Hege, Ulrich
geb. am 19.05.1892 in Reihen (bei Sinsheim), gest. am 25. 7. 1974 in Reihen, Deutschland; Reiseprediger.
Ulrich Hege stammte aus einer Familie, aus der seit mehreren Generationen Prediger und Älteste hervorgingen, die in verschiedenen Mennonitengemeinden im Kraichgau und darüber hinaus dienten.
Seine Eltern waren der Reiseprediger Jakob Hege (1848–1911) und Magdalene, geb. Binkele von Unterschwarzach. Jakob Hege war seit 1892 einer der beiden Schriftleiter des Christlichen Gemeinde-Kalenders, der von der damaligen Süddeutschen Konferenz herausgeben wurde. Von seinem Vater Ulrich übernahm er dann noch die Redaktion des Gemeindeblattes der Mennoniten.
Ulrich Hege wurde im Alter von 17 Jahren in der Mennonitengemeinde Ittlingen auf das Bekenntnis seines Glaubens hin getauft. In demselben Jahr 1909 verließ er die Realschule in Sinsheim mit dem Zeugnis der „mittleren Reife“ und begann eine kaufmännische Lehre in Stuttgart.
Im Jahre 1912 wurde er gemustert und als „Einjähriger“ zurückgestellt. Bei Kriegsbeginn 1914 wurde er aber sofort eingezogen und erhielt schon bald die „silberne Verdienstmedaille am Bande der Militärischen Karl-Friedrich-Verdienstmedaille“. 1915 kam er in französische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst 1920 zurückkehrte.
Er ließ sich 1921 als selbstständiger Kaufmann in der Uhren- und Schmuckbranche in Pforzheim nieder. Zwei Jahre später heiratete er Anna Nafziger vom Großwissinger Hof bei Bliesebersing/Lothringen, die aus einer amischen Familie stammte und zur amischen Gemeinde Ixheim/Pfalz gehörte. Aus der Ehe gingen drei Töchter hervor.
Im Alter von 42 Jahren wurde er 1934 von der Gemeinde Wössingen zum Prediger und fünf Jahre später zum Ältesten gewählt. Er übernahm 1941 die Aufgaben eines Sekretärs des Verbandes Badisch-Württembergisch-Bayerischer Mennoniten (→Verband deutscher Mennonitengemeinden). Im Jahre 1943 wurde er erneut im Alter von 51 Jahren zum Kriegsdienst eingezogen, aus dem er 1945 zurückkehrte. Da seine Wohnung in Pforzheim zerstört war, ließ er sich wieder in Reihen nieder, gab seinen Beruf nach und nach auf und übernahm verschiedene Aufgaben für den Verband (Reiseprediger mit ordentlichem Arbeitsvertrag seit 1958) und andere mennonitische Werke (Hilfswerk Christenpflicht, Altenheime, Flüchtlingsarbeit). Er wurde 1948 als Delegierter zur 4. →Mennonitischen Weltkonferenz in Goshen (Indiana) und North Newton (Kansas), USA, der ersten Weltkonferenz nach dem Zweiten Weltkrieg, entsandt. Darüber berichtete er ausführlich im Gemeindeblatt zu Beginn des Jahres 1949.
Die Verkündigung des Evangeliums war ihm ein besonderes Anliegen. Über vierzig Jahre haben seine Predigten die Zuhörer in den vielen Mennonitengemeinden, zuletzt in Sinsheim, beeinflusst. Seine Begabung für das seelsorgerliche Gespräch und seine Fürsorge für viele sicherten ihm ein dankbares Andenken.
Literatur
Ulrich Hege, Bericht über die Reise zur 4. Weltkonferenz, in: Gemeindeblatt 1/1949, 2. - Lukas Amstutz, Gehen, Bleiben oder Zurückkommen? – Ulrich Hege (1812–1896), in: Mennonitica Helvetica 26/27, 2003/2004, 93–106.
Nachrufe: Walter Fellmann, Ulrich Hege (1892–1974), in: Mennonitisches Jahrbuch 1982, 59. - Kurt Lichdi, Ulrich Hege, in: Gemeinde Unterwegs 11/1974, 128.
Marianne Hege