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Doornkaat Koolman, Jacobus ten
geb. 9. April 1889 in Hamburg, Deutschland, gest. am 21. Oktober 1978 in Zürich, Schweiz; mennonitischer Theologe und Geschichtsforscher, evangelischer Seelsorger in der Schweiz, Biograph des Dirk →Philips.
Der Sohn einer Hamburger Mennonitenfamilie niederländischer Herkunft studierte 1911–1915 in Marburg, Berlin und am Theologischen Seminar der Mennoniten (→Doopsgezind Seminarium) in Amsterdam und war nach Vikariat in Krefeld und Studienabschluss in Amsterdam zunächst Krankenhausseelsorger in Solingen (ordiniert 1916). Er hielt sich 1919 aus gesundheitlichen Gründen in Davos auf und blieb in der Schweiz, die seine Wahlheimat wurde. Ab 1920 war er zunächst Pastor in Graubünden (Schanfigg, 1926 Maienfeld, 1930 Davos, niederländische Kurgemeinde) und im Kanton Zürich (1936 Otelfingen) und 1943–1954 Hauptpfarrer an den kantonalen Krankenanstalten in Zürich.
Sein bereits in Amsterdam entwickeltes Interesse für die Geschichte der Täufer und Mennoniten griff er im beruflichen Ruhestand wieder auf und veröffentlichte Studien zum Täufertum in Amsterdam, in Mecklenburg, in Ostfriesland und in Zürich. Der bereits früh angestrebten Biographie von Dirk Philips hatte ten Doornkaat Koolman in seiner Studienzeit erste Vorarbeiten zu seiner beabsichtigten Dissertation gewidmet. Diese Vorarbeiten blieben jedoch zunächst unvollendet. Sein Werk über Dirk Philips entstand schließlich ab 1957 und wurde 1964 veröffentlicht. Unterstützung leisteten ihm führende jüngere Vertreter der Täufer- und Mennonitenforschung in den Niederlanden und in der Schweiz, so Hendrik Wiebes →Meihuizen, Nanne van der →Zijpp und Fritz →Blanke.
Ten Doornkaat Koolmans Lebensbeschreibung des Täuferführers und mennonitischen Theologen Dirk Philips bildet einen Menschen ab, der als Person und mit seinen Werken das frühe Mennonitentum prägte. Der Biograph kann zeigen, dass Dirk Philips, der wegen anhaltender Verfolgung ein unsicheres Leben führte, durch seine theologischen Deutungen den Gemeinden Sicherheiten anbot. An Zerwürfnissen war Dirk Philips mit klaren und strengen Standpunkten beteiligt. Zu bleibenden Forschungsfragen wie der nach Bewegungscharakter und Kirchlichkeit im frühen Mennonitentum finden sich Ansätze bei ten Doornkaat Koolman, die zur Weiterarbeit anregen.
Werke (Auswahl)
[mit F. Kuiper] Amsterdam, in: The Mennonite Encyclopedia, vol. 1, Scottdale, 1955, 101–108. - [mit N. van der Zijpp] Amsterdam Mennonite Theological Seminary, in: ebd., 108–110. - Joachim Kükenbieter (Nossiophagus). Ein lutherischer Eiferer des Reformationszeitalters, in: Nederlands archief voor kerkgeschiedenis 44, 1960–1961, 157–176. - Die Täufer in Mecklenburg, in: Mennonitische Geschichtsblätter 18, 1961, 20–56. - The First Edition of Peter Riedemann's „Rechenschaft“, in: The Mennonite Quarterly Review 36, 1962, 169–171. - De anabaptisten in Oostfriesland ten tijde van Hermannus Aquilomontanus, in: Nederlands archief voor kerkgeschiedenis 46, 1962–1963, 87–99. - Dirk Philips, vriend en medewerker van Menno Simons, 1504–1568, Haarlem 1964 (engl.: Dirk Philips, friend and colleague of Menno Simons, 1504–1568, translated from the Dutch by William E. Keeney, Kitchener, Ontario, 1998). - Zürich, in: Mennonitisches Lexikon, Band 4, Karlsruhe 1967, 625–640. - Täufer in Zürcher Zünften 1588, in: Zürcher Taschenbuch auf das Jahr 1970, Zürich 1969, 31–47. - Jan Utenhoves Besuch bei Heinrich Bullinger im Jahre 1549, in: Zwingliana 14, 1976, 263–273.
Literatur
Marja Keyser, Dirk Philips 1504–1568. A catalogue of his printed works in the university library of Amsterdam, Amsterdam 1975. - C[arl] F[riedrich] Brüsewitz, Jacobus ten Doornkaat Koolman (1889–1978), in: Doopsgezinde Bijdragen n.r. 5, 1979, 119–120, mit weiterer Literatur. - Sjouke Voolstra, Art. J. ten Doornkaat Koolman, in: Mennonite Encyclopedia V, 244.
Ralf Klötzer