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Fellmann, Walter
geb. am 22. Mai 1899 in Mönchzell/Baden, gest. am 8. Juni 1987 in Albessen/Pfalz, Deutschland; Pfarrer der Mennonitengemeinden Monsheim und Obersülzen (1924–1943), Schriftleiter der Mennonitischen Jugendwarte und Herausgeber von zwei Bänden der Schriften Hans Dencks.
Walter Fellmann hat nach dem Kriegsnotabitur vom September 1917 bis November 1918 am Ersten Weltkrieg als Sanitäter teilgenommen. Er studierte 1918 bis 1920 Jura und Volkswirtschaft in Heidelberg und Rostock, wandte sich jedoch nach zwei Semestern auch der Theologie zu. 1920 beschloss er, eine theologische Laufbahn einzuschlagen, studierte Alte Sprachen in Bethel bei Bielefeld und evangelische Theologie in Tübingen. Hier neigte er eher zur traditionellen lutherischen Lehre Adolf Schlatters als zur Theologie des Pietisten Karl Heim. Nach dem theologischen Examen 1924 diente er ein Jahr als Schriftleiter des Mennonitischen Gemeindeblattes, bevor er als theologischer Lehrer am Missionsseminar „Licht im Osten“ nach Wernigerode (Harz) ging.
1928 erhielt er den Ruf als Prediger der Mennonitengemeinde Monsheim/Rheinhessen und Obersülzen/Pfalz. Kurz zuvor nahm er im April 1928 als mennonitischer Vertreter an der Tagung der deutschen Vereinigung des Weltbundes für Freundschaftsarbeit der Kirchen teil. Geleitet von seiner ökumenischen Gesinnung setzte sich Fellmann dafür ein, dass die →Vereinigung der Mennonitengemeinden dieser ersten internationalen ökumenischen Organisation beitritt.
Bevor ihn seine Erkrankung an manischer Depression zur Aufgabe seines Pastorenamtes 1943 zwang, engagierte sich Fellmann besonders in der Jugendarbeit. Schon nach dem Ersten Mennonitischen Jugendtag 1920 setzte er sich in einem Bericht der Mennonitischen Jugendwarte dafür ein, der Jugendarbeit eine größere Aufmerksamkeit zu schenken. 1928 bis 1939 war er Schriftleiter der Mennonitischen Jugendwarte (→Zeitschriften) und arbeitete in der Jugendkommission der süddeutschen Mennoniten mit. Obwohl er vor der Machtübernahme Adolf Hitlers zweimal die Nationalsozialistische Partei gewählt hatte, wuchs seine Unzufriedenheit mit der nationalsozialistischen Politik in den 1930er Jahren. Als Teilnehmer einer Freikirchlichen Arbeitsgruppe im Gemeindejugenddienst beobachtete er, wie die Evangelische Jugend gezwungen wurde, sich in die Hitlerjugend einzugliedern. Daraufhin löste sich die Freikirchliche Gruppe von der Evangelischen Jugend, allerdings wurde auch der Jugendbund der süddeutschen Mennoniten 1934 eingegliedert. Als Antwort darauf organisierte er gemeinsam mit Johannes →Foth, Pastor in Friedelsheim, Bibelstunden für die lokalen Jugendgruppen. 1934 nahm Fellmann an einem Bittgottesdienst für die Bekennende Kirche in der evangelischen Kirche Monsheims teil. Hinweise auf seine regimekritische Haltung lassen sich auch in seinen zahlreichen Beiträgen zur Mennonitischen Jugendwarte erkennen. So schrieb er 1936 nach der Wiederherstellung deutscher Wehrhoheit in der entmilitarisierten Zone: „Das Kreuz allein bleibt unsere Hoffnung!“ Dennoch diente er zu Beginn des Zweiten Weltkriegs ein Jahr als Sanitäter in der Wehrmacht.
Im Januar 1936 wandte sich das Gemeindemitglied Mathilde Heimann an Fellmann mit der Bitte, ihren halbjüdischen Sohn Ludwig zu taufen, um ihn auf diese Weise vor Angriffen der Nationalsozialisten zu schützen. Fellmann willigte ein, wurde aber von Kollegen in der Pfälzisch-Hessischen Konferenz von diesem Vorhaben abgehalten. In den nächsten zwei Jahren bemühte er sich um eine Taufe für Ludwig Heimann bei diversen Judenmissions-Vereinen bzw. um Anerkennung als Mennonit beim Ministerium für kirchliche Angelegenheiten. Er schrieb zudem an niederländische und schweizerische Mennoniten, an Benjamin →Unruh (Brüder in Not) und an verschiedene Vertreter des →Mennonite Central Committee, einschließlich seines Studienfreundes Cornelius →Krahn (Bethel College) und an Orie O. →Miller. Schließlich wurde Ludwig Heimann 1938 von Mennoniten im Elsass aufgenommen.
In seiner Theologie neigte Fellmann zur evangelischen Tradition. Er kritisierte an der traditionellen Haltung der Mennoniten die fehlende Verantwortung für Gesellschaft und Staat. Er distanzierte sich von der pazifistischen Haltung seines Tübinger Studienfreundes Harold S. →Bender und bemühte sich, das mennonitische Erbe durch die theologische Aufwertung der Ordnungsfunktion der Obrigkeit und der Notwendigkeit der Schwertgewalt zu ergänzen. Fellmanns ökumenische und lutherische Sympathien hingen mit seiner Zuneigung zu Hans →Denck zusammen. Dencks Spiritualismus wertet das Äußerliche des christlichen Glaubens zugunsten des Innerlichen stark ab. Damit hängt ein Verständnis für andere Glaubensformen zusammen, die auch Fellmanns Wirken prägte. Bis 1960 gab er zwei Bände der Schriften Dencks in den Quellen zur Geschichte der Täufer heraus. An vier weiteren Täuferaktenbänden arbeitete er mit.
Fellmann schrieb Artikel für die Mennonitische Jugendwarte, Mennonitischen Blätter, Mennonitischen Geschichtsblätter und für das Mennonitische Lexikon. Vorträge, Briefe und Berichte sind in der →Mennonitischen Forschungsstelle und im Privatbesitz erhalten.
Veröffentlichungen (Auswahl)
Herausgeber: Schriften Hans Denck, Teil 2: Religiöse Schriften, Gütersloh, 1956, und Teil 3: Exegetische Schriften, Gedichte und Briefe, Gütersloh, 1960. - Warum sind wir Mennoniten noch Mennoniten? In: Mennonitische Jugendwarte, 1935, 31–43.
Literatur
Heinold Fast, Walter Fellmann, 1899–1987, in: Mennonitisches Jahrbuch, 1989, 104–110. - Ders., Vorwort, in: Mennonitische Geschichtsblätter, 1984, 6. - Theo Glück, Erinnerung und Dank an Walter Fellmann. 1899–1987, in: Mennonitisches Gemeindeblatt 9, 1987, 138 f.
J. Jakob Fehr