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Meihuizen, Hendrik Wiebes
geb. am 29. August 1906 in Arnhem, gestorben am 26. November 1983 in Gorssel, Niederlande; Mennonitenprediger und Dozent am Doopsgezinde Seminarie in Amsterdam.
Hendrik W. Meihuizen entstammte einer sehr alten, ursprünglich schweizerischen Täuferfamilie, deren Herkunft sich bis tief ins Mittelalter zurückverfolgen lässt. Diese Familie ist mit der Geschichte einiger Bauernhöfe verbunden: 'hof zem Meinhuse' oder 'Maihusen' (ganz in der Nähe von Beromünster). Der Stammvater des niederländischen Zweiges ist Samuel Peter Maihusen, der 1699 in Gontenschwil geboren wurde. Er heiratete Barbara Frey, beide schlossen sich den Täufern an und mussten aus diesem Grund ihre Heimat verlassen. Schließlich führte sie ihr Weg in die Fehngebiete Ost-Groningens nach Kalkwijk. Alle niederländischen Familienmitglieder der Familie Meihuizen sind Nachkommen dieser Stammeltern.
Hendrik W. Meihuizen war der Sohn eines Apothekers aus Arnhem. Auch seine Mutter entstammte einer alten Täuferfamilie. Meihuizen studierte nach Abschluss der Höheren Bürgerschule Theologie an der Universität Amsterdam und am Taufgesinnten Seminar. Er war in studentischen Organisationen aktiv und schrieb für verschiedene Studentenblätter. 1933 wurde er Predigtamtskandidat und ging die Ehe mit Minke Wartena (geboren 1910 in Weesp) ein. In demselben Jahr wurde er als Prediger in Wieringen angestellt, das damals gerade mit dem Festland verbunden worden war. Dort blieb er bis 1936, zog dann nach Veendam-Pekela um und wurde 1938 in Den Haag angestellt. Dort sollte er viele Jahre als Prediger bleiben, auch in den schwierigen Kriegsjahren. Vor allem seine Gabe, eindringlich und sogar hinreißend zu predigen, wird oft in Berichten über ihn lobend hervorgehoben. Auch werden seine seelsorgerischen Tätigkeiten oft genannt, die sich unter anderem durch Sorgfalt und Vorsicht bei der Beurteilung von Menschen auszeichneten.
Diese Eigenschaften erwiesen sich für ihn bei seiner zweiten wichtigen Tätigkeit von Vorteil: den historischen Forschungen zur mennonitischen Vergangenheit, denen er neben seiner Vollzeitarbeit als Gemeindeprediger nachging. Sein Ziel war nach eigenen Worten, „dem heutigen Geschlecht zu zeigen, wie es zu dem geworden ist, was es ist.“ Diese Arbeiten weiteten sich immer mehr aus und führten 1954 beispielsweise zu einer umfangreichen Monographie über den mennonitischen Vordenker der Lamisten im 17. Jahrhundert: Galenus Abrahamsz de Haan (1622 – 1706), der von Meihuizen als ein Vorkämpfer für Toleranz und täuferische Spiritualität beschrieben wurde. Seine Herangehensweise und die Wahl des Themas sind in gewisser Weise ein Hinweis auf Meihuizens eigene Richtung und bevorzugte Denkweise, nämlich die einer milden undogmatischen Form der Theologie. Dennoch ging er in seinen historischen Arbeiten weiter als die traditionelle Art, nur nach den Spuren von Toleranz und freisinnigem Denken oder deren Vorläufern zu suchen. Dies zeigen seine anderen Schriften, ebenso wie eine Textausgabe von Menno Simons´ Fundament oder seine Studien zu Menno →Simons aus den Jahren 1961 und 1975. Er arbeitete ebenfalls an der Fertigstellung der Mennonite Encyclopedia mit. Alle diese Aktivitäten erreichten 1965 (dem Todesjahr Nanne van der →Zijpps) ihren Höhepunkt in seiner Anstellung als Dozent für die Geschichte der Mennoniten am Taufgesinntenseminar in Amsterdam. So nahm Meihuizen von seiner Gemeinde in Den Haag Abschied und lehrte bis 1976 Mennonitica an der Universität Amsterdam.
Meihuizen war ebenfalls viele Jahre Chefredakteur des Algemeen Doopsgezind Weekblad (1955–1974) und schrieb außerdem in vielen mennonitischen Zeitschriften und Jahrbüchern im In- und Ausland. Weiterhin war er an mehreren →Mennonitischen Weltkonferenzen aktiv beteiligt und von 1948 (Goshen) bis 1962 (Kitchener) deren stellvertretender Präsident.
Im Mai 1974 half Meihuizen bei der Gründung des →Doopsgezinde Historische Kring, der sich für die Erforschung der mennonitischen Vergangenheit nicht nur aus historischem Interesse einsetzte, sondern sich auch bemühte, aus der Geschichte Anregungen für die Gegenwart zu gewinnen. Damit ging das alljährliche Erscheinen der Doopsgezinde Bijdragen einher. Meihuizen blieb auch im Ruhestand noch Mitglied in der Schriftleitung dieser Zeitschrift. Zudem beschäftigte er sich bis zu seinem Tode 1983 mit einer textkritischen Ausgabe der Schriften von Menno Simons.
Veröffentlichungen (Auswahl)
Galenus Abrahams 1622–1706. Strijder voor een onbeperkte verdraagzaamheid en verdediger van het doperse spiritualisme, Haarlem 1954. - Menno Simons. Ijveraar voor het herstel van de nieuwtestamentische gemeente 1496–1561, Haarlem 1961. - Menno Simons, Dat fundament des christelyken leers, opnieuw uitgegeven en van een Engelse inleiding voorzien, Den Haag 1967. - Die Mennoniten in Europa, in: Hans-Jürgen Goertz (Hg.), Die Mennoniten, (Die Kirchen der Welt 8), Stuttgart 1971, 159–183. - Van Mantz tot Menno. De verbreiding van de doperse beginselen, Amsterdam, 1975.
Ausführliche Bibliografie, in: S. L. Verheus, D. Visser u. a. (Hg.), Vooruitzien en terugzien. Feestbundel ter gelegenheid van de zeventigste verjaardag van H .W. Meihuizen, Amsterdam 1976, 60–67.
Literatur
Sjouke Voolstra, Art. Meihuizen, Hendrik Wiebes, in: Mennonite Encyclopedia V, 552. - C. F. Brüsewitz, In memoriam Hendrik Wiebes Meihuizen, 29 augustus 1906 – 26 november 1983, in: Doopsgezind Jaarboekje, 1985, 13–14. - Tob de Bordes, In memoriam H. W. Meihuizen, in: Algemeen Doopsgezind Weekblad 38, 46 (vom 17. 12. 1983), 8. - S. L. Verheus, Hendrik Wiebes Meihuizen, Arnhem 29 augustus 1906 – Gorssel (Gld.) 26 november 1983, in: Jaarboek van de Maatschappij der Nederlandse Letterkunde te Leiden (1984–1985), 108–113. – Verschiedene Beiträge im Doopsgezind Documentatie Centrum, in der Doopsgezinde Bibliotheek, Universiteitsbibliotheek Amsterdam. Vgl. http://www.meihuizen.dds.nl/.
Jelle Bosma