Groningen

1. Die historischen Anfänge

DieMennonitengemeinde in Groningen kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Menno →Simons war schon sehr früh da, nachdem er sich 1536 von der Römisch katholischen Kirche in Witmarsum getrennt hatte. Auch Dirk und Obbe →Philips haben zusammen mit Leenaert Bouwens einen großen Einfluss auf die Entstehung der mennonitischen Gemeinde in der Stadt und der Umgebung (Provinz Groningen) ausgeübt. Während der Missionstätigkeit Melchior →Hofmanns war Groningen eine Brücke zwischen Friesland und Ostfriesland. Die Groninger Obrigkeit begegnete den Mennoniten auf tolerante Weise. In der Geschichte der Groninger Gemeinde mischten sich Waterländische, flämische und altflämische Gemeinderichtungen. 1711 und 1714 wurden Schweizerische Flüchtlinge in Kalkwijk (Hoogezand-Sappemeer) und Groningen aufgenommen. Die Schweizerische Gemeinde hat sich 1824 mit der Vereinigten Doopsgezinde Gemeente Groningen zusammengeschlossen. Noch immer deuten darauf Familiennamen wie Leutscher, Meihuizen usw. hin. Die schweizerische Gemeinde war die letzte, die sich mit der Doopsgezinde Gemeente in Groningen vereinigte. Umstritten war unter ihnen die besoldete Anstellung eines Predigers. Die schweizerische Gemeinde bestand darauf, dass der Predigtdienst ein „Liebesdienst“ bleiben müsse.

2. Entwicklungen in den letzten Jahrhunderten

Seit 1815 existiert in die Stadt ein Kirchengebäude in die Oude Boteringestraat. Vorher kamen die verschiedenen mennonitischen Gruppen an unterschiedlichen Plätzen zusammen. Die heutige Mennonitengemeinde ist Mitglied der Gesellschaft der Mennonitengemeinden in Groningen, Drenthe und Ost-Friesland (GDS) und der niederländischen →Algemene Doopsgezinde Societeit (ADS). 1852 wurde das Kirchengebäude um zwei Seitenschiffe erweitert und musste nicht mehr hinter einem Haus versteckt werden („hidden church“). Seit 1915 und 1931 gibt es im Kirchenraum vier Glasgemälde: Abrahams Versuchung, der barmherzige Samariter, Jesus, Martha und Maria und die Bergpredigt. 1961 wurde die Kirche umgebaut und erhielt die berühmte Dänische Marcussen Orgel. Der Groninger Doopsgezind Koor (Kirchenchor) besteht seit 1941. Die Gemeinde hatte ein eigenes Altersheim und bis jetzt auch das Doopsgezinde Gasthuis. Die Kreise der Mennoniten in Haren und Roden wurden 1937 und 1954 zu selbstständigen Gemeinden. 1990 wurde das Innere der Kirche noch einmal renoviert.

3. Akzente des Gemeindelebens

Seit etwa zweihundert Jahren unterhält die Gemeinde gute Beziehungen zur evangelisch-lutherischen Gemeinde. Auch diese Gemeinde musste sich lange Zeit in einer „versteckten“ Kirche versammeln. Staatskirche war die Reformierte Kirche, die allein über öffentliche Gotteshäuser verfügte. Seit 1948 arbeiten die Kirchen (→Remonstranten, Reformierte, Mennoniten und Lutheraner) in der Groninger Stadtmitte immer enger zusammen: in ökumenischen Gottesdiensten, Lehrhäusern und diakonischen Werken. Sechs Kirchen unterhalten mit „De Open Hof“ ein Heim für obdachlose und drogenabhängige Menschen. Einmal im Monat hat die Mennonitengemeinde die „Doperse Dis“ auszurichten, wo für Obdachlose und Drogenabhängige gekocht wird. Die Gemeinde hatte 1986–1987 sieben Asylsuchende aus Armenien und Sri-Lanka aufgenommen und betreut, eine Aktion, die zum Erfolg der Asylgesuche geführt hat. Groningen ist auch mit dem Internationalen Jugendkongress bekannt geworden, der seit 1985 jährlich organisiert wird. Mit der Mennonitengemeinde zu →Hamburg und Altona wurde 1987 eine Partnerschaft vereinbart, und Mitglieder beider Gemeinden besuchen sich einmal im Jahr gegenseitig. 2016 zählt die Gemeinde 130 Mitglieder, und hinzukommt noch ein ziemlich großer Kreis von Interessierten. Da die Mennonitengemeinde außerhalb der Stadt immer kleiner zu werden droht, werden Anstrengungen zu verstärkter Zusammenarbeit unternommen. Es wird versucht, die Aktualität der Veranstaltungen zu erhöhen und mit dem Do-Re-Café (Mennoniten und Remonstranten) attraktiver zu gestalten, auch wird die ökumenische Zusammenarbeit mit den Studierenden an der Universität Groningen gepflegt. Die theologische Ausrichtung der Groninger Gemeinde ist derjenigen der Partnergemeinde in Hamburg und Altona ähnlich: offen, für ökumenische Arbeit mit den Kirchen in der Innenstadt und der Studentengemeinde aufgeschlossen, mit bewusstem Rückbezug auf das täuferische Proprium.

Literatur

Doopsgezind Gemeenteblad. Maandelijkse uitgave van de Doopsgezinde Gemeenten Groningen, Haren, Assen en Eenrum. - W. I. Fleischer und L. D. G. Knipscheer, Menno' Volk in Groningen, Groningen, 1952. - Samme Zijlstra, Om de ware gemeente en de oude gronden. Geschiedenis van den dopersen in de Nederlanden 1531 – 1675, Hilversum und Leeuwarden 2000. - Art. Groningen, in: Mennonite Encyclopedia, Bd. II, 589–597.

Anschrift der Gemeinde

Oude Boterinstraat 33, 9712 DG Groningen - info@dggroningen.doopsgezind.nl - Homepage: http://www.dggroningen.doopsgezind.nl

Renze Pieter Yetsenga

 
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