Inhaltsverzeichnis
Les Bulles (Église mennonite évangélique des Bulles)
1. Historische Entwicklung der Gemeinde
Im Laufe des 19. Jahrhunderts passten sich die Täufer in den Neuenburger Bergen immer mehr den Sitten des Landes an. Eine lange Zeit haben sie das Land, welches sie bearbeiteten, gepachtet. Da sie in ihrem Glauben immer weniger auf Widerstand stießen, konnten sie Besitzer der Höfe werden. Die Gottesdienste fanden in schlichter Weise statt, abwechselnd bei den verschiedenen Familien der Gemeinde. Der Vater der Familie bereitete am Sonntag das Gespann mit Wagen und im Winter den Schlitten vor, um mit den Familienangehörigen zum Gottesdienst zu fahren. Die Predigt wurde immer von einem Ältesten und einem oder zwei Predigern in „Bärndütsch“ gehalten.
1894 bauten die Neuenburger Mennoniten bei La Chaux-de-Fonds in Les Bulles eine Kapelle. Das Land für den Bau wurde von einem Gemeindeglied, neben seinem Hof, als Schenkung überlassen. Seither nimmt die Gemeinde einen Aufschwung.
Heute ist die Gemeinde Les Bulles französischsprachig, auch wenn viele Gemeindeglieder noch Deutsch verstehen und sprechen. Der Wechsel von der deutschen Sprache zur französischen begann nach dem Zweiten Weltkrieg und hat sich progressiv entwickelt. Der Älteste Louis Geiser, der beide Sprachen beherrschte, erkannte die Notwendigkeit und begann, französisch zu predigen. Der Wechsel ins Französische hat ihm von nicht wenigen Schweizer Mennoniten herbe Kritik eingebracht. In den 1950er Jahren wollten noch einige Gemeindeglieder, dass ihre Kinder einen Teil des Katechismusunterrichts in deutscher Sprache erhalten. Als Louis Geiser 1961 starb, ist die deutsche Sprache fast ganz verschwunden, nur der Prediger Samuel Habegger predigte noch eine Zeitlang einmal im Monat in deutscher Sprache. 1962 wird Charly →Ummel zum Prediger und 1969 zum Ältesten eingesetzt. Er hat das Gemeindeleben durch seinen kollegialen Führungsstil bis zu seinem Tod, ein Jahr vor dem 100. Jubiläum der Kapelle, maßgeblich geprägt.
2. Gemeindeleben heute
Älteste, Prediger und Diakonen haben die Gemeinde Les Bulles lange Zeit ehrenamtlich neben ihrer beruflichen Tätigkeit geleitet. 1998 wurde François Caudwell als erster besoldeter Pastor angestellt. Er übte diesen Dienst fast sieben Jahre aus. Heute ist Daniel Bippus Pastor in Teilzeitanstellung (60 %), daneben übt er noch einen anderen Beruf aus. Im September 2011 entschied die Gemeindeversammlung, Christian Schneeberger als Jugendpastor in Teilzeitbeschäftigung (20 %) anzustellen.
Im Laufe der Zeit haben sich die Gesellschaft wie auch das Gemeindeleben verändert. Das Pastoralteam bemüht sich, die Mitglieder zu einem klaren Christuszeugnis in der heutigen Welt zu ermutigen. So werden jährlich zweimal eine Serie von drei Gottesdiensten unter der Bezeichnung „Standpunkt“ mit einem aktuellen Thema (z. B. Sexuelle Süchte, Ökologie, Familie, Sterbehilfe, Gewaltlosigkeit, restaurative Gerechtigkeit) gestaltet und im Licht der Heiligen Schrift behandelt. Außerdem wird ein Kurs Étude de la Parole pour tous (Studium der Schrift für alle) angeboten. Zahlreiche Jugendliche lassen sich in Bibelschulen weiterbilden, z. B. bei Jugend mit einer Mission, am Theologischem Seminar Bienenberg oder an theologischen Fakultäten der Universitäten. Weiter unterstützt die Gemeinde seit mehreren Jahren das Ehepaar Elisabeth und Salomon Hadzi in Kpalimé (Togo) und seit 2016 auch ein Gemeindebau-Projekt in Genf.
3.Außenbeziehungen
Die Gemeinde Les Bulles ist Teil der →Konferenz der Mennoniten der Schweiz (KMS). Sie pflegt regelmäßig Kontakt mit ihren Schwester-Gemeinden und engagiert sich im Rahmen der KMS. Die Pastoren und Ältesten beteiligen sich auch regelmäßig an Veranstaltungen anderer, auch nichtmennonitischer Gemeinden. Charly Ummel war unter schweizerischen Mennoniten ein Pionier im Bereich ökumenischer Zusammenarbeit. Bereits 1978 legte er mit den vom Kanton Neuchâtel anerkannten Kirchen (Reformierte, Römisch-Katholische und Christ-Katholische Kirche) den Grundstein der kantonalen Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AGCK), die 1988 gegründet wurde. Charly Ummel wurde der erste Präsident. Seither beteiligt sich die Gemeinde Les Bulles weiter aktiv auf kantonaler Ebene und in der Stadt La Chaux-de-Fonds an den ökumenischen Gremien und der Evangelischen Allianz.
Bibliografie
Thomas Gyger, Historique du mouvement mennonite, in Chapelle mennonite des Bulles – 1894–1994. Un siècle d'existence, Kollektiv, 1994, 9–10 ; auch www.mennobulles.blogspot.com (März 2016). - Daniel Bippus, Notre communauté… demain, in: Chapelle mennonite des Bulles – 1894–1994: Un siècle d'existence, Kollektiv, 1994, 36 ff. - Charly et Claire-Lise Ummel, L'Église anabaptiste en pays neuchâtelois, 1994. - Kollektiv, Chapelle mennonite des Bulles – 1894–1994. Un siècle d'existence, 1994.
InfoBulles, Informationsbulletin der Mennonitengemeinde Les Bulles : www.mennobulles.blogspot.com
Daniel Bippus