Basel-Holee (Mennonitengemeinde)

1. Kurzer historischer Abriss, theologische Orientierung

Bereits 1523 setzten in Basel einige Entwicklungen ein, die zur Reformation führten. Ein Predigtmandat des Stadtrates ordnete damals an: „Einzig die Bibel soll den Predigten zu Grunde gelegt werden.“ Von 1544 bis 1556 lebte David Joris, ein aus den Niederlanden zugewanderter Täufer, unter dem Decknamen Jan van Brügge in Basel. Er gewann große Beliebtheit im Adel der Stadt und erwarb unter anderem ein Gut im Holee. Da er die Dreieinigkeit Gottes ablehnte, distanzierte sich Menno →Simons von ihm und seinen Anhängern. Als nach seinem Tode in Basel bekannt wurde, dass der angebliche Edelmann zu den Wiedertäufern gehörte, erregte das große Empörung. Sein Leichnam wurde verbrannt. Über die Frühgeschichte der Täufer in Basel bis 1700 hat Hanspeter Jecker ausführliche Untersuchungen vorgelegt. Darauf kann hier nur hingewiesen werden. Es musste noch einige Zeit vergehen, bis die täuferischen Bauern ihre Milch im Stadttor von Basel öffentlich verkaufen konnten (vgl. das Gemälde von Joseph Reinhart, 1749–1829).

Das Jahr 1777 gilt als „Entstehungsjahr“ der Mennonitengemeinde Basel-Holee. Am 5. Oktober dieses Jahres wurde Hans Jakob Schmuckli zum Ältesten der Mennonitengemeinde Basel Neuweiler ernannt und einem Verantwortlichen der Mennonitengemeinde erstmals offiziell in der Region Basel die Wohnerlaubnis erteilt. Im Jahr 1847 wurde die Errichtung eines „freikirchlichen“ Gebäudes genehmigt: das damalige Gemeindehaus Basel-Holee. Der gemischte Chor der Gemeinde wurde 1897 gegründet, und die beteiligten Sänger und Sängerinnen wurden seither in ein Register eingetragen. Die Kirchenmitgliedschaft ist an einen persönlichen, freiwillig bezeugten Glauben an Jesus Christus gebunden. Dieser Glaube wird bei der Wassertaufe bekannt und soll im eigenen Leben konkret werden.

2. Weitere Entwicklung, besondere Merkmale des Gemeindelebens

Besonders in den Kriegsjahren (1939–1945) lebte die Gemeinde in enger Verbindung mit der Nachbargemeinde →Schänzli in Muttenz. Das gemeinsame „Strickkränzli“ bleibt ein Zeugnis auf Dauer.

Die geographische Lage und die Geschichte des Elsasses brachten es mit sich, dass die Gemeinde seit ihrer Entstehung von französischen und schweizerischen Gemeindegliedern besucht wurde. Im Jahr 1974 wurden 265 Mitglieder gezählt, wobei 4/5 in Frankreich und nur 1/5 der Mitglieder in der Schweiz wohnten. Diese Entwicklung führte dazu, dass 1987 eine Tochtergemeinde „La Ruche“ jenseits der Grenze in Saint-Louis (Frankreich) entstand.

Die entstandenen, recht beachtlichen Lücken wurden über die Jahre hin immer wieder durch viele deutschsprachige Gemeindeglieder ergänzt. Verschiedene Studenten aus Paraguay, die an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel (STH Basel) studierten, schlossen sich – zum Teil mit Familien – während des Studiums der Gemeinde an und arbeiteten hier mit. 2004 wurde Prof. Dr. Jacob Thiessen Rektor der STH Basel, nachdem er mit seiner Familie aus Paraguay wieder in die Schweiz zurückgekehrt war, und im selben Jahr wurde er auch Mitältester der Holee-Gemeinde. Damals war die Zahl der Gottesdienstbesucher auf dem Tiefpunkt angelangt. Einige weitere Studenten aus Paraguay und ihre Frauen halfen in den folgenden Jahren, die Gemeinde wieder aufzubauen. So begann z. B. ein Student, die Arbeit unter den Jugendlichen wieder aufzubauen, und weitere Studenten aus Paraguay setzten die Jugendarbeit fort. Allmählich wuchs auch die Sonntagsschule wieder an.

Heute kommt ein Großteil der Gemeindebesucher aus der Schweiz. Der französischsprachige Gottesdienst, der lange Zeit einmal im Monat durchgeführt wurde, findet nicht mehr statt. Durch die Anstellung eines deutsch und französisch sprechenden Pastors (Roland Hirschler) hat sich jedoch wieder ein französisch sprechender Hauskreis gebildet. Während der Gottesdienste findet weiterhin nach Bedarf eine Übersetzung über Kopfhörer statt.

Mit der Erhöhung des Lebensalters entstand auch eine gezielte seelsorgerliche Begleitung der Senioren in der Gemeinde und in den Seniorenheimen.

In den vergangenen Jahren wurden viele Gemeindemitglieder in Außendiensten, Gemeindegründung und Leitung, sowie Missionsdiensten tätig. Momentan unterstützt die Gemeinde zwei Missionarinnen, eine in Senegal und eine in Ruanda.

3. Beziehungen zu Konferenzen und anderen Kirchen – Leben im Umfeld

Nach wie vor bleibt die Holee-Gemeinde im Doppelfeld der Beziehungen mit der →Konferenz der Mennoniten der Schweiz (KMS) und der →Association Eglises Evangéliques Mennonites de France (AEEMF), die den jetzigen Pastor angestellt hat. Ein konkretes Bindeglied zu den Gemeinden der AEEMF sind die Familienverhältnisse, aber auch der Posaunenchor (1962 gegründet) in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Pfastatt im Elsass. Über auswärtige Dienste der Prediger entstehen Verbindungen mit mancherlei Kirchen und Gemeinden, besonders auch Beziehungen zu den Glaubensgeschwistern der Mennoniten in Paraguay.

Auf sozialer und gesellschaftlicher Ebene bringen sich die Gemeindeglieder im Bereich der Musik, der Arbeit in den Seniorenheimen, der internationalen Hilfsaktionen sowie im Unterrichtswesen ein. Mehrere Gemeindeglieder arbeiten ehrenamtlich in einer christlichen Buchhandlung in Basel mit.

Quellen

Hanspeter Jecker, Die Basler Täufer. Studien zur Vor- und Frühgeschichte, in:  "Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde“ 80 (1980), 5–131. http://retro.seals.ch/digbib/view?rid=bzg-002:1980:80::356 – Ders., Ketzer, Rebellen, Heilige. Das Basler Täufertum von 1580–1700. Liestal 1998. - Schweizer Familienforschung: http://kunden.eye.ch/swissgen/kant/bafb15-d.htm. - Geschichte Basels: http://www.altbasel.ch/dossier/david_joris.html. - Joseph Reinhart, Gemälde: Täuferisches Paar bei der Anlieferung von Milch, Basel um die Jahre 1800: http://mennonitica.ch/taeuferisches-paar-in-basel-bei-der-anlieferung-von-milch-um-1800/. - Artikel in: gameo.org.

Anschrift der Gemeinde: Holeestrasse 141, CH-4054 Basel. - http://www.mennoniten-basel.ch/

Roland Hirschler

 
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