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Mennonitische Weltkonferenz (MWK)
Die Mennonitische Weltkonferenz ist ein Zusammenschluss aus 103 kirchlichen Landesverbänden (Stand 2016), die sich mit der täuferisch-mennonitischen Glaubenstradition identifizieren, wie sie im reformatorischen Aufbruch des 16. Jahrhunderts entstanden war.
1. Geschichte der Weltkonferenz
Im Vorfeld zum Jahr 1925 begannen die Mennoniten Europas, besonders Süddeutschlands, über eine gebührende 400-Jahrfeier nachzudenken, um sich an die erste „Glaubenstaufe“ im Januar 1525 zu erinnern. Pastor Emil →Händiges verfasste die eindrucksvolle Broschüre Seid euer Väter wert, in der manche Resultate der damals neu aufblühenden Täuferforschung zusammengefasst wurden. Diese Schrift, die wohl zur Identitätsstärkung für die Gemeinden gedacht war, enthält bereits alle wesentliche Elemente, die Harold S. →Bender ungefähr zwanzig Jahre später in seiner programmatischen Schrift The Anabaptist Vision in Nordamerika und für den englischen Sprachraum veröffentlichte.
Der Initiator und energische Förderer der Idee einer mennonitischen Weltkonferenz in den ersten zwanzig Jahren war Christian →Neff, Pastor auf dem →Weierhof und Vorsitzender der Konferenz Süddeutscher Mennoniten. Die Vorträge und Festansprachen behandelten das Thema „Wie können wir das geistliche Leben in unseren Gemeinden fördern?“ Die Ältesten Fritz Goldschmidt und Samuel Nussbaumer (Schweiz) leiteten die Tagungen der ersten Weltkonferenz in BAsel 1925. Hauptredner waren Jakob Kröker, Michael Horsch und Christian Schnebele (Deutschland), David Geiser (Schweiz) sowie W. J. Kühler und T. O. Hylkema (Niederlande). Von besonderer Bedeutung war die Eingabe der Allgemeinen Mennonitischen Bundeskonferenz in Russland. Ältester Jakob Rempel, der von der Sowjetunion als Einziger die Erlaubnis erhalten hatte, in die Schweiz zu reisen, aber letzten Endes nicht die Schweizer Einreisegenehmigung erhielt, überbrachte an der Grenze in Lörrach eine Kundgebung und einen besonderen Vorschlag zur Gründung eines Allmennonitischen Verbandes: „I. Zweck: Zusammenschluss aller Mennoniten und Pflege des Mennonitentums der ganzen Welt unter Wahrung der Besonderheiten und der vollständigen Unabhängigkeit aller Richtungen und Schattierungen innerhalb des Mennonitentums. II. Mittel: 1. Zentralbureau; 2. Zentralkasse; 3. Presse- und periodische allgemeine Delegiertenversammlungen. III. Besondere Aufgaben: 1. Äußerer und innerer Ausbau der Gemeinde, besonders der zerstreuten kleineren Gruppen; 2. Gründung und Erhaltung von Schulen kirchlichen und bürgerlichen Charakters; 3. Missionstätigkeit; 4. Unterstützung Bedürftiger und Notleidender, besonders auch Studierender; 5. Ein- und Aussiedlung; 6. Adressbuch.“ (Bericht über die 400-jährige Jubiläumsfeier der Mennoniten oder Taufgesinnten, Karlsruhe 1925, 158).
1930 wurde in Danzig eine zweite Vollversammlung einberufen, die als „Mennonitische Welthilfskonferenz“ bekannt wurde. Hier ging es fast ausschließlich um die Umsiedlung und Hilfe für mennonitische Sowjetflüchtlinge nach Kanada und Südamerika. Harold S. Bender, B. H. Unruh, C. F. Klassen, David Toews und S. H. N. Gorter berichteten über das sehr umfangreiche Hilfswerk, an dem fast alle damals bekannten mennonitischen Gemeinden teilhatten.
Die dritte Vollversammlung in Amsterdam 1936 erinnerte an Menno Simons' Ausgang aus dem Papsttum 400 Jahre zuvor und an seine Bedeutung für die Gegenwart. Über mennonitische Geschichte und Gegenwart in den Niederlanden berichteten J. N. Inytema, in Deutschland Christian Neff, in der Schweiz Samuel Geiser, in Russland Benjamin H. Unruh, in den USA Harold S. Bender, in Kanada David Toews, in Paraguay Fritz Kliewer, über Mission Orie Miller und C. Nijdam, über Hilfswerke S. H. N. Gorter, P. C. Hiebert und David Toews, über Mennoniten und Kultur Henry Smith und Frits Kuiper, über mennonitische Jugendarbeit P. R. Schroeder und Erich Göttner. Die Spannungen vor dem Zweiten Weltkrieg deuteten sich hier schon an. Eine kleinere Gruppe von etwa zwanzig Personen, mehrheitlich aus den Niederlanden und Nordamerika, traf sich nach der Vollversammlung in Fredeshiem, um das internationale Mennonitische Friedenskomitee zu gründen und ein friedenstheologisches Manifest zu unterschreiben, das allen mennonitischen Gemeinden weiterempfohlen wurde. Die deutschen Mennoniten waren offiziell nicht an der Gründung beteiligt, da sie zu dem Zeitpunkt bereits den Grundsatz der Wehrlosigkeit aufgegeben hatten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war es erst wieder 1948 möglich, eine Vollversammlung einzuberufen, dieses Mal in den nordamerikanischen mennonitischen Colleges in Goshen, Indiana, und Newton, Kansas. Die Gefühle, besonders zwischen Amerika, Holland und Elsass-Frankreich einerseits und dem von 1933 bis 1945 nationalsozialistisch regierten Deutschland andererseits waren immer noch angespannt und aufgewühlt. Da keine Mitgliederkonferenz frei von Befangenheit war, um zu einer Vollversammlung einzuladen, übernahm das MCC und ihr Leitungsgremium diese Aufgabe. Sichtbare Spitzen dieser Initiative waren der MCC-Europa-Direktor und Flüchtlingsbeauftragter C. F. Klassen, sowie Harold S. Bender, Orie Miller und P. C. Hiebert. Die europäische Delegation ließ man auf einem Schiff gemeinsam anreisen. Auf dieser Ozeanfahrt soll es schon teils hitzige, teils brüderliche Gespräche miteinander gegeben haben. Es kam dann zu Reue und Abbitte von Seiten der deutschen Mennoniten, angeleitet vom Krefelder Pastor Dirk Cattepoel, über das Versagen der deutschmennonitischen Gemeinden in dieser Zeit. Dieses war zwar keine offizielle Stellungnahme, aber eine sehr bedeutsame Geste. Zu Gegenwart und Zukunft des Täufertums wurden ca. 45 Vorträge gehalten. Das MCC übernahm auch die Reisekosten der meisten Delegierten aus Europa und Südamerika.
1952 gab es in St. Chrischona, Schweiz, eine Vollversammlung zum Thema Die Kirche Christi und ihr Auftrag. Die Basler theologische Fakultät ehrte die Versammlung mit einer Sonderausgabe ihrer Zeitschrift. Im Großmünster von Zürich sprachen Fritz Blanke und Oskar Farner im Namen der Schweizer Reformierten Kirche und der Zürcher Theologischen Fakultät versöhnliche und anerkennende Worte zur Täuferbewegung. Diese 5. MWK ehrte das Leben Konrad Grebels und von Felix Manz durch die Enthüllung von zwei besonderen Gedenktafeln in Zürich.
Die ersten drei Weltkonferenzen wurden von Christian Neff geleitet, die vierte von P. C. Hiebert aus den USA, Vorsitzender des MCC. Seit der 5. Vollversammlung in Basel 1952 (Vorsitz Harold S. Bender, USA) wurde der Charakter der Vollversammlungen stärker theologisch und weniger historisch.
Auf der 6. MWK in Karlsruhe 1957 (Vorsitz Harold S. Bender) wurde über Das Evangelium von Jesus Christus in der Welt gesprochen. Hier entstanden auch die Grundzüge der ersten Satzung. Es war eine Zeit, in der man, sowohl in Amerika als auch in Europa, ein außerordentliches Interesse an Täuferforschung, Täufertheologie und der sogenannten „recovery of the Anabaptist vision“ beobachten konnte. Durch die →Paxboys, die Flüchtlingsbetreuung, die Zeitschrift Der Mennonit, sowie durch die Gründung der Europäischen Mennonitischen Bibelschule bei Basel waren sich amerikanische und europäische Mennoniten wieder näher gekommen und fanden mehr als zuvor eine gemeinsame Sprache.
Auf der 7. MWK in Kitchener, Ontario, Kanada, 1962 (Vorsitz Harold S. Bender) war das Hauptthema Die Königsherrschaft Christi. Es war die bei weitem größte Vollversammlung der Geschichte. Mit einem eigens gemieteten Charterflug war eine grössere europäische Delegation angereist. Der schon vom Tod gezeichnete Harold S. Bender hielt eine letzte Predigt. Auch sein bedeutsames Schlussgebet ist in die Geschichte und die Konferenzbücher eingegangen. Cornelius Dyck, ehemaliger MCC-Arbeiter in Europa und Südamerika und ausgewiesener Kirchenhistoriker, begann bedeutende Aufgaben als „Exekutivsekretär“ zu übernehmen.
Auf der 8. MWK in Amsterdam 1967 (Vorsitz Erland Waltner, USA) ging es um Das Zeugnis des Heiligen Geistes. Die „wilden 68er Jahre“ machten sich bemerkbar, wie ein emblematisches Foto jener Zeit belegt: eine zigarettenrauchende Journalistin im Minirock teilt während der Pause eine Parkbank mit einer älteren mennonitischen Frau, die die Kirchentracht der Lancaster Old-Mennonites trägt. Jugendarbeit und die Perspektive der mennonitischen Universitätsstudenten bekommen mehr Beachtung.
Die 9. MWK in Curitiba, Brasilien, 1972 (Vorsitz Erland Waltner) hatte als Hauptthema Jesus Christus versöhnt. Schon im Vorfeld war es zu Fragen und Spannungen gekommen, ob man denn wirklich im Land einer Militärregierung tagen wolle. Die holländischen Mennoniten hatten ihren Unwillen bekundet und die Frage wurde auch z. B. im paraguayischen Mennoblatt aufgenommen. Diese Tagung wurde die erste Begegnung mit der lateinamerikanischen Befreiungstheologie und einer neuen, globalen Generation von Mennoniten, die für die althergebrachte Idee des „völkischen Mennonitentums“ und ihrer „ethnoreligiösen Identität“ wenig Verständnis fanden. Es kam dann im Schlussgottesdienst zu einer etwas stürmischen Kundgebung dieser jungen Stimmen, was unter Beweis stellte, dass für die globale Mennonitenkirche neue und andere Zeiten anbrachen.
Auf der 10. MWK in Wichita, Kansas, USA, 1978 (Vorsitz Milton Belete, Äthiopien ) ging es um Das Reich Gottes in einer sich ändernden Welt. Es war in mancher Hinsicht der Höhepunkt des sogenannten Kalten Krieges, der Spannungen zwischen Ost und West. Bezeichnend war eine erstmalige offizielle Teilnahme von Mennoniten aus der Sowjetunion.
Die 11. MWK in Straßburg, Frankreich, (Vorsitz Charles Christano, Indonesien) 1984 handelte über Gottes Volk dient in Hoffnung. Der täuferische Friedenstheologe Ron Sider rief auf energische Weise zu christlicher Friedensarbeit in Konfliktregionen der Welt auf. Dieses führte zur Gründung der seither sehr aktiven Christian Peacemaker Teams.
Auf der 12. MWK in Winnipeg, Kanada, 1990 (Vorsitz Ross T. Bender) ging es um Christus in der heutigen Welt bezeugen. Hier tauchte zum ersten Mal mehr oder weniger offiziell die Frage auf, wie die Kirche mit der Thematik der Homosexualität umzugehen habe. Dieses führte prompt zum Austritt einer nationalen Mitgliedskirche aus dem Süden. Außerdem hinterließ diese Tagung ein beachtliches Defizit, was die Frage aufwarf, ob solche globalen Großveranstaltungen wirklich sinnvoll und finanzierbar seien.
Auf der 13. MWK in Kalkutta, Indien, 1997 (Vorsitz Raul García, Argentinien) war das Hauptthema Höre, was der Geist den Gemeinden sagt. Nicht nur die lange mennonitische Missionsgeschichte in Indien, sondern auch der Kontext der indischen Kultur und Religiosität beeindruckten die Teilnehmer. Eine Tagung mennonitischer Bildungsinstitutionen war von besonderer Bedeutung und führte zu der Publikation des Buches Theological Education on Five Continents: The Anabaptist Perspective, herausgegeben von Daniel S. Scipani und Nancy Heisey (MWC 1997). Die Tradition, jedem Kontinent eine Tagesgestaltung zu übergeben, sowie die Ausstellung „Unser globales Kirchendorf“ fanden positiven Eingang in den Veranstaltungskalender.
Die 14. MWK in Bulawajo, Simbabwe, 2003 (Vorsitz Mesach Krisetya, Indonesien) thematisierte Gaben teilen in Freude und Leid. Zum ersten Mal fand eine Weltkonferenz in Afrika und in einer Kirche statt, die zu den Brüdern in Christo gehörte. Die Herzlichkeit und Schlichtheit, mit der die Lokalgemeinden die Gäste betreuten, war eindrucksvoll. Man fand Wege, mit der extremen Armut und dem jahrzehntelang anhaltenden und freiheitseinschränkendem Regime des Präsidenten Mugabe umzugehen, ohne die Situation gutzuheißen.
Auf der 15. MWK in Asunción, Paraguay, 2009 (Vorsitz Nancy Heisey, USA) ging es um den Aufruf Kommt zusammen auf dem Weg Jesu Christi. Gastgeber waren dieses Mal die acht verschiedenen paraguayischen Mitgliedkirchen: drei mennonitische Kirchenverbände aus den unterschiedlichen indianischen Kulturen, zwei aus der mehrheitlichen Latinobevölkerung und drei mit deutsch-mennonitischem Migrationshintergrund. Asunción brachte eine fruchtbare 20-jährige Tätigkeit des Exekutivsekretärs Dr. Larry Miller zum Ausklang, der während seiner Dienstzeit Strukturveränderungen herbeigeführt hatte, um den Umstand zu berücksichtigen, dass der zahlenmäßige Schwerpunkt der weltweiten Mennonitenkirche sich mittlerweile in den globalen Süden und in die sogenannten Entwicklungsländer verlegt hatte. Die Ernennung des jungen kolumbianischen Theologen César Gracía zum Generalsekretär, der die nächste Konferenz leitete, trug dieser Wirklichkeit Rechnung.
Auf der 16. MWK in Harrisburg, Pennsylvania, USA, 2015 (Vorsitz Danisa Ndlovu, Simbabwe) war das Hauptthema Unterwegs mit Gott.
Seit 1961 gibt es einen Generalsekretär, der sich permanent um alle Geschäfte der Weltkonferenz kümmert. Cornelius J. Dyck bekleidete den Posten von 1961 bis 1973 mit dem Büro in Elkhart, Indiana, USA. Paul N. Kraybill war der erste Generalsekretär, der seit 1972 halbzeitig und seit 1978 vollzeitig angestellt war, mit dem Büro in Lombard, Illinois, USA. Larry Miller folgte von 1990 bis 2011 mit seinem Büro in Straßburg, Frankreich. Mit seinem Nachfolger César García wechselte das Zentralbüro 2012 in den Süden nach Bogota, Kolumbien.
2. Satzung und Struktur
In Karlsruhe 1957 und Kitchener 1962 gab sich die Weltkonferenz eine erste Satzung. Hier wird als Ziel (purpose) festgeschrieben, „die Mennoniten der Welt in regelmäßigen Treffen zusammenzubringen zur brüderlichen Gemeinschaft“. Als Aufgabe wird definiert, „das gemeinsame Studium und die Betrachtung von Fragen des Glaubens und des Dienstes, die weltweite Bedeutung haben, wie auch die Unterstützung der Kirchen durch Zeugnis und Hilfeleistung in ihrem Dienst.“
Hier wird zum ersten Mal auch der Begriff von verbindlichen Mitgliedskirchen geprägt. „Autonomous Mennonite conferences or bodies in all lands, which agree on their own terms to participate in the work of the conference“ (Proceedings 7, 698). Diese Satzung wurde 1978 revidiert und setzte sich zum Ziel, „Gemeinschaft, Kommunikation und gegenseitige Hilfestellung“ zu fördern. Paul N. Kraybill, Generalsekretär von 1973 bis 1990, berichtete 1999: „Was anfänglich eine Zusammenkunft war, die in erster Linie sich an historische Momente des Täufertums erinnerte, damals mit wenig Teilnehmern, viel Ungewissheiten und Zurückhaltungen, wurde zu einer Mennonitischen Weltkonferenz von großem Ausmaß, mit wichtigen Vorträgen und Diskussionen zu entscheidenden theologischen und praktischen Themen, die für die Mennoniten der ganzen Welt von Bedeutung sind und Wärme, Gemeinschaft und manchen praktischen Nutzen vermitteln. Die Mennonitische Weltkonferenz ist vom Wesen her eine Zusammenkunft, die inspiriert und Gespräche anregt, mit keiner juristischen oder anderen Autorität über die einzelnen Mitgliedkirchen, aber immer bereit, auf die Bedürfnisse der einzelnen Gemeinden einzugehen. Ihre Bedeutung und Wertschätzung ist im Laufe der Zeit sehr gewachsen. Die Vollversammlungen tragen dazu bei, das weltweite Mennonitentum zu stärken und den geistlichen Auftrag zu erfüllen“ (Art. Mennonite World Conference, in: GAMEO).
Auf der 15. Vollversammlung in Asunción 2009 gab sich die MWK eine neue und umfangreiche Satzung, die ihr Wesen auf bedeutsame Weise verändert hat. Als „Vision“ wird folgendes festgelegt: „Die MWK ist dazu berufen, ein Bund (communion) von Kirchen in täuferischer Tradition zu sein, die sich vernetzt (linked to one another), um in Gemeinschaft (fellowship), Anbetung (worship), Dienst (service) und Zeugnis (witness) eine weltweite Glaubensgemeinschaft darzustellen.“ Das Organisationsmodell sieht drei verantwortliche Körperschaften vor: 1. Die Mitgliedkirchen (member and associate churches participants); 2. Das Präsidium (general council); 3. Das Exekutivkomitee. Als „Interimautorität“ gelten die sogenannten „Officers“: der 1. Vorsitzende (President), der 2. Vorsitzende (Vicepresident), der Schatzmeister (Treasurer) und der Generalsekretär (General Secretary.)
Zum Präsidium gehören Delegierte aller Mitgliedskirchen sowie Beobachter. Das Präsidium trifft sich alle drei Jahre zu einer Vollversammlung. Zum Exekutivkomitee gehören der Vorsitzende und der erste Stellvertreter sowie zwei Personen von jedem der fünf Kontinente, der Generalsekretär und der Schatzmeister. Vertreten im Exekutivkomitee sind auch zwei vom Präsidium ernannte Mitglieder der vier Arbeitskommissionen sowie die Regionalkoordinatoren aus Afrika, Asien, Europa, Nord- und Südamerika.
Die Unabhängigkeit jeder Mitgliedskirche und Landeskonferenz bleibt grundsätzlich gewährleistet, was Lehre, Finanzen und interne Fragen und Situationen betrifft. Dennoch wird versucht, in gewisser Weise eine „Bundeskonferenz“ (covenant community) zu sein, indem man sich verpflichtet, miteinander verantwortlich umzugehen und für einander, wo nötig, Verantwortung zu übernehmen (mutual accountability). In dieser Hinsicht sind die Begriffe „koinonia“ und „communion“ (verbindliche Gemeinschaft – „interdependence“) von wachsender Bedeutung. Obwohl eine Vielfalt von theologischen Richtungen, Strömungen und verschiedenen Schwerpunkten vertreten ist, ist ein Prozess in Gang gesetzt worden, „gemeinsame Überzeugungen“, theologischen Konsens und die tragende Basis zu stärken und zu fördern.
3. Bestehende Kommissionen
Gegenwärtig (Stand 2016) hat das Präsidium vier permanente Kommissionen ernannt, die sich um besondere Anliegen der MWK kümmern (matters of vital concern): Frieden, Mission, Diakonie sowie Glaube und Leben. Ihre Aufgabe besteht laut Satzung darin, Themen und Lehrmaterialien auszuarbeiten und sie dem Präsidium zwecks Annahme und Weiterleitung in die Gemeinden vorzulegen. Außerdem haben sie eine beratende Funktion und stehen in Kontakt mit Netzwerken und Gruppen, die Interessen und Anliegen mit der Weltkonferenz teilen.
4. Identitätsstiftende Dokumente
Im Laufe der Zeit hat sich eine kleine Basisbibliothek (shelf list) zur täuferisch mennonitischen Identität aufgebaut. Dies ist eine Auswahl von Büchern, die allen Mitgliedskirchen zum lokalen Gebrauch empfohlen werden. In einem groß angelegten Projekt wurden fünf Bände zur globalen täuferisch mennonitischen Geschichte erstellt. Jeder Band umfasst einen Kontinent.
Eine erste gemeinsame Glaubensplattform (shared convictions) wurde 2006 nach einem langen globalen Erarbeitungsprozess vom Präsidium verabschiedet. Es ist ein kurzes Sieben-Punkte-Dokument, welches Glaubensüberzeugungen zusammenfasst, die von allen Mitgliedkirchen geteilt werden.
Die Kommission für Glauben und Leben hat drei Grundsatzdokumente erarbeitet zu den theologischen Grundlagen der vier Arbeitskommissionen zu Diakonie, Frieden, Mission und Theologie (Alfred Neufeld Friesen), zu den Stärken und Schwächen der „täuferischen Tradition“ (Hanspeter Jecker) und zur Koinonia-Gemeinschaft (Thomas Yoder Neufeld).
5. Kirchendialoge
Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat die MWK mit Kirchen anderer Traditionen offizielle Dialoge geführt: mit der Reformierten Kirche (1984–1989), mit dem Baptistischen Weltbund (1989–1992), mit der Katholischen Kirche (1998–2003: Called together to be peacemakers), mit dem Lutherischen Weltbund (2005–2010: Healing of memories: Reconciling in Christ), mit dem Weltbund der Adventisten (2011–2012: Living the Christian life in today’s world). 2010 kam es in Stuttgart zu einem bedeutenden Versöhnungsakt zwischen den Mennoniten und dem Lutherischen Weltbund. 2012 begann ein fünfjähriger „Trialog“ mit der Katholischen Kirche, dem Lutherischen Weltbund und der MWK zur Theologie und Praxis der christlichen Taufe.
6. Statistische Daten
Das MWK Global Directory 2015 (Mennonite, Brethren in Christ, Church of the Brethren and others) gibt als Gesamtzahl getaufter Gemeindeglieder in der täuferisch mennonitischen Tradition 2.115.195 an. Davon sind 736.801 aus Afrika, 431.313 aus Asien, 64.610 aus Europa, 199.912 aus Südamerika und 682.559 aus Nordamerika. Von dieser Zählung gehören zur MWK in Afrika 95 %, in Asien 84 %, in Europa 30 %, in Südamerika 51 % und in Nordamerika 36 %. Insgesamt wurden 17.430 Lokalgemeinden gezählt, davon 65 % im Globalen Süden und 35 % im Globalen Norden. In der Gesamtzählung kommt Afrika auf 35 % aller Mennoniten, Asien auf 20,5 %, Europa auf 3 %, Lateinamerika auf 9,5 % und Nordamerika auf 32 %. (MWC Reference Notebook 2016)-
Literatur
Konferenzberichtbücher der 1. bis 6. Mennonitischen Weltkonferenz in deutscher Sprache; 7. - 16: Proceedings, in englischer Sprache. - Harold S. Bender und Paul N. Kraybill, Art. Mennonite World Conference, in: GAMEO (Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia, Online, 2010/2016). - Cesar Garcia (Hg.), MWC Reference Notebook. Digitale Version für internen Gebrauch. Updated Edition, January 2016. - Fernando Enns und Jonathan Seiling (Hg.), Mennonites in Dialogue. Offical Reports from International and National Ecumenical Encounters, 1975–2012, Eugene, OR, 2015. - John A. Lapp und Ed van Straten, Mennonite World Conference 1925 – 2000. From Euro-American Conference to Worldwide Communion, in: Mennonite Quarterly Review 77, 1, 2003, 7–45. - Larry Miller, Diversity: Blessing, curse, or call to communion? A reflection on the Mennonite World Conference experience, in: Vision, Frühjahr 2010, 62–73.
Alfred Neufeld Friesen