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Mennonitische Missionswerke in Deutschland

1. Rückblick auf Missionsbemühungen deutscher Mennoniten

Abgesehen vom täuferischen Aufbruch in der Reformation des 16. Jahrhunderts waren zunächst keine nennenswerten Bemühungen um Mission in den Mennonitengemeinden zu verzeichnen (→Mission). Erst 1847 kam es in den Niederlanden zur ersten Gründung eines mennonitischen Missionsvereins (→Niederlande). Er weckte das erste Interesse in den deutschen Gemeinden an Mission überhaupt. In den folgenden Jahren leiteten die deutschen Mennonitengemeinden ihre Spenden für Mission über diese holländische Missionsorganisation weiter. 1927 wurde Hermann Schmitt aus der Mennonitengemeinde Deutschhof als erster deutscher Missionar über den niederländischen Missionsverein ins Ausland entsandt.

Um die mennonitischen Bemühungen im Bereich Mission zu stärken, wurde 1951 eine Kooperation mit den Ländern Schweiz, Niederlande, Frankreich und Deutschland eingegangen. Diese Organisation wurde dann als das Europäische Mennonitische Evangelisations-Komitee (EMEK) bekannt.

1951 wurde ebenfalls das Deutsche Mennonitische Missionskomitee (DMMK) als Arbeitszweig der Süddeutschen Konferenz e. V. gegründet (eine Organisation der Pfälzer Mennoniten links und der Mennoniten rechts des Rheins). Zu dieser Zeit hatte das DMMK die Aufgabe, die innerdeutschen Spenden und Missionsbemühungen über das EMEK zu kanalisieren. Hauptschwerpunkte der Missionsarbeit des EMEK waren Java, Iran, Tschad und Ecuador.

1972 wurde das DMMK so konstituiert, dass jede der drei mennonitischen Konferenzen in Deutschland, →Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennonitengemeinden (ASM), →Verband deutscher Mennonitengemeinden (VdM) und →Vereinigung Deutscher Mennonitengemeinden (VDM), je drei Delegierte in den Vorstand des DMMK entsenden konnte. Später kamen noch die WEBB-Gemeinden dazu (Wolfsburg, Espelkamp, Bielefeld, Bechterdissen), die ebenfalls Delegierte in den Vorstand des DMMK entsenden können. 1977 wurde das EMEK aufgelöst, da die Interessen der nationalen Missionswerke offensichtlich einer intensiven Zusammenarbeit abträglich waren.

2. Die Arbeit des Deutschen Mennonitischen Missionskomitees

Die Trennung von dem EMEK führte beim DMMK dazu, dass mit der Dorfmission Neumühle in der Pfalz die erste eigene und innerdeutsche Missionsarbeit aufgenommen wurde. Weitere Arbeiten folgten im In- und Ausland. Im Inland sind es das Westpfalzprojekt, die Umsiedlerarbeit und die Gemeindegründung in Niedergörsdorf, in Halle/Saale, in Ludwigshafen und Mannheim. Im Ausland sind und waren Mitarbeitende hauptsächlich in Ecuador, Senegal, Äthiopien, Südostasien, Libanon, Afghanistan, Sambia, Niederlande (Rotterdam) und Äthiopien in ganz unterschiedlichen Aufgabenfeldern tätig. Dafür wurden vor allem Kooperationen mit folgenden Missionsorganisationen aufgenommen: Eastern Mennonite Missions (EMM), Virginia Mennonite Missions (VMM), Mennonite Mission Network (MMN), Operation Mobilisation (OM), Liebenzeller Mission, Wycliff und der Deutschen Missionsgesellschaft (DMG).

1982 wurde das DMMK rechtlich der Arbeitsgemeinschaft deutscher Mennonitengemeinden, ab 1990 der →Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland (AMG) zugeordnet. Das DMMK arbeitet eng mit dem Mennonitischen Hilfswerk (MH) und Christliche Dienste (CD) zusammen (→Mennonitische Hilfswerke). Diverse Wasserprojekte und andere Projekte, die Missionare des DMMK durchführen, werden finanziell vom MH getragen. Die CD haben über die Jahre immer wieder missionsinteressierte junge Menschen zu Kurzzeiteinsätzen entsandt, die von DMMK-Missionaren betreut werden. Hier wird diesen Praktikanten ein Einblick in die internationalen Missionsbemühungen vermittelt.

Über die Jahre waren folgende Personen Vorsitzende des DMMK: Abraham →Braun, Ibersheim (1951 – 1967), Gerhard →Hein, Monsheim (1967 – 1972), Franz Esau, Emmendingen (1972–1980), Klaus-Dieter Wahl, Kaiserslautern (1980 – 1982), Franz Esau, Emmendingen (1982 – 1996), Wilfried Jotter, Monsheim (1996 – 2000), Dr. Bernd Quiring, Leverkusen (2000 – 2007), Kurt Kerber, Sinsheim (2008 – 2013), Edwin Boschmann, Karlsruhe (seit 2013).

Das DMMK stützt sich ausschließlich auf freiwillige Spenden, die hauptsächlich von den Mennonitengemeinden und ihren Mitgliedern aufgebracht werden.

3. Weitere Missionsbemühungen und Kooperationen

Mit der steigenden Zahl deutschstämmiger Rückwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion in den 70er bis 90er Jahren des letzten Jahrhunderts stieg auch die Zahl der Mennoniten und anderer taufgesinnter Gruppen in Deutschland (→Deutschland). Dadurch ist die mennonitische Landschaft in Deutschland vielfältiger geworden. Diese neueren Gruppen haben überwiegend eigene Gemeindebünde gegründet (so z. B. den Bund Taufgesinnter Gemeinden oder der Arbeitsgemeinschaft zur geistlichen Unterstützung in Mennonitengemeinden), ebenso zahlreiche, oft große eigenständige Gemeinden. Eigene Missionsgesellschaften sind daraus nicht entstanden. Mission ist in diesen Gemeinden vielfach ein wichtiges Thema, im Ansatz unterscheidet sich diese Missionsarbeit aber von den übergemeindlichen Missionswerken. Die Hauptverantwortung für die Aussendung der Missionare trägt vor allem die jeweilige Gemeinde. So werden Missionare von diesen Gemeinden eigenverantwortlich oder in Kooperation mit ihnen nahe stehenden Missionsorganisationen (z. B. To All Nations) ausgesandt.

Eine weitere größere Gruppierung, die missionarisch aktiv ist, ist die Arbeitsgemeinschaft →Mennonitischer Brüdergemeinden in Deutschland (AMBD). Die AMBD wird in ihren Missionsbemühungen von der Missionsorganisation der kanadischen Mennoniten-Brüdergemeinden (mbmission) unterstützt.

Literatur

Leo Laurense, 125 Jahre Zusammenarbeit in der Mennonitischen Mission 1847–1972, Delfgau 1972. - Briefe und Protokolle in der Mennonitischen Forschungsstelle Weierhof (Pfalz). - Nachrichten und Berichte in mennonitischen Zeitschriften.

Edwin Boschmann

 
www.mennlex.de - MennLex V :: loc/mennonitische-missionswerke-deutschland.txt · Zuletzt geändert: 2020/05/20 15:11 von bw     Nach oben
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