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Zijpp, Nanne Jacobs van der

geb. am 2. April 1900 in Warns (Friesland), Niederlande, gest. am 22. Januar 1965 in Rotterdam, Niederlande; Mennonitenprediger, Historiker und Dozent.

Nanne van der Zijpp entstammte einer alteingesessenen friesischen Mennonitenfamilie, die meisten Angehörigen waren Bauern, einige davon Laienprediger oder anderweitig aktive Gemeindemitglieder. Sein ganzes Leben lang blieb er ein Friese mit Haut und Haaren, auch während seiner Beschäftigung außerhalb der Provinz Friesland. Van der Zijpp durchlief das humanistische Gymnasium in Sneek und studierte Theologie an der Universität Amsterdam und am Doopsgezind Seminarie dort. Schon während seiner Studentenjahre veröffentlichte er Beiträge in verschiedenen Studentenblättern. 1925 wurde er Predigtamtskandidat und heiratete Antje Alberda, mit der er drei Kinder hatte. Im Jahre 1926 wurde er als Prediger der Gemeinde Zijldijk angestellt, wo er zwei Jahre blieb. Von 1928 bis 1940 war er Prediger in Joure, danach folgten Almelo (1940–1946) und schließlich von 1946 bis 1964 Rotterdam, wo er Nachfolger von S. H. N. →Gorter wurde. 1946 wurde er aufgrund seiner wissenschaftlichen Verdienste als Forscher der Täufergeschichte wissenschaftlicher Mitarbeiter für Mennonitica am Doopsgezind Seminarie in Amsterdam als Nachfolger von Prof. W. J. Kühler. Diese Stelle wurde 1954 in eine Dozentur umgewandelt und diese wiederum 1964 in eine Professur (zunächst nur am Seminar, nach einer gewissen Zeit auch an der Universität Amsterdam) überführt. Kurz vor seiner Antrittsvorlesung verstarb er auf unerwartete Weise nach einer eigentlich ungefährlichen Operation. Er war 1961 mit einem Ehrendoktorat ausgezeichnet worden, aufgrund seines unermüdlichen Einsatzes und seiner zahlreichen verdienstvollen Arbeiten auf dem Gebiet der Täufergeschichte.

Van der Zijpp hatte das Glück, in seiner ersten Gemeinde in Zijldijk Bekanntschaft mit Karel Vos zu machen, dem Prediger in seiner Nachbargemeinde Middelstum. Vos war ein herausragender Gelehrter, Autor und Kenner der Mennonitengeschichte und hatte zahlreiche Studien zur Geschichte der Mennoniten veröffentlicht. Er bewog seinen jungen Kollegen van der Zijpp dazu, in seine Fußstapfen zu treten. Van der Zijpp veröffentlichte den letzten Aufsatz seines Kollegen posthum, er selber aber fand zunächst nur Zeit, vor allem besinnliche, aber keine wissenschaftlichen Beiträge zu verfassen. Aus Kontakten mit →Quäkern und amerikanischen Mennoniten entstand sein Engagement in der Friedensbewegung. So veröffentlichte er 1930 De vroegere doopsgezinden en de krijgsdienst, eine sowohl historische als auch eher praktisch-ethische Studie. In dieser Zeit geriet er auch mehr und mehr in den Bann der eigenen Geschichte. Er schrieb Buchbesprechungen über neue Veröffentlichungen zu mennonitischen Themen, zum Beispiel über Quellenausgaben, wie den Quellen zur Geschichte der Täufer, und lenkte innerhalb der Mennonitengemeinden auch die Aufmerksamkeit auf die Schriften und Gedanken von Menno →Simons. Immer geschah dies in dem Bewusstsein der Aktualität (und Kontinuität) der Vergangenheit in der Gegenwart, also nicht nur aus antiquarischen Gründen. In der Mitte und am Ende der dreißiger Jahre bekamen seine historischen (teilweise auch systematischen) Arbeiten immer mehr Form und fanden ihren Höhepunkt in einer Rede über Menno Simons während der →Mennonitischen Weltkonferenz 1936 in Amsterdam.

Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete van der Zijpp an einem gigantischen Zettelkastensystem (der Papiermangel verhinderte das Publizieren), in dem er vielerlei historisches Wissen zum niederländischen Täufertum zu ordnen und auf diese Weise einfach zu erschließen wusste. Sein Zettelkasten war eine Goldgrube in seiner Zeit in Rotterdam, äußerst produktiven Jahren für seine wissenschaftlichen Arbeiten. So veröffentlichte er 1952 einen Überblick über die Täufer der Niederlande, Geschiedenis der doopsgezinden in Nederland, die lange Zeit als einzige Monografie zu diesem Thema galt. Der Zettelkasten half ihm natürlich auch bei seiner Arbeit als Dozent am Seminar, die er seit 1954 ausübte. Van der Zijpp war bereits seit 1926, genau wie Karel Vos vor ihm, am Zustandekommen des Mennonitischen Lexikons beteiligt gewesen, zu dem er mehrere Artikel beisteuerte. Im Zuge einer Reise in die Vereinigten Staaten, wo er Kontakt zu Harold S. →Bender und Cornelius →Krahn aufnahm, entwickelte sich seine intensive Mitarbeit bei der Planung einer englischsprachigen Enzyklopädie. Mit Hilfe seines Zettelkastens konnte er in den Nachkriegsjahren zahlreiche Artikel für die Mennonite Encyclopedia schreiben, die zwischen 1955 und 1959 erschien. Zählungen ergeben nahezu 500 Artikel, die ihn bis weit über die Landesgrenzen hinaus zu einer Autorität auf dem Gebiet der niederländischen Mennoniten werden ließen.

Van der Zijpp wird von allen seinen Biographen nicht nur als produktiver und herausragender Historiker gelobt, er wird auch wegen seiner Liebe zur Gemeinde gepriesen, und – mehr persönlich – wegen des engen Zusammenhalts, den er zwischen sich und seiner Familie zu pflegen verstand. Er war alles andere als ein Stubengelehrter, er hatte ein breites Interessenspektrum und war auch sehr aktiv in vielen verschiedenen Kommissionen. Nach dem Krieg war er einige Zeit der Vorsitzende der Gemeindetagsbewegung, außerdem Mitglied des Vorstandes der →Algemene Dooposgezinde Societeit, er setzte sich für mennonitische Flüchtlinge aus Russland ein und war in der Jugendarbeit aktiv. Seine historischen Artikel schrieb er nicht im stillen Kämmerlein, sondern mehr oder weniger im Kreise seiner Familie, weil sein Studierzimmer mit dem Wohnzimmer verbunden war. Sein plötzliches Ableben war ein Schock sowohl für seine direkten Angehörigen, als auch für seine Kollegen, Glaubensbrüder und eine breite Schar von Fachgelehrten weltweit. Er wurde in seinem Geburtsort Warns in Friesland zu Grabe getragen.

Veröffentlichungen (Auswahl)

De vroegere Doopsgezinden en de krijgsdienst, Wolvega 1930). - Menno Simonsz, Amsterdam 1948. - Die Bedeutung von Menno Simons´ Wirksamkeit für unsere Bruderschaft, in: Mennonitische Weltkonferenz in Karlsruhe, Karlsruhe 1936, 26–33. - Geschiedenis der Doopsgezinden in Nederland, Arnhem, 1952. - De Belijdenisschriften der Nederlandse Doopsgezinden, Haarlem 1954. - Verloren openheid, Assen 1959. - Die Ausbildung der Mennonitenprediger in den Niederlanden, in: Mennonitische Geschichtsblätter 21, 1964, 11–15.

Literatur

Art. in: Mennonite Encyclopedia V, 958–959. - H. W. Meihuizen, Nanne van der Zijpp, 2 april 1900–1922 januari 1965, in: Doopsgezind Jaarboekje, 1966, 12–13. - H. W. Meihuizen, In memoriam Nanne van der Zijpp, 2 april 1900 – 22 januari 1965, in: Algemeen Doopsgezind Weekblad 20, 6 (30. Januar, 6. und 13. Februar) 1965. - Ders., Nanne van der Zijpp (Warns 2 april 1900 – Rotterdam 22 januari 1965, in: Jaarboek van de Maatschappij der Nederlandse Letterkunde te Leiden 1965–66, 133–141 (mit kurzer Bibliografie). - Aufsätze im Doopsgezind Documentatie Centrum, in der Doopsgezinde Bibliothek, Universitätsbibliothek Amsterdam.

Jelle Bosma

 
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