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art:fischer_andreas

Fischer, Andreas

gest. vor 1542 in Krásna Hôrka, Slowakei; sabbatarischer Täufer, Prediger der Nikolsburger Täuferkirche.

Andreas Fischer taufte bereits 1528 in Südmähren. Aus dem Jahr 1529 berichtet die zeitgenössische Chronik des Conrad Spervogel über eine Missionsreise Fischers durch die deutschsprachigen Städte der Zips (Slowakei, damals Oberungarn). Fischer erschien Anfang März 1529 in Leutschau (Levoča) und hielt dort täuferische Hausversammlungen ab. In Schwedler (Švedlár) predigte er in der Pfarrkirche. Am 13. Mai 1529 wurde er verhaftet und aufgrund der ungarischen Ketzergesetze als „Lutheraner“ zum Tode verurteilt. Während Fischers mit ihm verurteilte Ehefrau ertränkt wurde, überlebte er selbst am 25. Juni 1529 den Galgen und entkam. Trotz des Rückhalts bei Handwerkern und Ratsmitgliedern in Schwedler und Leutschau musste er mit seiner zweiten Ehefrau, einer Leutschauerin, Mitte November 1529 fliehen, um sich einer erneuten Verhaftung zu entziehen. Über Krakau gelangte er zurück nach Mähren.

Dort war er an der Seite des ehemaligen Nikolsburger Predigers Oswald Glaidt an einer Kontroverse um die Sabbatheiligung beteiligt (→Sabbater), die 1530–1532 die von Balthasar →Hubmaier 1526/27 für das Täufertum gewonnenen Gemeinden der Grundherrschaft Nikolsburg (→Mähren) bewegte. Die „Sabbater“ übernahmen die scholastische Auffassung, dass der Dekalog mit dem natürlichen Sittengesetz übereinstimme, das im Gegensatz zu anderen Geboten des Alten Testaments im Neuen Testament nicht aufgehoben sei. Während jedoch nach scholastischer Lehre der Sabbat durch die Autorität der Kirche in den christlichen Sonntag umgewandelt wurde, sprachen Glaidt und Fischer der Kirche die Vollmacht zu einer solchen Veränderung ab und forderten aufgrund des Schriftprinzips die Beobachtung des Sabbats anstelle des Sonntags. Eine verlorene Schrift Fischers hatte den Titel Scepastes Decalogi (Verteidiger des Dekalogs). Ihr Inhalt ist aus einer Gegenschrift Valentin Krautwalds bekannt. Fischer beherrschte Latein, Griechisch und Hebräisch und zog neben der Bibel die Schriften der Kirchenväter heran.

1534 forderte Fischer den lutherisch orientierten Pfarrer von Neusohl (Banská Bystrica, Slowakei), Antonius Philadelphus, der Fischer von der Kanzel als Ketzer bezeichnet hatte, zu einer Disputation unter dem Schutz des Nikolsburger Grundherrn Leonhard von Liechtenstein auf. Philadelphus ging darauf nicht ein. Am 10. Juni 1535 unterzeichnete Fischer als Prediger in Pollau (Pavlov) ein Glaubensbekenntnis der fünf Prediger der Nikolsburger Täuferkirche. Das Bekenntnis ist im Sinne der Theologie Hubmaiers gehalten, die Sabbatfrage wird nicht erwähnt. Auf Befehl Ferdinands I. wurden die Nikolsburger täuferischen Prädikanten im Sommer 1535 abgesetzt (→Nikolsburg). Danach hielt sich Fischer möglicherweise im mährischen Jamnitz (Jemnice) auf und ging schließlich wieder in die Slowakei, wo er vor Frühjahr 1542 als Ketzer hingerichtet wurde, indem man ihn von der Mauer der Burg Krásna Hôrka stürzte.

Gegen die ältere Forschung, die eine Herkunft Fischers aus Oberungarn annahm, ist eine Identifizierung mit einem Andreas Fischer gen. Pisciculus aus dem mährischen Littau (Litovel) zu erwägen. Dieser wurde 1498 in Wien immatrikuliert, 1505 dort Magister, erhielt 1511 ein Kanonikat am Olmützer Domkapitel, war 1519–23 Generalvikar der Diözese Olmütz und gehörte zum humanistischen Freundeskreis des Weihbischofs Martin Göschl, des späteren Anhängers Balthasar Hubmaiers in Nikolsburg. Andreas Fischer-Pisciculus verschwindet 1523 aus den Olmützer Quellen. Die Identifizierung würde die gelehrten Kenntnisse des gleichnamigen Täuferpredigers erklären, ist aber nicht durch ausdrückliche Quellenzeugnisse gesichert.

Literatur

Wacław Urban, Andreas Fischer, in: André Séguenny (Hg.), Bibliotheca dissidentium, Bd. 6, Baden-Baden 1985,71–88. - Daniel Liechty, Andreas Fischer and the Sabbatarian Anabaptists, Scottdale, PA, 1988. - Jürgen Kaiser, Ruhe der Seele und Siegel der Hoffnung. Die Deutung des Sabbats in der Reformation, Göttingen 1996, 184–235, 264–298. - Martin Rothkegel, Andreas Fischer, in: Jahrbuch für die Geschichte des Protestantismus in Österreich 121 (2005), 325–351. - Ders., Die Sabbater, in: Rolf Decot, und Mattthieu Arnold (Hg.), Christen und Juden im Reformationszeitalter, Mainz 2006, 59–76. - Ders., Anabaptism in Moravia and Silesia, in: John Roth und James Stayer (Hg.), A Companion to Anabaptism and Spiritualism, 1521–1700, Leiden 2006, 163–215, dort 165–182.

Martin Rothkegel

art/fischer_andreas.txt · Zuletzt geändert: 2024/06/28 17:33 von 127.0.0.1

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