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Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennonitengemeinden (ASM)
Zur Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennonitengemeinden (ASM) gehören folgende 15 Mennonitengemeinden: Altleiningen, Enkenbach, Frankenthal-Eppstein, Frankfurt, Friedelsheim, Katzweiler-Kühbörncheshof, Limburgerhof-Kohlhof, Ludwigshafen, Monsheim, Neudorferhof (Lettweiler), Obersülzen, Sembach, Weierhof, Worms-Ibersheim, Zweibrücken (Stand 2015). Insgesamt haben diese Gemeinden 1541 Mitglieder. Die ASM-Gemeinden liegen in einem dreieckigen Gebiet der Pfalz und in Rheinhessen. Die nördlichste und östlichste Gemeinde ist Frankfurt. Die südlichste Gemeinde befindet sich in Limburgerhof-Kohlhof, und am weitesten westlich liegt die Gemeinde Zweibrücken. Die Größe der Gemeinden reicht von 270 Gemeindemitgliedern (→Weierhof) bis zur kleinsten Gemeinde mit 15 Mitgliedern (Altleiningen).
1. Mennoniten in der Pfalz und Rheinhessen
Viele der ASM-Gemeinden blicken auf eine lange Geschichte zurück. So feierte die Mennonitengemeinde Kühbörncheshof im Juni 2015 ihr 300-jähriges Jubiläum und ist bei weitem nicht die älteste Gemeinde in der ASM.
Ein Grund für die frühe Ansiedlung und die recht große Dichte von Mennonitengemeinden in der Pfalz und Rheinhessen ist die Mennistenkonzession, die Kurfürst Karl Ludwig am 4. 8. 1664 unterzeichnete. Durch diese Konzession wurde die Ansiedlung der aus der Schweiz eingewanderten Täufer in der Kurpfalz legalisiert.
Anfänglich gab es kaum eine enge Zusammenarbeit der Gemeinden, sondern nur einen „brüderlichen Austausch“ der (Laien-) Prediger und Vorsteher der Gemeinden. Seit den 1830er Jahren gab es in Monsheim und Sembach die ersten angestellten Berufsprediger. In der Folgezeit schlossen sich einzelne Gemeinden zu Gemeindegruppen zusammen, in denen es meist darum ging, die Anstellung eines Pastors oder Pfarrers gemeinsam zu bewerkstelligen. So hatte z. B. die Gemeindegruppe Worms-Ibersheim, Ludwigshafen und Frankenthal-Eppstein seit 1856 gemeinsam angestellte Pfarrer.
Doch auch die institutionalisierte Zusammenarbeit der Gemeinden im heutigen ASM-Bereich entwickelte sich: So fanden 1803 und 1805 in Ibersheim Konferenzen statt, an denen Prediger und Vorsteher der Süddeutschen Mennonitengemeinden teilnahmen. Auf der Anwesenheitsliste finden sich Namen von heutigen Gemeinden genauso wie die Namen von Gemeinden, die es in dieser Form oder an dem genannten Ort nicht mehr gibt. Diese Konferenzen schlossen mit den Ibersheimer Beschlüssen, in denen Vieles im Gemeindeleben mit Wirkung nach innen und außen geregelt und neu zur Geltung gebracht werden sollte.
2. Gründung der Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennonitengemeinden
Die ASM e.V. wurde am 23. Februar 1974 nach einem Gesprächsprozess aus dem Zusammenschluss der beiden Organisationen Konferenz der pfälzisch-hessischen Gemeinden und der Mennonitischen-Central-Hilfskasse e.V. gegründet. Die Konferenz der pfälzisch-hessischen Gemeinden war nach dem Aufruf am 5. August 1871 durch den Prediger Jakob Ellenberger II entstanden. Am 13. Juni 1882 war die Mennonitische Hilfskasse e.V. zur Unterstützung Notleidender und Fürsorge für die Hinterbliebenen von Predigern gegründet worden.
Zur neu gegründeten ASM gehörten im Jahr 1974 die Gemeinden →Enkenbach, Eppstein, →Friedelsheim, Worms-Ibersheim, Kohlhof, Weierhof, Zweibrücken, Ludwigshafen, Kohlhof, Obersülzen, Monsheim, Kühbörncheshof, Sembach, Kaierslautern und Neudorferhof.
Die Gemeinde Kaiserslautern hatte die eigenen Gottesdienste bereits in den 90er Jahren eingestellt und sich in die Gemeinden Kühbörncheshof und Sembach aufgeteilt. 1998 wurden der ASM e.v. die beantragten Körperschaftsrechte (K. d. ö. R) verliehen, und die Gemeinden Frankfurt, Altleiningen und Neumühle wurden 1999 auf ihren Antrag hin einstimmig in die ASM aufgenommen. 2015 erklärte die Gemeinde Neumühle, dass sie nicht mehr weiter besteht. Zum Jahreswechsel 2015/2016 löste sich die Gemeinde Altleiningen auf, und die verbliebenen Mitglieder schlossen sich den umliegenden Mennonitengemeinden an.
3. Theologie in der ASM
Bis zur Gründung der →Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland (AMG) waren die Gemeinden Vollmitglied in der →Vereinigung der deutschen Mennonitengemeinden (VDM). Um auch weiterhin Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen sein zu können, wählten die meisten ASM-Gemeinden den Weg einer Teilmitgliedschaft in der VDM. So sind nun über die Gründungsmitgliedschaft der VDM im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) auch viele ASM-Gemeinden Mitglied im ÖRK. Erst im Laufe der Jahre formulierte die ASM auch Antworten auf wesentliche Fragen in eigenen Stellungnahmen und Positionspapieren. So wurde 1996 eine Empfehlung zu Taufe und Aufnahme in die Gemeinden nach einem langen Gesprächsprozess angenommen. 1997 wurde die Erklärung zum gleichwertigen Verkündigungsdienst von Frauen und Männern in unseren Gemeinden und Werken verabschiedet. 1998 folgte die Annahme des Positionspapiers Missionsverständnis. Ein Thesenpapier im Jahr 2000 zum Thema „Ehescheidung“ fand keine ausreichende Zustimmung und wurde an die Verfasser zurückverwiesen.
Das ökumenische Miteinander hat einen hohen Stellenwert in der ASM. Neben der Mitgliedschaft im ÖRK ist die Mitarbeit in regionalen Arbeitsgemeinschaften christlicher Kirchen (Südwest und Hessen-Rheinhessen) selbstverständlich. Auch auf lokaler Ebene suchen die ASM-Gemeinden die Zusammenarbeit mit anderen Kirchen, wo sie sich anbietet.
4. Aktivitäten der ASM
Obwohl die ASM-Gemeinden die meisten ihrer Angelegenheiten selbstständig regeln, gibt es verschiedene Projekte und Bereiche, die gemeinsam verantwortet werden.
Ein herausragendes Projekt der ASM-Gemeinden war die so genannte Ex-Jugoslawienhilfe in den Jahren 1991 bis 2002. Die Entstehung dieser Hilfswerksarbeit, die schnell über die ASM-Gemeinden hinauswuchs, beruhte zum großen Teil auf Impulsen, die Roswitha und Werner Funck einbrachten. Werner Funck, der Pastor der Mennonitengemeinden Friedelsheim, Altleiningen und Kohlhof und zugleich ASM-Vorsitzender (1989–1999) war, konnte durch diese Personalunion vieles bewegen. Die Projektarbeit in Bosnien geschah in enger Kooperation mit dem Deutschen Mennonitischen Friedenskomittee (DMFK). Dieses Projekt war ein wichtiger Meilenstein bei der Zusammenlegung der regionalen Hilfswerke im Jahr 2000 zum Mennonitischen Hilfswerk e.V. (→Diakonische Werke).
Andere Bereiche in der ASM, in welchen die Gemeinschaft der Gemeinden miteinander sichtbar wird, sind die ASM-weiten Urlaubs- und Kasualvertretungen, gegenseitige Gemeindebesuche und Kanzeltausch. Hieran nehmen auch die vielen Laienprediger und Laienpredigerinnen teil, die von ihren Gemeinden für den Predigtdienst eingesegnet wurden. Die hauptamtlichen Pastoren bzw. Pastorinnen treffen sich drei- bis viermal im Jahr zusammen mit den anderen Hauptamtlichen zum theologischen Austausch und Vorbereiten von Veranstaltungen.
An gemeinsamen Veranstaltungen gibt es die Mitgliederversammlungen im März, ein jährlich stattfindendes Schulungswochenende, Schulungsabende nach Bedarf, den Missionstag (Forum der Werke) im November und eine gemeinsam mit dem →Verband deutscher Mennonitengemeinden (VdM) und dem →Jugendwerk Süddeutscher Mennonitengemeinden (juwe) durchgeführte Konferenz im September. Gemeinden in schwierigen Situationen wird qualifizierte Beratung und Begleitung angeboten. Die ASM unterstützt in ihrem Bereich die regionale Jugendarbeit, sowie den Mennonitischen Kindergarten in Kaiserslautern.
Neben den angestellten Pastoren bzw. Pastorinnen in den Gemeinden gibt es keine weiteren bezahlten Stellen. Alle Vorstands- und Gremienarbeit geschieht ehrenamtlich.
Alle ASM-Gemeinden sind Gründungsmitglieder der AMG (Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden). Auf dieser Plattform geschieht der größte Teil der überregionalen Arbeit. Unter dem Dach der AMG wissen sich die ASM-Gemeinden sowohl in juristischen Fragen als auch bei Vertretung in nationalen und internationalen Gremien aufgehoben. Die ASM-Gemeinden wissen sich in Verbundenheit mit den Mennoniten weltweit unterwegs, sie gehen die aktuellen Fragen gemeinsam an und versuchen, die Herausforderungen der Zeit in gegenseitigen Beratungen zu lösen.
Literatur
325 Jahre Mennonitengemeinde Ibersheim 1661–1986, Ibersheim, 2., unveränd. Aufl. 2004. - Archiv der Mennonitischen Forschungsstelle, Weierhof.
Geschäftsstelle
ASM, c. o. Wolfgang Seibel, Lautereckstr. 10, 67069 Ludwigshafen; E-Mail: asm.buero@gmx.de.
Wolfgang Seibel