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Quiring, Horst

geb. am 16. März 1912 in Mielenz, Bezirk Danzig, gest. am 23. November 1995 in Korntal; Verlagsleiter, Prediger in den Mennonitengemeinden Heubuden, Königsberg, Berlin und Stuttgart, ev. Pfarrer, Reiseleiter.

Horst Quiring wurde als viertes Kind eines westpreußischen Landwirts in eine Familie mennonitischer Tradition hineingeboren. Von dem Gedanken geleitet, den mennonitischen Gemeinden mit der fortschreitenden Bildung der Gemeindeglieder eine zeitgemäße Unterstützung zu sein, entschied er sich für das Studium der evangelischen Theologie. Er schloss es 1935 mit einer Dissertation über Luther und die Mystik bei Walther →Köhler an der Universität Heidelberg „summa cum laude“ ab. Bei Köhler wurden auch seine mennonitischen Studienkollegen Harold S. →Bender und Cornelius →Krahn promoviert. 1937 wurde Horst Quiring in seiner Heimatgemeinde Heubuden ordiniert und in Berlin nach einer entsprechenden Satzungsänderung als Hilfsprediger eingeführt, so dass er mit Königsberg gleichzeitig in drei Mennonitengemeinden tätig war. Zur materiellen Absicherung ergriff er den Zweitberuf als Buchhändler und leitete bis 1939 die theologische Abteilung der renommierten Buchhandlung Collignon in Berlin. In seinem 1938 im Furche Verlag veröffentlichten Buch Grundworte des Glaubens klärt und vertieft er 80 Begriffe gegenwartsnah in kurzer, der Gemeinde zugänglicher Form.

Am 8. 7. 1939 heiratete er Elisabeth Unruh, Tochter von Frieda Hege und Benjamin H. →Unruh. Während des Krieges war Horst Quiring als Funker in der Nachrichteneinheit eingesetzt, am 1. 1. 1948 kehrte er aus russischer Gefangenschaft zurück. Im April 1948 trat er in Stuttgart die Stelle als Geschäftsführer des Evangelischen Missionsverlags (Basler Mission) an, die er bis 1975 innehatte. Neben Missionsliteratur erschien hier auch die Ökumenische Rundschau.

Den Mennoniten diente er nach dem Kriege vorwiegend ehrenamtlich. 1948 hielt er seine erste Predigt in der Mennonitengemeinde Stuttgart, wo er wenig später bis an sein Lebensende zum Ältesten eingesetzt wurde. Am Mennonitischen Lexikon hatte er schon ab 1932/33 mitgearbeitet. Von 1949 bis 1982 war er Vorstandsmitglied im →Mennonitischen Geschichtsverein und Schriftleiter der Mennonitischen Geschichtsblätter, ab 1970 gemeinsam mit Heinold Fast und Hans-Jürgen Goertz.

Kritik am Mennonitentum duldete Horst Quiring nicht. Forschungsinitiativen, die das idealisierte Täuferbild der sogenannten Benderschule revidieren wollten, wies er unerbittlich zurück; auch wehrte er sich vehement gegen Stimmen, die die deutschen Mennoniten während des NS-Regimes in die Nähe des Nationalsozialismus rückten (→Drittes Reich). Dass eine solche Nähe in Teilen des deutschen Mennonitentums, aber auch unter Mennoniten in Kanada und Südamerika bestand, ist heute nicht mehr von der Hand zu weisen. Beharrlich und erfolgreich trat er für die ökumenische Öffnung der Mennoniten ein. Seine Predigten wurden von vielen geschätzt als lehrreich, lebensnah, textgetreu und dem Gott des Friedens verpflichtet.

Am Ende seines beruflichen Lebens – von 1975 bis 1985 – übte er gleichzeitig die beiden Ämter des Ältesten in der Mennonitengemeinde Stuttgart und des Pfarrers in Teilzeit in der evangelischen Johanneskirche Stuttgart aus. Dieses zunächst „ökumenische Experiment“ wurde beiderseits schnell als fruchtbare Verbindung anerkannt.

Humorvoll und weltoffen, schätzte er sehr den Kontakt zu Menschen aller Nationen, den ihm seine Tätigkeiten für die Basler Mission, im Präsidium der →Mennonitischen Weltkonferenz mit Tagungen in Nord- und Südamerika und als Reiseleiter bei „Biblische Reisen“ viele Jahre zu pflegen erlaubten.

Veröffentlichungen (Auswahl)

Luther und die Mystik, in: Zeitschrift für systematische Theologie, 13. Jg., 1936, 150 – 174 und 179 – 240. - Die Anthropologie Pilgram Marbecks, in: Mennonitische Geschichtsblätter 1937, 10 – 17. - Grundworte des Glaubens, Berlin 1938. - Martin Schlunk und Horst Quiring (Hg.), Karte der Religionen und Missionen der Erde, Bern 1951.

Literatur

Hans-Jürgen Goertz, Nachruf auf Horst Quiring, in: Mennonitische Geschichtsblätter 1996, 157–160.

Renate Quiring

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