Wenger selbst der Vertraute und Anwalt Benders. Eine weltweit wirkende Leistung Wengers war es, die Gedankenwelt der Anabaptist Vision Benders zu popularisieren. Das war ein wichtiger Aspekt seiner Lehr- und Vortragstätigkeit als auch seiner Veröffentlichungen wie Glimpses of Mennonite History and Doctrine und Even Unto Death, in denen die Geschichte der Täufer im 16. Jahrhundert nacherzählt wird.

Wengers Theologie hatte sich im Gespräch mit dem Fundamentalismus herausgebildet, sie atmete aber einen irenischen Geist, war weniger schroff und wesentlich flexibler als der klassische Fundamentalismus, mit einer gehörigen Portion methodistischer Heiligung gemischt, um die traditionelle mennonitische Ethik zu stärken. In seiner Jugend stand Wenger auf der kulturell fortschrittlicheren Seite im Spektrum der Mennonite Church, als er ordiniert wurde, kam er den Konservativen entgegen und zog den „plain coat“ an, einen kragenlosen Anzug, der ohne Krawatte getragen wurde. In späteren Jahren wurde Wenger sogar das Symbol dieses Kleidungsstils und trug den „plain coat“ bis ans Ende seines Lebens, als die meisten Kirchenführer ihn in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts bereits abgelegt hatten. Bücher wie Separated Unto God und Introduction to Theology galten in den Gemeinden der Mennonite Church im dritten Viertel des 20. Jahrhunderts als primäre Quellen des Glaubens. Sie verbanden klassische, konservative Theologie mit einfacher Kleidung und mennonitischem Pazifismus.

Wenger sprach oft von seinen Erlebnissen in Europa, als er in der Schweiz studierte, und gern hatte er die →Mennonitische Weltkonferenz 1952 in Basel besucht. Seine frühe Begegnung mit mennonitischen Kirchenführern aus Europa geht auf die sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts zurück, als er im Präsidium der Mennonitischen Weltkonferenz tätig war.

Bibliografie

Veröffentlichungen Wengers in Auswahl

A Life Sketch, Goshen, Indiana, 1993. - „Sought and Found,“ in: They met God: A Number of Conversion Accounts and Personal Testimonies of God´s Presence and Leading in the Lives of His Children, hg. von John C. Wenger., Scottdale, Pennsylvania, 1964, 169–175. - Siehe auch die oben aufgeführten Bücher.

Literatur

Paul Toews, Mennonites in American Society, 1930 – 1970: Modernity and the Persistence of Religious Community. The Mennonite Experience in America, Bd. 4, Scottdale, Pennsylvania, 1996.

J. Denny Weaver

 
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