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Foth, Peter J. (Johannes)
geboren am 4. 3. 1940 in Ludwigshafen, getauft am 29. 8. 1954 in Friedelsheim, gest. am 1. April 2004 bei Hohenfelde (Holst.), Deutschland; Pastor der Mennonitengemeinden zu Hamburg und Altona sowie Friedrichstadt an der Eider, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland.
Peter J. Foth hat einen großen Teil seiner Kindheit und Jugend in Würzburg verbracht. Seine religiöse Sozialisation war von seiner mennonitischen Herkunft (Enkel des langjährigen Friedelsheimer Predigers Johannes →Foth), ebenso von seiner engen Beziehung zum Christlichen Verein Junger Männer (CVJM) in Würzburg geprägt. Nach dem Abitur (1959) absolvierte er den Wehrdienst bei der Bundeswehr. Er studierte ab 1961 Evangelische Theologie an der Kirchlichen Hochschule in Neuendettelsau (Sprachsemester), an der evangelischen Fakultät der Universität Heidelberg, in Elkart (Indiana, USA) an den Associated Mennonite Biblical Seminaries, erneut in Heidelberg und an der evangelischen Fakultät der Universität Hamburg (Abschluss 1967). Das Thema der Examensarbeit zeigt sein starkes Interesse an exegetischer Arbeit: Die Gestalt Abrahams bei Paulus und im Jakobusbrief.
Er war 1967–1969 für die Gemeinde Lübeck und das Mennonitische Altenheim in Bad Oldesloe als Vikar tätig, gleichzeitig in der Gemeinde Hamburg als Betreuer der Jugend, seit 1969 Pastor und Ältester der Gemeinde zu →Hamburg und Altona. Als Ältester war er Vorsitzender des Kirchenrats. Zu seinem Wirkungsfeld gehörte die Betreuung der kleinen Gemeinde Friedrichstadt an der Eider. Er stellte sich tatkräftig, einfühlsam und umsichtig den Aufgaben in der Gemeinde. Eine davon war die weitere Zusammenführung der Minderheit alteingesessener Gemeindeglieder mit der Mehrheit, die als Folge des Zweiten Weltkriegs ihre Heimatgemeinden in West- und Ostpreußen verloren und in der Großstadt Hamburg bzw. in der kleinen Mennonitensiedlung Wedel (Holst.) ihre neue Gemeinde gefunden hatten. Mitarbeit an einer Versöhnung mit Polen wurde zu einem seiner wichtigen Anliegen; jahrzehntelang organisierte und leitete er Busreisen in die ehemalige Heimat. Der monatlich verschickte Gemeindebrief informierte über anstehende Termine, setzte inhaltliche Schwerpunkte und förderte die Verbindung von Mitgliedern und Freunden. Im Pastorat wurde anschaulich, wie viel Kraft und Zeit Peter J. Foth einsetzte, in vielerlei Hinsicht unterstützt von seiner Frau Elke: Gemeindeleben, Beherbergung von Gästen aus deutschem und internationalem Mennonitentum, übergemeindliche Mitarbeit und Leben der eigenen Familie (zwei Töchter, ein Sohn) gingen oft ineinander über.
Peter J. Foth hat sich in vielfältiger Weise in der mennonitischen Welt engagiert. Unter seiner Federführung entstand der Norddeutsche Predigerkurs, womit in Hamburg das Laienpredigertum wieder belebt wurde. Er war 1974–1982 Schriftleiter der Mennonitischen Blätter. Er steuerte selbst zahlreiche Artikel bei, schrieb außerdem für Die Brücke, gelegentlich, junge gemeinde, Mennonitische Geschichtsblätter, Mennonitisches Jahrbuch, wirkte mit (als Übersetzer, Mitherausgeber und Autor eines Artikels) an der deutschen Ausgabe des Buches Warum ich mennonitisch bin, Hamburg 1996 (Originalausgabe Harry Loewen, Hg., Why I am a Mennonite, Kitchener 1988). Er hat sich an der Vorbereitung von Tagungen beteiligt und arbeitete in Gremien mit. Ihm war sehr daran gelegen, süddeutsches, norddeutsches, dann auch russlanddeutsches Mennonitentum stärker miteinander zu verbinden und organisatorisch zusammen zu führen. Dafür hatte er sich über Jahrzehnte eingesetzt. Schon bei der Gründung der Arbeitsgemeinschaft deutscher Mennonitengemeinden (1982) war er für die Mitarbeit im Vorstand benannt worden, musste aber nach schwerer Herzerkrankung und der unumgänglichen Herzoperation „mancherlei Ehren- und Nebenämter abgeben“, wie er mitteilte. Dieser Rückzug entsprach nicht seinem Naturell. Nach und nach knüpfte er an seinen Arbeitsstil aus der Zeit vor der akuten Erkrankung wieder an. Er war 1991–1999 Vorsitzender der →Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland (AMG), arbeitete am Textteil des neuen mennonitischen Gesangbuches mit und schrieb Texte für verschiedene Publikationen. Auch im Ruhestand (seit 2002) blieb er ein tätiger, engagierter Mensch. Er führte weiterhin die Geschäftsstelle der BRÜCKE, schrieb Artikel, sagte die Übernahme der Schriftleitung des Mennonitischen Jahrbuchs für eine Übergangszeit von zwei Jahren zu, plante Busreisen nach Polen und gestaltete Gottesdienste. Die Hamburger Gemeinde führte den Pastor i. R. im Mennonitischen Jahrbuch weiterhin unter ihren Predigern auf.
Am 1. April 2004 starb er plötzlich und unerwartet in der Nähe seines neuen Wohnortes Hohenfelde (Schleswig – Holstein). Für rund 35 Jahre hat er das Bild des deutschen Mennonitentums maßgeblich mitgeprägt. Er bleibt in Erinnerung als ein Mensch, der in der Lage war, rasch und effektiv zu handeln. Er organisierte seine Arbeit hervorragend und mutete sich ein großes Pensum zu. In der Zusammenarbeit zeigte er sich verlässlich; er äußerte sich profiliert, forderte Diskussionen und Entscheidungen heraus. Seine Praxis als Gemeindepfarrer war theoretisch fundiert und von Selbstreflexion begleitet. Als Theologe war er nicht bei den in seiner Jugend und danach im Studium erworbenen Kenntnissen und Einsichten stehen geblieben. Er hatte sich weiter entwickelt. Auch im Theologischen Arbeitskreis norddeutscher Gemeinden, den er mit initiiert hatte, wurde das sichtbar: Peter J. Foth las bis in seine letzte Zeit aktuelle theologische Literatur, ließ sich davon beeinflussen und gab neue Einsichten weiter, zum Beispiel Sichtweisen des liberalen Theologen Gordon D. →Kaufman (mennonitischer Theologe an der Divinity School der Harvard University), soweit er ihnen folgte. So war es schon gewesen, als er die Mennonitischen Blätter redigiert hatte: Der praxisorientierte, höchst aktive Hamburger Pastor leistete und forderte theologische Arbeit und regte Leserinnen und Leser, Hörerinnen und Hörer dazu an, sich darauf einzulassen – ebenso auf praktische Folgerungen.
Bibliografie (Auswahl)
Peter J. Foth hat drei Sammlungen seiner Texte herausgegeben (fotokopiert, kartoniert): Zwischenbilanz. Geschriebenes aus zwanzig Jahren (1966 bis 1986), Hamburg 1987. - Was bleibt? Texte 1987 bis 1992, Hamburg 1993. - Stationen am Weg. Texte 1993 bis 1999, Hamburg 2000 (Diese Sammlungen enthalten Predigten und Auslegungen, Aufsätze und Stellungnahmen, Persönliches, Buchbesprechungen, Glossen). - Die Mennoniten, in: Glieder an einem Leib. Freikirchen in Selbstdarstellungen, hg. von Hans-Beat Motel, Konstanz 1975, 49–94. - Mennoniten und Polen heute. Eine Standortbestimmung, in: Mennonitische Geschichtsblätter 1992, 121–126. - Die amische Spaltung (1693-1697) und eine Hamburger Stimme dazu – ein Lehrstück?, in: Mennonitische Geschichtsblätter 1968, 35–38. - Der neue Anfang. Vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis heute. In: Michael D. Driedger, Zuflucht und Koexistenz. 400 Jahre Mennoniten in Hamburg und Altona, Bolanden-Weierhof 2001, 103–130.
Nachrufe (Auswahl)
Nachruf für Peter J. Foth in: Die Brücke, Nr. 4, 2004 (Hans Adolf Hertzler). - http://www.mennoniten-hamburg.de/ (Arend Wiebe). - Würdigung von P. J. Foth als Pastor der Hamburger Gemeinde in der Rubrik Pastoren auf der CD 400 Jahre Mennonitengemeinde zu Hamburg und Altona, hg. von Annelie Kümpers-Greve und Mennonitischer Geschichtsverein, 2001–2005, Mennonitischer Geschichtsverein.
Hans Adolf Hertzler