Isaak, Gerhard P.

geb. am 12. Juli (neuer Stil: 25. Juli) 1869 in Schönau, Molotschna (Ukraine), Russland, gest. am 14. November 1945 in Filadelfia, Kolonie Fernheim, Paraguay; Prediger und Gemeindeleiter.

Gerhard P. Isaak wuchs im Dorf Alexanderkrone auf und schloss sich nach seiner frühen Bekehrung der Rückenauer Mennoniten-Brüdergemeinde an. 1894 heiratete er Aganeta Hiebert aus Tiegenhagen, Molotschna. 1897 zog das junge Paar mit den Schwiegereltern auf das Gut Steintal, Molotschna, wo ihnen drei Kinder geboren wurden. 1910 wurde Gerhard Isaak zum Prediger ordiniert, und 1912 zog er mit seiner Familie in das Dorf Tschongraw auf der Krim. Als 1918 die Bibelschule von Missionar Johann Wiens und anderen gegründet wurde, war er Mitglied des Komitees und sorgte für die wirtschaftlichen Belange der Schule. In jenen Revolutionsjahren war es nicht leicht, ein solches Werk zu führen. 1924 wurde die Bibelschule von der Regierung aufgelöst, und die Lehrer wanderten nach Kanada aus.

Von 1926 bis 1929 war Isaak Leiter der Mennoniten-Brüdergemeinde auf der Krim, bis er sich entschloss, aus Russland auszuwandern. Nach kurzer Wartezeit in Moskau war es ihm möglich, mit seiner Familie nach Deutschland zu gelangen.

Im Jahr 1930 erreichten er und drei Familienmitglieder mit weiteren 20 Personen in der fünften und damit kleinsten Einwanderergruppe (er war der Leiter der Gruppe) →Paraguay. Seine Frau, die krankheitshalber mit Tochter Suse zurückgeblieben war, starb 1931 in Deutschland. Die neu gegründete Kolonie Fernheim (auf der Krim gab es ein Dorf mit Namen Fernheim) kämpfte um den Aufbau. Deshalb wurde Gerhard Isaak mit Kornelius Langemann 1931 nach Ostparaguay gesandt, um bessere Siedlungsmöglichkeiten zu erkunden. Nach der Rückkehr riet er als väterlicher Begleiter den Siedlern, im Chaco zu bleiben.

Im September 1931 bewilligte Orie O. →Miller vom →Mennonite Central Committee (MCC) 500 Dollar für den Bau eines Krankenhauses. Mit dem Bau konnte 1932 begonnen werden. Die Verwaltung übernahm ein Krankenhauskomitee, das aus Gerhard Isaak, Gerhard Schartner und Hebamme Anna Duerksen bestand. Die erste Apotheke wurde im Büro des Industriewerkes eingerichtet. Suse Isaak, die inzwischen aus Deutschland gekommen war, verwaltete die Apotheke. Als der Chacokrieg ausbrach, war das zweistöckige Krankenhaus unter Dach.

Während des ganzen Krieges wurde das Krankenhaus dann vom Militär als Lazarett beansprucht. Die Militärärzte Dr. Bangs, Dr. Almedo und Dr. Morales behandelten in dieser Zeit auch die Mennoniten unentgeltlich. Gerhard Isaak war Hausvater und seine Tochter Maria Wiens (später Neufeld) Wirtschafterin. In besonderer Weise lagen Isaak die Indianer, die in der Kolonie lebten, am Herzen. 1932 wurden die ersten Missionsmöglichkeiten erwogen. In der Nacht vor der Sitzung der Kommission für Kirchliche Angelegenheiten (KfK) am 9. Juli trug er in sein Tagebuch Gedanken über eine zu eröffnende Mission wie auch ein Programm ein, das Evangelisation, medizinische Betreuung, Erziehung wie auch Sesshaftmachung der Indianer einschloss. Doch durch den Chacokrieg, der zwei Monate nach der Sitzung zwischen Paraguay und Bolivien ausgebrochen war, wurden alle gefassten Pläne der KfK vorläufig zum Stillstand gebracht und konnten erst nach Beendigung des Krieges 1935 wieder aufgenommen werden.

1933 heiratete Gerhard Isaak die Witwe Maria Legiehn. Von 1934 bis 1939 war er Leiter der Mennoniten-Brüdergemeinde in Fernheim. Seine Allianzgesinnung trug viel zum gegenseitigen Verständnis der drei Gemeinderichtungen Fernheims bei. Im Gemeindeblatt Das Band heißt es über ihn: „Bruder Isaak war vielen ein Vater in Christo.“ Einen Monat vor seinem Heimgang predigte er über Gal. 6, 2: „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“, einer Gemeinde, die durch manche inneren Unruhen ging. Bald starb er nach kurzer Krankheit. Die Beerdigung fand unter sehr großer Teilnahme statt.

Literatur

Martin Duerksen, Die Krim war unsere Heimat, Winnipeg, 1980, 122–124.

Hans J. Wiens

 
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