Engbrecht, Peter
geb. am 29. Februar 1908 in Schumanowka (Altai), Russland, gest. am 21. Dezember 1977 in Sorotschinsk, Russland; Prediger in der Mennoniten-Brüdergemeinde.
Peter Engbrecht ist früh verwaist und hatte eine sehr schwere Kindheit. Er absolvierte eine pädagogische Hochschule in Taschkent (Usbekistan) und war überrascht, dass im Fach wissenschaftlicher Atheismus keine stichhaltigen Beweise gegen die Existenz Gottes geliefert wurden. Später arbeitete er als Lehrer und versuchte, die Gottesfurcht in den Kindern auszulöschen. Etwa 1935 heiratete er; seine Frau starb 1936 bei der Geburt einer Tochter.
Nach Beginn des Krieges gegen Deutschland 1941 wurde Engbrecht in die Arbeitsarmee eingezogen. Hier, in starker Not, schrie er zu Gott: „Wenn es dich gibt, dann errette mich und ich verspreche dir zu dienen!“. Danach wurde Engbrecht tatsächlich entlassen. Später wurde er verhaftet und kam nach einem Gebet wieder frei. 1948 erlaubte man ihm mit seiner Tochter nach Lugowsk (mennonitische Ansiedlung Neu-Samara) zu ziehen. Hier heiratete er eine tief gläubige Witwe, die für ihn ständig betete, und ging weiter seinem Beruf als Lehrer nach.
1950 erlebte Engbrecht eine Bekehrung. 1951 erkrankte er an offener Tuberkulose und wurde für den Rest seines Lebens für arbeitsunfähig erklärt. Er sah sich dem Tode nahe und bat Gott um Gnade, Vergebung und versprach, ihm zu dienen. Engbrecht überlebte, wenn auch mit großen gesundheitlichen Schäden.
So wie Engbrecht früher eifrig gegen Gott arbeitete, wirkte er jetzt für ihn. 1953–1954 begann er Gespräche und Versammlungen mit Jugendlichen in Neu-Samara. 1954 ließ er sich in der Nachbarstadt Busuluk heimlich taufen und begann in Lugowsk selbst zu taufen. Er übernahm die Leitung der Gemeinde und teilte auch das Abendmahl aus.
Engbrecht wirkte über die Grenzen des Gebietes Orenburg hinaus. 1955 war er an der Gemeindegründung in Kolchosnoje (später Uljanowskij, Gebiet Karaganda in Kasachstan) beteiligt. 1956 taufte er 72 Personen in Martuk (Gebiet Aktjubinsk, Westkasachstan) und segnete hier einen Ältesten ein. Im Februar 1957 wurde Engbrecht selbst von Jakob →Rempel in Lugowsk zum Prediger eingesegnet.
1957 wurde Engbrecht zu fünf Jahren Haft verurteilt. Nach der Freilassung 1962 übernahm er wieder die Leitung der Gemeinde und wirkte mit neuem Eifer. 1963 wurde er zu weiteren vier Jahren Haft verurteilt, kam aber nach zehn Monaten aus gesundheitlichen Gründen frei. Danach wurde er wiederholt mit Geldstrafen belegt und musste Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen. Engbrecht starb auf einer Reise, die er für seine Gemeinde durchgeführt hatte.
Literatur
Viktor Fast, Peter Engbrecht (1908–1977) – ein berufener Prediger, in: Aquila, 3, 57, 2005, 23–24.
Johannes Dyck