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Unteres Birstal (Bruggi), Schweiz

1. Gründung, Entwicklung und Auflösung der Gemeinde

Die Gemeinde Unteres Birstal wurde im Jahr 1991 als Tochter-Gemeinde der Evangelischen Mennonitengemeinde →Schänzli (Muttenz) gegründet und zum Jahresende 2016 aufgelöst. Das Anwachsen der Gemeinde Schänzli weckte bei ihren damaligen Ältesten den Wunsch nach einer Tochtergemeinde. Schliesslich machte sich eine kleine Gruppe von Pionieren auf, um in Münchenstein eine neue Gemeinde zu gründen. Diese wurde durch die Muttergemeinde unterstützt und über mehrere Jahre hin intensiv begleitet, vor allem von dem Ältesten Samuel Gerber-Oester.

Bei ihrer Gründung zählte die Gemeinde Unteres Birstal 45 Mitglieder. Die Gemeindearbeit wurde phasenweise von teilzeitlich angestellten Predigern geleistet. Gerd Willms wirkte von 1991 bis 1999 als Prediger und Ulrike Mack von 2001 bis 2005 als theologische Mitarbeiterin.

Nach gemeindeinternen Turbulenzen und einem Neuanfang im Jahr 2004 stabilisierte sich die Gemeinde und konnte neue Mitglieder hinzugewinnen. Zu dieser positiven Entwicklung trug nicht zuletzt die zeitweise sehr intensive und fürsorgliche Begleitung durch erfahrene Mediatoren und Mediatorinnen aus Schweizer Mennonitengemeinden bzw. befreundeten Kreisen bei. Trotz ihrer überschaubaren Größe vermochte die Gemeinde ihre Eigenständigkeit mit verschiedenen lebendigen Arbeitszweigen über weitere 10 Jahre hin zu erhalten.

Vom Jahr 2015 an kam es durch beruflich bedingte Neuorientierung und Abwanderung einiger Familien zu einem abermaligen schmerzhaften Mitgliederschwund. Ein sorgsam geführter 18-monatiger Klärungsprozess, strukturiert durch hörendes Gebet in Kleingruppen, Gemeindeabenden und vielen Gesprächen führte zu der schmerzlichen und bedauerlichen Einsicht, dass trotz guter Gemeinschaft nicht die notwendigen Ressourcen, Kräfte und Perspektiven vorhanden waren, diese Gemeinde weiterzuführen.

Im November 2016 beschloss die Mitgliederversammlung einmütig die Auflösung der Gemeinde und stellte ihre Gemeindeaktivitäten mit einem Abschlussgottesdienst am 16. Dezember 2016 ein.

2. Gemeindeverständnis und theologische Ausrichtung

Die Gemeinde Unteres Birstal war eine Alttäufergemeinde, die ihre Mitglieder darin unterstützte, Glauben und Alltag in gelebter Nachfolge Jesu zu verbinden. Vertiefte Auseinandersetzungen mit dem Schleitheimer Bekenntnis (→Brüderliche Vereinigung) und der Theologie des Allgemeinen Priestertums (→Priestertum, allgemeines) waren Meilensteine auf dem Weg zu einem Verständnis der Gemeinde als Leib Christi, die alle Gemeindemitglieder intensiv in Dienste und Entscheidungsprozesse einzubeziehen vermochte.

Das Leitungsgremium, der Ältestenrat, leitete die Gemeinde mit größtmöglicher Transparenz. Wichtige Weichenstellungen wurden möglichst im Konsens von allen Gemeindemitgliedern mitgetragen und verantwortet. Zentrale Werte der Gemeinde waren das Gebet, die vertrauensvolle Beziehung zu Christus, das Friedenszeugnis, soziales Engagement und die Gastfreundschaft. Das Fundament ihres Glaubens bildete das Wort Gottes in der Bibel. Wer sich zum dreieinigen Gott bekannte, wurde auf eigenen Wunsch und als Zeichen dieses Bekenntnisses durch Untertauchen oder Besprengen getauft. Die Gottesdienste boten Raum für den Austausch von Gebetsanliegen. Quartalweise wurden Themen mit begleitender Lektüre in Gottesdiensten und an Gemeindeabenden bearbeitet.

3. Gemeindestrukturen und Arbeitszweige

Als Versammlungsort der Gemeinde Unteres Birstal diente die ehemalige Kornscheune auf dem Areal des Bauernhofes Bruckgut in Münchenstein. Nach diesem Versammlungsort trug die Gemeinde in der Schweizer Konferenz den inoffiziellen Namen Bruggi.

Das Einzugsgebiet des Bruggi reichte rund 20 km über den Raum Münchenstein hinaus. Neben 35 Mitgliedern besuchten etwa 15 Kinder und Jugendliche die Gemeindeveranstaltungen. Die Gemeinde war bestrebt, junge Mitglieder und Familien in die Gemeindearbeit einzubeziehen, Erfahrungen sammeln und miteinander teilen zu lassen. Außerdem nahmen einige Freunde regelmäßig am Gemeindeleben teil. Der sonntägliche Gottesdienst war das zentrale Ereignis des Gemeindelebens. Daneben gab es wöchentliche Gebetsgruppen, den Kindergottesdienst und einen Jugendkreis.

Seit 2005 wurde die gesamte Gemeindearbeit mit ihren verschiedenen Arbeitszweigen von den Mitgliedern der Gemeinde ehrenamtlich ausgeführt. Dies galt auch für die Predigtdienste, die ungefähr zu gleichen Teilen von Mitgliedern oder Arbeitsgruppen der Gemeinde und von Gästen aus befreundeten Gemeinden übernommen wurden. Die Gemeindearbeit war breit abgestützt. Die Dienste waren verteilt und jedes Mitglied war in eine oder sogar mehrere Aufgaben eingebunden.

Wichtige Gemeindefragen wurden vom Ältestenrat vorbereitet und an Gemeindeabenden besprochen. Einmal im Jahr wurden wichtige Belange und Weichenstellungen in einer Mitgliederversammlung zur Abstimmung gebracht.

4. Beziehungen zu anderen Alttäufergemeinden, zu Mennoniten weltweit und zu Ortskirchen im Raum Basel

Die Gemeinde Unteres Birstal war Mitglied der →Konferenz der Mennoniten Schweiz (KMS). Sie pflegte Kontakte zu Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die weltweit in Hilfswerken und Missionsarbeit im Einsatz sind, sowie zur →Mennonitischen Weltkonferenz. Predigtdienste durch Vertreterinnen und Vertreter anderer Gemeinden führten zu einem regelmässigen Kontakt mit anderen Mennonitengemeinden in- und außerhalb der Schweiz und evangelischen Ortskirchen im Raum Münchenstein/Basel. Im Rahmen der Mitarbeit in der Evangelischen Allianz kam es ein- bis zweimal im Jahr zu gemeinsamen Treffen. Zur Muttergemeinde Schänzli in Muttenz bestand nach wie vor eine besondere Verbindung, etwa über den Chor sowie die Kontakte zum Bildungszentrum →Bienenberg, aus denen sich wesentliche theologische Impulse ergaben.

Anschrift der Gemeinde war:

Alttäufergemeinde (Mennoniten) Unteres Bristal, Baselstrasse 95, 414 Münchenstein (Schweiz)

Frieder Boller und Mathilde Gyger

 
www.mennlex.de - MennLex V :: loc/unteres_birstal.txt · Zuletzt geändert: 2020/05/25 17:20 von bw     Nach oben
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