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Durnbaugh, Donald F.

geboren am 16. November 1927 in Detroit, Michigan/USA, gest., am 27. August 2005 in Newark, New Jersey/USA; Historiker und Kirchenführer der →Church of the Brethren.

Donald F. Durnbaugh war der führende Historiker der Church of the Brethren. Seine Arbeit stellte die Beschäftigung mit dieser Religionsgemeinschaft auf eine gesicherte Quellenbasis und machte das Bild dieser Kirche für die Wissenschaft zugänglich. Die Kirche der Brüder wurde 1708 in Schwarzenau gegründet, ihre Mitglieder sind bis 1735 in die nordamerikanischen Kolonien ausgewandert und haben sich in den USA zu einer Gemeinde gesammelt, die zu den drei historischen Friedenskirchen zählt. Es war Durnbaughs Verdienst, diese Geschichte erstmals auf hohem wissenschaftlichem Niveau dokumentiert und gedeutet zu haben. Dabei stellte er die engen Beziehungen der Brethren zu den →Täufern des 16. Jahrhunderts heraus.

Nach seinem Studium der Geschichte am Manchester College (Indiana, Abschluss 1949) ging er als Freiwilliger des Brethren Volunteer Service (BVS, vergleichbar dem →MCC) nach Österreich; später diente er dort als Direktor des BVS-Programms (1953 – 1956). Nach weiteren Studien (MA, Univ. Michigan, 1952) fing er an, die Quellen zur Geschichte der Brethren in europäischen Bibliotheken zu sammeln. Er veröffentlichte sie in European Origins of the Brethren (1958) und benutzte sie als Basis für seine Dissertation über Brethren Beginnings, Univ. of Pennsylvania 1960). Er wurde zunächst auf eine Professur für Geschichte ans Juniata College (Pennsylvania, 1958–1962) und dann ans Bethany Theological Seminary (dem einzigen theologischen Seminar der Church of the Brethren) berufen. Hier lehrte er von 1962 bis 1988. 1986 nahm er als Moderator der Jahresversammlung das höchste Führungsamt in der Church of the Brethren wahr. Er lehrte ein weiteres Jahr am Juniata College (1988) und wechselte ans Elizabethtown College (Pennsylvania, 1989–1993) über, wo er gleichzeitig Verantwortung am Young Center for the Study of Anabaptist and Pietist Groups übernahm. Nach seiner Pensionierung (1993) blieb er noch als Archivar am Juniata College tätig.

Durnbaugh schuf ein umfangreiches Werk, in dem er die Geschichte der Brethren in vorher unerreichter Fülle und Präzision untersuchte und ihren Platz in der Täufergeschichte und der Geschichte des Pietismus bestimmte. Unter seinen zahlreichen Publikationen seien erwähnt: Brethren in Colonial America (1967), eine zweite Quellensammlung; der in Deutschland bekannte Band Die Kirche der Brüder in der Reihe Die Kirchen der Welt (1971); Every Need Supplied: Mutual Aid and Christian Community in the Free Churches (1974); On Earth Peace: Discussions on War/Peace Issues Between Friends, Mennonites, Brethren, and European Churches 1935–1975 (1978), beide wieder Quellensammlungen; Pragmatic Prophet: The Life of Michael Robert Ziegler (1989), eine Biografie seines Mentors in der Brethren Service Commission und BVS. 1997 erschien mit The Fruit of the Vine eine umfassende Geschichte der Brethren, die heute als Standardwerk gilt. Durnbaugh war mit John Howard →Yoder an der Organisation der Serie der Believers' Church Konferenzen ab 1967 beteiligt. Sein Buch The Believers' Church. The History and Character of Radical Protestantism (1968) dokumentierte die erste Konferenz. Von 1978 an war er Leiter des Projektes der Brethren Encyclopedia, das 1983–1984 mit der Publikation des dreibändigen Werkes endete. Kurz bevor er starb, arbeitete Durnbaugh am ergänzenden vierten Band dieses Lexikons (2006).

Schon in seiner Dissertation und in vielen Aufsätzen stellte Durnbaugh fest, dass sich die Brethren um Alexander Mack zwar als Teil der Erneuerungsbewegung verstanden, die man heute Radikalen Pietismus nennt, aber gerade als Erneuerungsbewegung den Ansatz der Täufer des 16. Jahrhunderts bewusst aufnahmen. Nach Durnbaughs Überzeugung waren es die Erwachsenentaufe, das freiwillige Glaubensbekenntnis, die Ausrichtung auf die Nachfolge Christi und die Kirchenzucht, welche die Brethren in der täuferischen Tradition entdeckt und aus ihr übernommen hatten, um der Spiritualität, dem Missionseifer und der geschwisterlichen Hilfsbereitschaft aus der radikalpietistischen Tradition Gestalt zu verleihen und die Organisation einer Gemeinde erst zu ermöglichen. Für Durnbaugh waren die Brethren beides: Täufer und Radikale Pietisten. In seinen früheren Werken schätzte er den täuferischen Einfluss auf die Brethren zunächst höher ein. Doch besonders in The Fruit of the Vine maß er dem Radikalen Pietismus später immer mehr Bedeutung für die Ausbildung ihrer Identität zu.

Werke (Auswahl)

Every Need Supplied: Mutual Aid and the Christian Community in the Free Churches, Philadelphia, PA, 1974. - Pragmatic Prophet: The Life of Michael Ziegler, Elgin, Ill., 1989. - The Fruit of the Vine, Elgin, Ill., 1997. - The Believers´ Church. The History and Character of Radical Protestantism, New York und London 1968.

Herausgeber: Die Kirche der Brethren, Die Kirchen der Welt, Bd. IX, Stuttgart l971. - Brethren Encyclopedia, 1983 – 84 (Bde. 1 – 3), Philadelphia, PA, und Oak Brook, Bd. 4 posthum 2006.

Quellensammlungen: European Origins of the Brethren, Elgin, Ill., 1958. - Brethren in Colonial America, Elgin, Ill., 1967. - On Earth Peace: Discussions on War/Peace Issues Between Friends, Mennonites, Brethren and Europaen Churches 1935 – 1975, Elgin, Ill., 1978.

Literatur

David B. Eller, From Age to Age: Historians and the Modern Church. A Festschrift for Donald F. Durnbaugh, in: Brethren Life and Thought, 42, nrs. 3 and 4, 1997, mit Bibliografie der Werke Durnbaughs bis 1998. - Dennis L. Slabaugh, Nachruf auf Donald F. Durnbaugh, in: Mennonitische Geschichtsblätter 2005, 190–193. - Karen S. Carter, Donald F. Durnbaugh: Brethren Historian Making Brethren History, in: Messenger, February 1986, 14–17.

Dennis L. Slabaugh

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