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Wiebe, Otto

geboren am 9. 7. 1895 in Stadtfelde, Kr. Großes Werder, Westpreußen, gestorben am 14. 7. 1976 in Neuwied-Torney, Deutschland, verheiratet mit Grete, geb. Dyck, drei Kinder; Prediger und Ältester.

Nach Abschluss der Höheren Landwirtschaftsschule übernahm Otto Wiebe die elterliche Landwirtschaft in Stadtfelde, die er bis zum Ende des zweiten Weltkrieges 1945 betrieb. Otto Wiebe wurde in beiden Weltkriegen zum Militär eingezogen. 1922 wurde er in der damals größten Mennonitengemeinde an der unteren Weichsel, seiner Heimatgemeinde Heubuden-Marienburg, zum Prediger gewählt. Wie es in den westpreußischen Landgemeinden üblich war, hatte er als Prediger weder eine theologische noch eine Bibelschulausbildung. Er war ein beliebter Redner bei Familienfeiern und Beerdigungen.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Familie Wiebe zunächst auf der Halbinsel Nordstrand in Schleswig-Holstein untergebracht, um dann Ende 1949 nach Rheinland-Pfalz umzusiedeln, wo sie für fast zwei Jahre eine Bleibe auf dem Branchweilerhof bei Neustadt an der Weinstraße fand. Am 1. 1. 1952 übernahm Otto Wiebe die frei gewordene Predigerstelle in der Evangelischen Mennonitengemeinde →Neuwied. Die Familie zog in die Mennonitensiedlung im damaligen Niederbieber-Segendorf-Torney. Am 30. 3. 1952 wurde er in Neuwied zum Ältesten der Gemeinde ordiniert. Diesen Dienst versah er, solange es seine Gesundheit erlaubte, bis 1970.

Otto Wiebe war auch Geschäftsführer der Konferenz der ost- und westpreußischen Mennonitengemeinden einschl. Danzig, bis 1961 Mitglied im Vorstand der →Vereinigung der Deutschen Mennonitengemeinden, arbeitete in der Herausgeberkommission von Der Mennonit (→Zeitschriften) mit und bediente als Prediger und Ältester der Evangelischen Mennonitengemeinde Neuwied, deren Mitglieder weit verstreut lebten, mehrere Außenstellen auf dem Westerwald, am Rhein und das Mennonitische Altersheim „Marienburg“ in Leutesdorf (Kr. Neuwied).

Niemand kannte die westpreußischen Mennoniten, ihre Familien und Sippen so gut wie Otto Wiebe. Deshalb machte er sich nach dem Zweiten Weltkrieg zur Aufgabe, die Überlebenden zu erfassen. Im Auftrag des Hilfswerks der Vereinigung der Deutschen Mennonitengemeinden betreute er zunächst west- und ostpreußische Glaubensgeschwister, die sich für die vom →Mennonite Central Committee (MCC) organisierte und finanzierte Auswanderung nach Übersee entschieden hatten, und stellte in Abstimmung mit den Organisatoren den 2. Transport nach →Uruguay zusammen. Für das Mennonitische Siedlungswerk in Deutschland, das ab 1950 in der Bundesrepublik – ebenfalls mit Unterstützung durch das MCC – für die Heimatvertriebenen mehrere Mennonitensiedlungen errichtete, war er bis zu dessen Ende 1957 zuständig. Es gelang Otto Wiebe, in Niederbieber-Segendorf, Ortsteil Torney (heute Neuwied-Torney), →Backnang und →Espelkamp viele nach dem Kriegsende auseinander gerissene Familien in neu erbauten Siedlungen und in lebensfähigen Gemeinden zusammenzuführen.

Charakteristisch für ihn war seine Bescheidenheit. Er verbrannte alle seine Schriftstücke, „damit nach meinem Tod nicht so viel Unfug geschrieben wird.“ Trost für die vom Vertriebenenschicksal betroffenen Geschwister und deren Integration in die neuen Gemeinden waren ihm ein besonderes Anliegen. So führte Otto Wiebe beispielsweise 1953 für die Kinder der verstreut lebenden Gemeindeglieder zentrale Kinderfreizeiten ein und besuchte möglichst alle ca. 700 Glieder seiner Neuwieder Gemeinde mindestens einmal im Jahr. Über sein Motto: „Dem Herrn, eurem Gott, sollt ihr dienen, so wird er dein Brot und dein Wasser segnen“ (2. Mose 23, 25) hat er die Festpredigt zu seiner Ordinierung gehalten.

Aufsätze und Berichte

Trost für die Auswanderungswilligen: Otto Wiebe, Unruhe und Suchen, in: Unser Blatt 6, 1949. - Brüder in Not! Über die Auswanderung der Danziger-, Ost- und Westpreußen-Mennoniten in „Unser Blatt“ Nr. 42 1949. - Berichte über die Betreuung der mennonitischen Flüchtlinge aus dem Osten in den Berichtsbänden der Mennonitischen Weltkonferenzen 1952 und 1957. - Der Flüchtlingsweg läuft aus, in: Der Mennonit 8, 1957.

Literatur

Martha Händiges, Ordinationsfeier von Br. Otto Wiebe in der Mennonitengemeinde Neuwied am 30. 3. 1952, in: Der Mennonit 6 und 7, 1952. - Horst Dyck, Otto Wiebe +, 9. 7. 1895 – 14. 7. 1976, in: Mennonitische Blätter 9, 1976.

Ursula Mekelburger und Bernd Quiring

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