Pätkau, David
geb. am 24. Juli 1882 in Alexandrodar (Kuban), Russland, gest. am 2. Februar 1942 im Gebiet Swerdlowsk, Russland.
David Pätkau war mit Maria, geb. Abrams, verheiratet, und das Ehepaar hatte dreizehn Kinder. Seit dem 1. Mai 1911 war er Diakon und von 1921–1930 Ältester der Mennoniten-Brüdergemeinde in Kamenka, Gebiet Orenburg, Russland.
Pätkau zog mit sechzehn Jahren zusammen mit seinen Eltern in die mennonitische Kolonie Orenburg. Auf die Gründung einer Familie 1904 und den Aufbau einer eigenen Wirtschaft folgte 1911 die Berufung zum Diakon. 1921 übernahm er die Leitung der gesamten →Mennoniten-Brüdergemeinde in der Kolonie. In seine Dienstzeit als Diakon und Ältester fielen der Erste Weltkrieg und der Bürgerkrieg 1918–1920 sowie die Hungersnot 1921–1922. Unter Pätkaus Leitung betrieb die Gemeinde bis 1922 ein Armen- und Waisenhaus, von 1923 bis 1926 eine von den Behörden nicht genehmigte Bibelschule. Vor 1929 entfaltete die Gemeinde eine intensive Arbeit in umliegenden Dörfern und hatte sogar russische Mitglieder. Pätkau war Delegierter der Allgemeinen Mennonitischen Bundeskonferenz in Moskau im Januar 1925 und wurde in die neunköpfige landesweite Vertretung gewählt.
Zu Beginn der Kollektivierung wurde Pätkau aufgrund seines Dienstes in der Gemeinde zum Kulaken erklärt, am 27. März 1930 verhaftet und zu fünf Jahren Arbeitslager verurteilt. Die Haft büßte er im Gebiet Archangelsk, am Ufer der nördlichen Dwina, ab. Die Verfolgung traf Pätkaus Familie besonders schwer. Das nach seiner Verhaftung geborene Kind lebte nur vier Monate und starb im September 1930. Am 3. September 1933 wurden Pätkaus Ehefrau und die jüngeren Kinder zusammen mit weiteren 35 Familien aus ihrem Wohnort ausgewiesen und mit dürftiger Ausstattung an einem kleinen Fluss ausgesetzt. Die Familie blieb an diesem furchtbaren Verbannungsort bis Februar 1935.
Anfang 1934 wurde Pätkau vorzeitig aus der Haft entlassen und kehrte zu seiner Familie zurück. Ende November 1934 wurde er zum zweiten Mal verhaftet und zu zehn Jahren Arbeitslager verurteilt. Blind auf einem Auge, mit einem steifen Arm und einem Bruch im Unterleib mahnte er im Gefängnis seine jüngeren Leidensgenossen: „Es ist der Weg des Herrn, den wir in Geduld gehen müssen.“
Bis 1941 verbüßte Pätkau seine Haft in der Nähe von Leningrad. Mit dem Ausbruch des Krieges gegen Deutschland wurde er in den östlichen Teil Russlands verlegt. Hier wurde er im Februar 1942 von Wachhunden zu Tode gebissen.
Literatur
Aron A. Töws, Mennonitische Märtyrer der jüngsten Vergangenheit und der Gegenwart, Winnipeg 1949, 141–143. - Peter P. Dyck, Orenburg am Ural. Die Geschichte einer mennonitischen Ansiedlung in Russland, Clearbrook, B.C., 1951. - Abram Teichrib, Der Weg zur Heimat. Erinnerungen meiner Mutter, Detmold 2002.
Johannes Dyck