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Asien

1. Überblick

Zu Beginn dieses Jahrtausends haben sich das Zentrum der Mennoniten und ihr Einfluss auf bedeutsame Weise in den Süden und Osten des Globus verschoben. Afrika und Asien zählen zusammen mehr als die Hälfte der weltweiten Bruderschaft. Für 2018 berichtet die →Mennonitische Weltkonferenz (MWK), dass sich die Anzahl der Mennoniten in Asien auf fast 440 000 Mitglieder in siebzehn Ländern beläuft.

Die ersten mennonitischen Missionare aus den Niederlanden erreichten Indonesien 1851. Bemühungen der mennonitischen Missionswerke in Nordamerika wandten sich in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts Asien zu und entsandten Missionare aus mindestens drei verschiedenen Denominationen nach Indien vor 1900. Die indonesischen und indischen Mennoniten sollten als starke, unabhängige Denominationen zu den größten in der Welt heranwachsen und gemeinsam die Mehrheit der Mennoniten in Asien ausmachen. Eine andere frühe Missionsbemühung fand in China statt, wo Missionare einige starke Gemeinden im frühen 20. Jahrhundert ins Leben gerufen hatten, ihre mennonitische Identität erlosch aber im Wesentlichen, nachdem das neue kommunistische Regime alle Protestanten und Katholiken in zwei nationale Kirchenverbände einordnete. Nach dem Zweiten Weltkrieg betraten westliche Missionswerke einige neue Felder mit Kirchen, die in Japan, Vietnam und den Philippinen errichtet wurden. Heute sind kleinere Gruppen mit täuferischer Identität in noch weiteren Teilen Asiens präsent.

Bereits ein solcher Überblick zeigt, welche Herausforderung der asiatische Kontext sowohl für neue als auch für schon fest institutionalisierte Kirchen darstellt. Die Weite der sozialen Aspekte ist groß: die tiefe Kluft zwischen den reichsten und einigen der ärmsten Gemeinschaften in der Welt, Kastenwesen, schnelles Bevölkerungswachstum und Verstädterung, zurückhaltende und sogar feindlich eingestellte Regierungen, innere und äußere Konflikte, Globalisierung und deren Bedeutung für den Tourismus, Einwanderung usw., ebenso die Herausforderungen der Natur und gelegentlich auch aktive Verfolgung des christlichen Zeugnisses durch andere Weltreligionen wie den Islam, den Hinduismus, Buddhismus etc. Alle diese Faktoren schränken oft das Wachstum der Kirche ein, sie können allerdings auch ein Anlass zum Aufbruch in kreative und notwendig gewordene neue Richtungen sein. Mennonitische Theologen, die hier in Erscheinung treten, sind aufgerufen, eine kontextbezogene mennonitisch-asiatische Theologie zu entwickeln. Notwendig wird sein, Kirchengeschichte aus der neuen Sicht der Kirche zu schreiben. Deshalb begann die Mennonitische Weltkonferenz (MWK) 1996 eine Reihe regionalhistorischer Darstellungen zu fördern (abgeschlossen zwischen 2003 und 2014), für die von Historikern aus der Region geforscht und Material vorbereitet wurde: Churches Engage Asian Traditions (2011).

2. Indonesien und Singapur

Ein weit ausgedehnter Staat um den Äquator ist Indonesien, ein Land mit 13000 Inseln und einer 5000 km langen Entfernung von West nach Ost. Hier treffen viele Kulturen aufeinander. Indonesien hat eine ständig wachsende islamische Bevölkerung, die sich gegenwärtig auf 227 Millionen Anhänger erstreckt, die größte muslimische Bevölkerung in der Welt. 350 Jahre lang wurde dieses Land von den Niederlanden kolonisiert. Ihr Ende fand diese Kolonisation, nachdem Japan dort 1942 eingefallen war. Die niederländische Missionsagentur Dopsgezinde Zending Vereniging (DZV) entsandte die ersten Mennoniten, die 1851 in Asien zu arbeiten begannen. Pieter und Wilhelmina Jansz setzten sich schließlich in Zentraljava fest, und Pieter Jansz begann dort eine lange Karriere der Lehre und Evangelisation. Er nahm eine Beziehung zu einem javanischen Mystiker auf, dem Haupt einer Bewegung, die als Ibrahim Tunggul Wulung bekannt wurde. Diese respektierte Person kam zur Überzeugung, dass neue Christen eine Dschungelgemeinschaft bilden sollten, getrennt von der städtischen muslimischen Bevölkerung. Solche Dörfer entwickelten eine Form des christlichen Glaubens auf eine Weise, die sich behauptete und an zahlreichen Orten Fuß zu fassen begann. Von 1851 bis 1942 gab die DZV die allgemeine Richtung an, doch während der 1930er Jahre wuchs der Druck, lokale Autonomie zu erreichen, an. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Unabhängigkeit der Kirche unumgänglich. Die einheimische Javanische Synode heißt jetzt Gereja Injili di Tanah Jawa (GITJ) und hält Gottesdienste in der Muria-Gegend ab, ebenso wurden Institutionen wie Schulen und Krankenhäuser aufgebaut.

Im frühen 20. Jahrhundert nahm die DZV Kontakte mit der chinesischen Gemeinschaft in Muria auf und rief die Gereja Kristen Muria Indonesia (GKMI) ins Leben. Diese Entwicklung führte zur Jemaat Kristen Indonesia (JKI). Diese Synoden wuchsen an, entwickelten sich zu lebendigen Gründern eigener Institutionen und, was besonders bemerkenswert ist, zur Missionsgesellschaft Pengutusan Injil dan Pelavanan Kssih (PIPKA) und später zur Gründung eines großen Bibelcolleges. Beide gründeten Gottesdienststätten im Ausland, auch Kirchen in den Vereinigten Staaten von →Nordamerika, Singapur, Kambodschia und →Australien. Alle drei Synoden verfügen über ausführliche Pläne zur Gründung von Gemeinden auf verschiedenen indonesischen Inseln. Laut Statistik der MWK umfassen sie 102000 Mitglieder (2018). In Singapur wurde eine mennonitische Gemeinde vom indonesischen Missionswerk PIPKA 2002 gegründet (2018: 78 Mitglieder).

3. Indien und Nepal

Nach der niederländischen Mission in Indonesien wurde Indien größere Aufmerksamkeit zugewandt. Während eines Jahrhunderts britischer Kolonisation war das Christentum in städtischen Gegenden Indiens eingeführt worden, ländliche Gebiete jedoch blieben unberührt. Dort herrschte Hinduismus und Animismus mit ihren Glaubensformen. Die Mennoniten traten spät auf; sie wurden von den Mennonite Brethren angeführt, die dort 1889 angekommen waren.

Das Missionswerk der Mennonite Brethren fasste Fuß in dem südlichen Staat Andhra Pradesch. Eine kräftige evangelistische Haltung und ein sozialer Akzent, besonders in ländlichen Gebieten, hat diese lebendige Konferenz zu beinahe eintausend Gemeinden und zur einer der größten mennonitischen Denominationen in der Welt anwachsen lassen. Sie unterhält ein Krankenhaus, eine wirtschaftlich-soziale Entwicklungsorganisation und ein vollständig ausgestattes Seminar. Die Mennonite Church und die General Conference Mennonite Church hatten 1899 Missionsarbeiter als Antwort auf die desaströse Hungersnot ausgesandt. Beide Gruppen setzten sich in dem Gebiet fest, das heute Chattisgarh heißt; die erste in der Stadt Dhamtari, die zweite mit zwei Hauptquarieren − eines im Osten und ein anderes im Norden der Staat Raipur. Die Brüder in Christ sandten ihre ersten Missionare 1905 aus und bauten ihre Arbeit um 1916 im nördlichen Bihar auf. Sie erweiterten ihre Arbeit später im östlichen Bihar und in Odisha (früher Orissa).

Diese vier Gruppen verfolgten die ziemlich typische Art indischer Mission, indem sie Ansammlungen errichteten, in denen die Missionare in großen „Bungalows“ wohnten und sich von indischem Personal bedienen ließen. Zusätzlich zur Gründung von Gemeinden schlossen die missionarischen Bemühungen solche Institutionen wie Krankenhäuser, Waisenhäuser, Studentenwohnheime und Schulen jeder Art ein. Während die indischen Kirchen wuchsen und die Führungskräfte vor Ort ihre Ausbildung verbesserten, wurden sie doch weiterhin von den weißen Missionaren dominiert, bis die offiziellen Behörden in den 1970er Jahren verordneten, dass Kirchen und die meisten missionarischen Institutionen in die Hände der Inder übergehen sollten. Seither sind die Gemeinden unter ihren offiziellen Namen weithin bekannt geworden: The Mennonite Brethren Church of India, The Mennonite Church in India, The Bharatiyah General Conference Mennonite Church und The Brethren in Christ Society.

Gegen Mitte des letzten Jahrhunderts haben sich die Missionswerke auch in neuen Regionen ausgebreitet: Die Mennonite Church gründete die Bihar Mennonite Mandli (Church) nahe Ranchi im südlichen Bihar (jetzt Jharkhand). Die BIC Bihar Kirche sandte Missionare über die Grenze nach Nepal und Odisha südlich von Kalkutta. Mennonitengemenden in Indien hatten sich der ökumenischen Arbeit oft weiter geöffnet als ihre Mutterkirchen in Nordamerika. Zusammen mit anderen Denominationen gründeten sie 1953 sogar das Union Biblical Seminary. Auch begannen die Konferenzen, die mit den Mennoniten verbunden waren, darüber nachzudenken, enger miteinander zusammenzuarbeiten, und gründeten 1963 die Mennonite Christian Service Fellowship of India (MCSFI). Gelegentlich mit dem →Mennonite Central Committee (MCC) verglichen, das seit 1942 in Indien tätig war, hob sie sich mit ihrer Namensbezeichnung von ihm ab. Sie wollte nicht nur helfen, sodern bewusst eine „Fellowship“ aufbauen. Die MCSFI arrangiert Zusammenkünfte für Frauen, Jugendliche und Prediger. Das war für die neuen Mitglieder der Organisation besonders hilfreich: für die United Missionary Church, BIC Odisha, BIC Nepal und Gilgal Mission Trust. Die Anzahl der Gruppen, die mit dem Mennonite Central Committee (MCC) in Verbindung standen, belief sich 2018 auf 257000 Mitglieder.

Ein Missionswerk hatte sich in den 1950er Jahren der United Mission to Nepal angeschlossen und engagierte sich nicht in der Neugründung von Kirchen. In den 1980er Jahren entsandte die BIC Church in Bihar jedoch Missionare nach Nepal, wo eine Anzahl von Gemeinden entstanden. Die meisten BIC Nepal Churches befinden sich in den tieferen Gegenden Nepals nahe der Grenze zu Indien. Die Mennonitische Weltkonferenz berichtet von ein wenig mehr als 1000 Mitgliedern für das Jahr 2018.

4. China und andere chinesischsprachige Länder

Christen aus westlichen und anderen asiatischen Ländern gingen in China seit dem 7. Jahrhundert viele Jahrhunderte lang ein und aus. Aus mehreren Gründen konnten sie dort aber nicht so recht Fuß fassen. Im Gefolge des Opiumkrieges zwischen China und Großbritannien und besonders nachdem China sich nach der Boxer Rebellion 1900 zunehmend neuen Ideen geöffnet hatte, verstärkten westliche Missionare die Verkündigung des Evangeliums wie nie zuvor. Mennonitische Missionswerke nahmen daran teil, arbeiteten an mehreren Orten im chinesischen Mutterland einschließlich der Provinz Fujian, den Provinzen Henan/Hebei (Grenzland), der Inneren Mongolei, der Provinzen Shandong und Sichuan.

Alle diese Kirchen büßten ihre formale mennonitische Identität nach der Errichtung einer kommunistischen Herrschaft fast überall im chinesischen Mutterland 1949 ein. In den frühen 1950er Jahren führte eine von der Regierung gelenkte Kampagne dazu, den Ruf der Missionare und chinesischen Prediger zu diskreditieren und schließlich fast alle ausländischen Mitarbeiter der Kirchen auszuweisen. So war die Unabhängigkeit der Kirche in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Regierung fasste alle protestantischen Gruppen zu einer einzigen, offiziell anerkannten Kirche unter dem Namen The Three Self Patriotic Movement zusammen (es gibt auch eine eigene Römisch Katholische TSPM). Dennoch wuchsen Druck und Unterdrückung stark an und mündeten in die Kulturrevolution von 1966 bis 1976 ein. Während dieser schwierigen Periode mussten alle Individuen, einschließlich der Christen, eine Erklärung unterschreiben, kirchliches Eigentum wurde eingezogen und christliche Aktivitäten wurden auf wirkungsvolle Weise unterbunden. Nach dem Ende der Kulturrevolution waren christliche Aktivitäten und der Besuch der Gottesdienste wieder erlaubt. Mehrere ehemalige mennonitische Gemeinden konnten schließlich einigen früheren Besitz zurückgewinnen, sie mussten aber im TSPM verbleiben. Sie sind mit den nordamerikanischen Mennoniten über ein Austauschprogramm der Organisationen in Verbindung geblieben, das heute als Mennonite Partners in China bekannt ist.

Während der späten 1940er Jahre war das MCC eingeladen worden, medizinische Hilfe in ländlichen Gebieten Taiwans zu leisten. 1953 übernahm die General Conference Mennonite Church die Arbeit des MCC im Osten Taiwans. Das Mennonite Christian Hospital wuchs schließlich zum größten mennonitischen Krankenhaus in der Welt heran. Die Missionsarbeit wurde so erweitert, dass sie Kirchengründungen mit einschloss, besonders in den taiwanesisch sprechenden Gruppen. Die Kirche wuchs in den 1950er Jahren schnell heran und nahm 1963 den offiziellen Namen Fellowship of Mennonite Churches in Taiwan an. Diese Kirche war in den letzten Jahrzehnten einer starken Urbanisierung ausgesetzt, hat sich aber ihr eifriges Engagement in christlicher Nachfolge erhalten. Laut Statistik der Mennonitischen Weltkonferenz zählte sie 2018 mehr als 1600 Mitglieder.

Von den 1970er bis in die 1990er Jahre arbeiteten mennonitische Missionswerke gemeinsam in der autonomen Küstenstadt Hongkong zusammen − und später auch in der Umgebung von Macau. So waren Kirchen entstanden, die schließlich Beziehungen zur Mennonitischen Weltkonferenz aufnahmen. Die vier Gemeinden zählten in diesen beiden Städten 2018 etwas mehr als 100 Mitglieder.

5. Japan und Südkorea

Nach einem Muster, das dem chinesischen ähnelte, widersetzte sich Japan der Kirche viele Jahrhunderte lang. Für Japan war der Wendepunkt der Zweite Weltkrieg, nachdem es für eine Anzahl von Jahren von den USA besetzt war. Während der Besatzungszeit entsandten nordamerikanische Kirchen, darunter viele mit den Mennoniten verbundene Gruppen, Missionare dorthin. Die japanische Brethren of Christ Church (BIC) hat ihre meisten Mitglieder auf der weit im Westen liegenden Insel Honshu. Die Japan Mennonite Brethren Churches haben ihr Zentrum im mittleren Westen von Honshu; die meisten dieser Kirchen befinden sich in Osaka und Umgebung. Die Japan Christian Church Conference (MC) hat ihre Kirchen auf der nördlichen Insel Hokkaido und die Japan Mennonite Christian Church Conference (GC) auf der Insel Kyushu. Außerdem gibt es drei mennonitische Gemeinden in Tokio, die in Verbindung mit der Tokyo Area Fellowship of Mennonite Churches stehen.

Die erste Generation der Anhänger des christlichen Glaubens in Japan haben ihre Kirchen mit erheblicher Energie aufgebaut, waren kreativ bei der Vertretung ihrer Gemeinden, untereinander kooperativ und haben zahlreiche Missionsarbeiter ausgesandt, um überall in der Welt ihren Dienst zu versehen. Auch wenn die Kirche in Japan wuchs, war sie vielen Herausforderungen ausgesetzt und ist seit dem Ende der Missionsära nur noch langsam gewachsen, wie auch nur wenige Kirchen anderer Denominationen gewachsen sind. Vom Christentum sind in Japan ca. ein Prozent der Bevölkerung erfasst worden. Für 2018 vermerkt die Statistik der MWK knapp 2700 Mennoniten in Japan.

Die mennonitische Präsenz begann in Südkorea mit der Ankunft des MCC 1953 nach dem Ende des Koreakrieges. Das MCC trat mit Hilfswerksprogrammen auf und eröffnete 1971 eine Berufsschule. Das positive Zeugnis dieser Arbeit, besonders das der Mennonite Vocational School, veranlasste einige Mitarbeiter, nach Nordamerika zu reisen und an mennonitischen Colleges und Universitäten zu studieren, wo ihre Verbundenheit mit mennonitischer Theologie und mennonitischem Lebensstil gefestigt wurde. 1996 gründete eine kleine Gruppe die Jesus Village Church in der Stadt Chuncheon. Seither ist eine Anzahl kleiner Gemeinschaften entstanden, und einige haben sich 2016 zur Mennonite Church South Korea zusammengeschlossen. Die MWK-Statistik zählt für 2018 insgesamt 87 Gemeindemitglieder.

6. Vietnam und Kambodscha

Vietnam, das im 19. Jahrhundert und darüber hinaus von Frankreich kolonisiert wurde, begann allmählich heftigen Widerstand zu leisten, der in den französischen Indochinakrieg einmündete (der Erste Indochinakrieg 1946 −1954). Darauf antwortete das MCC 1954 mit einem Hilfsprogramm und materieller Unterstützung. Eastern Mennonite Missions (EMM) entsandte sein erstes Personal 1957 nach Vietnam. Um 1963 traf sich eine kleine Gemeinschaft an der University of Saigon (heute Ho Chi Minh City) und breitete sich später in dem Binh Thanh Distrikt der Stadt aus.

Trotz der Tragödien des Vietnamkriegs (der Zweite Indochinakrieg 1955–1975) wuchsen mennonitische Dienste und Gemeindezugehörigkeit in Südvietnam kontinuierlich an. Aber nach dem Sieg des kommunistischen Regimes in Nordvietnam im April 1975 waren die Kirchen jahrelang in eine dürftige Lage geraten. Der Kirchenbesitz wurde konfisziert, und es wurde für die Mennoniten sehr schwer, sich als Gemeinde zu treffen. Mit Hilfe von Regierungsprogrammen wurden Menschen in ländliche Gegenden verpflanzt und in Reedukationslager verschickt.

Um 1986 begannen sich die Wirtschaft zu erholen und einige soziale Beschränkungen zu lockern. In den 1990er Jahren gründeten vietnamesische Bürger der USA und Kanadas die North American Vietnamese Mennonite Fellowship und verbanden sich 1998 mit der unabhängigen Hauskirchenbewegung (House church movement). Um 2008 wurde die Vietnam Mennonite Church offiziell anerkannt, auch wenn ein kräftiges unregistriertes mennonitisches Netzwerk weiterhin aktiv blieb. Diese Bewegung ist aber bei lokalen Behörden auf Widerstand gestoßen, die streng gegen unregistrierte christliche Gruppen vorgingen. Sowohl registrierte als auch unregistrierte Gruppen sind kontinuierlich angewachsen und umfassen nach der MWK-Statistik 2018 über 5000 Mitglieder.

Es gibt einige mennonitische Gemeinden in Kambodscha, die auch in der ethnischen Bevölkerung der Khmer entstanden waren, ebenso unter vietnamesischen und indonesischen Bevölkerungsteilen. Die Statistik vermerkt für 2018 insgesamt 210 Mitglieder.

7. Philippinen

Die Philippinen, ein Inselarchipel östlich von Vietnam und südlich von Taiwan, war 350 Jahre lang eine spanische Kolonie. Am Ende des Spanisch-Amerikanischen Krieges 1898 kam dieses Staatsgebiet unter die Kontrolle der USA, die diesem Gebiet Commonwealth-Status verlieh. Während des Zweiten Weltkriegs besetzte Japan die Philippinen. Heftige Kämpfe auf dem Land und zu Wasser forderten schätzungsweise eine Million philippinischer Opfer.

Das MCC kam nach dem Krieg dorthin, um den Opfern zu helfen. Es richtete ein Hospital ein, bevor es sich 1950 zurückzog. Ungefähr zur selben Zeit nahm der unabhängige Evangelist Felonito Sacapaño seine Arbeit unter Stämmen in Abra (nördliches Luzon) auf. Seine Missionsbehörde, Missions Now, Inc. (MNI), entwickelte eine Beziehung zur EMM, die 1972 Missionsarbeiter aussandte, um der Kirche dort zu helfen. Die MNI reorganisierte sich 1991 zur Integrated Mennonite Churches of the Philippines, Inc., mit Zentren im nördlichen Luzon, ebenso in Manila und Laguna. Die Kirche ist im ganzen Land für ihre Gemeindegottesdienste und die Arbeit für Frieden und Versöhnung bekannt. 2018 schätzte die MWK die Gesamtzahl der Mennoniten auf den Philippinen auf fast 1700 Gemeindemitglieder.

8. Thailand und Myanmar

Während das MCC eigene Büros in Thailand zu unterschiedlichen Zeiten unterhielt, ist dort keine mit den Mennoniten verbundene Kirche vor dem 21. Jahrhundert gegründet worden. Im Jahr 2000 entsandten die nordamerikanischen Mennonite Brethren eine kleine Gruppe von Missionaren dorthin, um die Arbeit in Chonburi (Thailand) aufzunehmen. Nachdem einige Gemeinden der Mennonite Brethren in Thailand entstanden waren, wurden sie in einer Konferenz zusammengeschlossen, der Thai MB Foundation, und von der Regierung 2009 offiziell anerkannt. 2014 hatte diese Gemeinschaft 15 Gemeinden mit 1500 Mitgliedern. Das Missionsteam der Mennonite Brethren arbeitet weiterhin neben der MB Foundation und anderen Partnern vor Ort.

In den letzten Jahrzehnten sind mennonitische Gemeinden in Europa und Nordamerika durch Glaubensgenossen aus aller Welt bereichert worden. Zur Mennonite Church USA gehören inzwischen einige Gemeinden der ethnischen Gruppe der Hmong, viele von ihnen waren aus Thailand und Laos im Laufe der Jahre eingewandert. In den frühen Jahren dieses Jahrhunderts haben diese Gruppen beschlossen, Beziehungen zu ihren ethnischen Verwandten im nördlichen Zentral- und Nordwest-Thailand aufzunehmen. Die Beziehungen zu den Hmong-Kirchen, die zur Christ Church of Thailand (CCT) gehören, haben sich kontinuierlich weiter entwickelt; und die CCT District 20 Hmong Church ist 2017 in ihre Gemeinschaft als Vollmitglied aufgenommen worden. Einige Missionswerke sind noch in Thailand aktiv. Für 2018 schätzt die MWK den Umfang der mit Mennoniten verbundenen Gruppen auf mehr als 63000 Mitglieder.

Das Land Myanmar (früher Burma) hat erst in den letzten Jahren Mitarbeiter mennonitischer Missionswerke beherbergt. Aber mennonitische Verbindungen begannen, als ein junger Mann in Kontakt zum Personal der Mennonite Brethren getreten war. Er gründete später die Bible Missionary Church in Myanmar und begann in den frühen 2000er Jahren, mit mennonitischen Werken in Beziehung zu treten. Gespräche mit der MWK führten schließlich zu der Gruppe, die 2009 formal zu ihrem Mitglied wurde. Einige andere Gruppen, die ebenfalls als mennonitisch zu identifizieren sind, und eine Anzahl von Mitgliedern, die 2018 von der MWK erhoben wurde, zählen knapp 2000 Personen.

9. Andere Länder in Asien

Einige deutschstämmige Mennoniten, die sich im 18. und 19. Jahrhundert in der Ukraine niedergelassen hatten, wurden von den sowjetischen Behörden in der Mitte des 20. Jahrhunderts gewaltsam nach Zentralasien umgesiedelt (→Russland). Als ihnen in den 1950er Jahren eingeräumt wurde, sich frei zu bewegen, siedelten sich etliche im Süden an, wo das Klima günstiger war. Einige siedelten in Alma Ata − jetzt als Almaty bekannt − in Kasachstan und andere weiter südlich in Kirgistan. Einige bezeichnen sich noch als Mennoniten, die von der Statistik der Mennonitischen Weltkonferenz 2018 auf 200 Mitglieder geschätzt werden.

Mennonitische Missionsarbeit bemüht sich weiterhin, Länder in Asien zu erreichen, wo noch keine mennonitische Kirche existiert. An einigen Orten verfolgen die Missionare die feste Absicht, mennonitische Kirchen ins Leben zu rufen. Anderswo sind Missionare aufgerufen, Kirchen zu gründen, die keine ausgesprochen mennonitische Identität aufweisen. Eine den Einzelnen in allen seinen Lebenszusammenhängen erfassende Missionsarbeit der Mennoniten ist, wo sie in einigen Ländern eine neue Kirche aufbauen, in anderen Ländern nicht das Ziel oder nicht einmal möglich.

Bibliografie (Auswahl)

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John F. Lapp

 
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