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Klassen, David

geb. am 22. März 1899 in Fürstenwerder (Molotschna), Ukraine, gest. am 29. August 1990 in Karaganda (Kasachstan), Russland; Prediger und Ältester in der Mennoniten-Brüdergemeinde.

Im Alter von achtzehn Jahren erlebte Klassen eine Bekehrung. Im August 1918 wurde er getauft und in die Mennoniten-Brüdergemeinde in Tiege aufgenommen. Dort wirkte er in der Sonntagsschule, leitete den Jugendchor und sang im Gemeindechor. 1924–1927 arbeitete er in der Nervenheilanstalt „Bethania“ in der mennonitischen Kolonie Chortitza und anschließend in dem staatlichen Krankenhaus, das die Heilanstalt abgelöst hatte.

1936 wurde Klassen wegen sogenannter antisowjetischer Tätigkeit unter dem Deckmantel der Religion zu sieben Jahren Arbeitslager verurteilt. Die Strafe büßte er in Mordowien und im Norden Russlands ab. Nach Beginn des Krieges gegen Deutschland 1941 wurde Klassens Ehefrau Sara für 11 Jahre inhaftiert. Klassen wurde erst 1946 aus der Haft nach Karabalyk (Gebiet Kustanaj, Kasachstan) entlassen. Hier führte er Gespräche über den Glauben und gründete einen Chor, was ihm 1949 zusammen mit vier mennonitischen Frauen und einem Mann fünfundzwanzig Jahre Gefangenschaft eingebrachte. Klassen verbüßte die Haft in Dsheskasgan (Kasachstan), wo mit ihm zeitweilig bis zu dreißig Glaubensgeschwister einsaßen. 1955 wurde er als Invalide vorzeitig aus der Haft nach Karaganda (Kasachstan) zu seiner Familie entlassen.

Im Mai 1957 schloss sich Klassen der ein halbes Jahr zuvor gegründeten Deutsch-mennonitischen Brüdergemeinde an, wurde im Juni zum Prediger eingesegnet und im September zu ihrem Ältesten gewählt. Der Gemeinde wurde die Legalisierung verweigert, gegen Klassen wurde eine Hetzkompanie in der Presse geführt. Im September 1962 wurde er verhaftet und als Rückfallverbrecher und besonders gefährliches Element zu drei Jahren strengstem Vollzug verurteilt. Im April 1965 wurde er vom Obersten Gericht der UdSSR rehabilitiert und vorzeitig aus der Haft entlassen.

Zurückgekehrt aus der Haft, wirkte Klassen in der Gemeindeleitung der →Mennoniten-Brüdergemeinde in Karaganda mit und diente als Reiseprediger. Sein Dienst in den letzten Jahren wurde zunehmend durch Blindheit erschwert.

Literatur

David Klassen, Autobiografie, in: Rückblick 1, 2005, 17–23. - Viktor Fast und Johannes Penner, Wasserströme in der Einöde. Die Anfangsgeschichte der Mennoniten-Brüdergemeinde Karaganda 1956–1968, Steinhagen 2007, 419–426.

Johannes Dyck

art/klassen_david.txt · Zuletzt geändert: 2024/06/28 17:33 von 127.0.0.1

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