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Huterin, Katharina Purst
gest. 1538, Täuferin und Frau von Jakob →Huter.
Katharina Purst Huterin stammte aus dem südlichen Teil Tirols, vermutlich aus der Gegend um Sterzing. Sie war die Tochter von Lorenz Purst. Leider überliefern die Quellen nur sehr wenige Details über ihr Leben; die meisten Informationen können lediglich ihrem eigenen Verhör nach der Gefangennahme 1535 entnommen werden. So erzählte sie den Obrigkeiten, dass sie Anfang der 1530er Jahre als Magd beim Täufer Paul Gall in Trens bei Sterzing gearbeitet, dort auch Jakob Huter kennengelernt habe und von ihm getauft worden sei. Aus Verhören anderer Täufer ist zu erfahren, dass sich im Haus von Paul Gall häufig bis zu 30 Personen trafen, um „gmain“ zu halten. Es ist zu vermuten, dass Katharina Purst eine der beiden, in den Quellen lediglich als „erwachsene Frauen“ bezeichneten Mitglieder des Haushalts der Familie Gall war, die im Januar 1533 gefangengenommen und in Rodeneck inhaftiert wurden. Jedenfalls wird 1535, nach der Gefangennahme in Klausen bekannt, dass Katharina bereits 1533 in Rodeneck im Gefängnis einsaß, ihren Glauben jedoch widerrief und aus dem Gefängnis entlassen wurde.
Es könnte sein, dass Katharina schon bald nach ihrer Freilassung aus dem Gefängnis in Rodeneck nach Mähren zog. 1535 sagte sie im Verhör aus, sie sei Jakob Huter nach ihrer Taufe nach Mähren gefolgt. Dort hätten sie um Pfingsten 1535 geheiratet, Hans Amon habe die Trauung vollzogen. Aufgrund des wachsenden Verfolgungsdrucks in Mähren habe sie am St. Jakobstag 1536, also am 25. Juli, gemeinsam mit Jakob und dem Schulmeister der Gemeinde, Jeronimus Käls, Mähren verlassen. Über die Tauern seien sie nach Taufers gekommen, hätten schließlich beim Obern in Hörschwang Unterschlupf gefunden, wo Jakob Huter predigte und taufte. Über Lüsen, Sterzing und Hörschwang führte der Weg Katharinas, ihres Mannes und einer weiteren Täuferin, Anna Stainer, der Tochter von Hans Stainer aus Georgen, schließlich nach Klausen. In der Nacht vom 30. November auf den 1. Dezember fielen die drei Täufer einer obrigkeitlichen Aktion zum Opfer, die gestartet worden war, um gezielt nach Jakob Huter zu suchen. Im Haus des Messners von Klausen ging die Gefangennahme vor sich – auch die Frau des Messners, die ebenfalls Anna Stainer hieß, musste ins Gefängnis, kam jedoch bald wieder frei, da sie beteuerte, keine Täuferin zu sein, und bereit war, einen Widerruf zu leisten.
Während Jakob Huter recht schnell nach Innsbruck überstellt wurde, blieben die Frauen auf Burg Branzoll in Klausen im Gefängnis. Dort fand das Verhör Katharina Huterins statt. Ob sie zu diesem Zeitpunkt schwanger war, wie in einigen Beiträgen der Forschungsliteratur behauptet, lässt sich anhand der obrigkeitlichen Quellen nicht belegen. Neben Einblicken in ihr persönliches Leben überliefert das Verhör auch einige Aussagen Katharinas über ihren Glauben. Sie sagt aus, weder „auff die meß oder auff das sacrament des alltars“ etwas zu halten, „so münch oder phaff uber den kopff aufrekhen noch auf die gemauerten steinerhauffen oder auff di kindertauff“. Letztere sei lediglich ein „sudlwesch“, das Sakrament dagegen „nur ain greyl und gestanckh vor Got“ – alles sei „vom teuffl“. Die Obrigkeiten versuchten, Katharina von ihrem Glauben abzubringen, schickten „verständige“ Männer und Frauen zu ihr, die allerdings ihr Ziel nicht erreichten. Auch ein Priester konnte Katharina nicht von ihrem Glauben abbringen. Besonders die Tatsache, dass sie bereits 1533 einen Widerruf geleistet hatte, bestärkte die Obrigkeiten in der Hoffnung, auch diesmal erfolgreich sein zu können. Im April 1536 war Katharina Huterin jedoch immer noch im Gefängnis in Gufidaun, in das sie zwischenzeitlich überstellt worden war. Von dort konnte sie zwischen Ende April und Anfang August 1536 schließlich fliehen. Wo sie sich in den folgenden Jahren aufhielt, ist unbekannt. Sie tauchte erst wieder in den Quellen auf, als sie 1538 erneut gefangengenommen, in Schöneck inhaftiert und schließlich hingerichtet wurde.
Interessanterweise steht gerade das Leben Katharina Huterins mit vermutlich einem Widerruf und einer Flucht aus dem Gefängnis für eine nicht ganz so geradlinige Biografie einer Täuferin.
Quellen
Fragstücke für und Bekenntnis von Katharina Huterin, ediert in: Grete Mecenseffy (Hg.), Quellen zur Geschichte der Täufer, Österreich, III. Teil (Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte, 50), Heidelberg 1983, 296 f., 300–302.
Literatur
Elfriede Lichdi, Katharina Purst Hutter of Sterzing, in: C. Arnold Synder und Linda A. Huebert Hecht (Hg.), Profiles of Anabaptist Women (Studies in Women and Religion, 3), Waterloo, Ont. 1996, 178–186. - Werner O. Packull, Die Hutterer in Tirol. Frühes Täufertum in der Schweiz, Tirol und Mähren, Innsbruck 2000. - Linda A. Huebert Hecht, Women in Early Austrian Anabaptism. Their Days. Their Stories, Kitchener, Ont., 2009.
Astrid von Schlachta